Chinas Botschafter zum Abschied kritisch: Schelte für Journalisten und Handwerk
Er sagt, dass er Deutschland lieben gelernt hat. Aber: Journalisten hierzulande findet Chinas Botschafter Wu Hongbo zu ideologisch. Und Handwerker? Ganz schön lahm.
Berlin taz | Der Vertreter des Megastaates möchte noch mal was sagen: Dass die Medien in Deutschland sachlich und fair über China berichten, das wünscht sich Wu Hongbo, Botschafter der Volksrepublik China.
Er habe in den vergangenen drei Jahren den Eindruck gewonnen, dass viele deutsche Journalisten mit ideologischen Vorurteilen über China berichten. In der sonntaz klagt er: „Diese Ideologie ist noch von dem Denkmuster des Kalten Krieges geprägt und lautet: Alle sozialistischen Staaten sind böse. In den Berichten von diesen Journalisten ist China ein dunkles und diktatorisches Land.“
Welche Vorstellungen hat der chinesische Diplomat von der Pressefreiheit? Die sonntaz hat es ausprobiert und ihn um ein Gespräch gebeten – kurz bevor Wu auf einen neuen Job als Vizegeneralsekretär der UN für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten berufen wurde.
Die Fragen vorab
In der chinesischen Botschaft werden Regeln vorab als freundliche Fragen formuliert. Ob es möglich wäre, die Interviewfragen an Wu Hongbo vorab zu bekommen? Ob der Reporter Interviews von sich schicken könnte? Und den Lebenslauf? Und alle Artikel, die er über China geschrieben habe? Wir spielen mit, kündigen aber an, auch andere Fragen und Nachfragen zu stellen.
Dann das Interview: Auf die fehlende Meinung-und Pressefreiheit in China angesprochen, antwortet Herr Wu, dass es in China über 300 Millionen Blogger gebe, die jeden Tag die Arbeit der Regierung frei kritisieren würden. „Aber die Meinungsfreiheit,“ findet Herr Wu, „muss auch eine Grenze haben, nämlich diese Meinungen dürfen die Gesetze nicht verletzen.“
Und dies sei auch das Problem mit dem Künstler Ai Weiwei und des blinden Menschenrechtsaktivisten Chen Guangcheng gewesen: „Chen Guangcheng wurde bestraft, weil er öffentliche Regeln gebrochen hat. Wenn er nichts gegen das Gesetz getan hätte, dann würde er natürlich auch nicht bestraft werden.“
Unerwähnt lässt er freilich, dass Chen Guangcheng 2006 wegen angeblicher „Beschädigung öffentlichen Besitzes“ und „Beeinträchtigung des Straßenverkehrs durch Massenveranstaltungen“ zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt wurde. Menschenrechtsorganisationen kritisierten das Gerichtsverfahren als unfair und fadenscheinig.
Bouquets und Botschaftsfotograf
Das Interview gibt Herr Wu in einem Botschaftsaal voll sozialistischem Barock: hinter den Samtsesseln sind blaue Bergketten an die Tapete gemalt, auf den Tischen stehen breit aufgefächerte Blumenbouquets. Anwesend sind neben den Interviewer und Fotografin: der Botschafter Wu, Frau Zhou vom Protokoll, Herr Yimang vom Protokoll, ein Dolmetscher, ein Botschaftsfotograf und ein Kellner im Anzug mit Fliege, der Wasser und Tee nachschenkt.
Bevor Herr Wu 2009 nach Deutschland kam, so erzählt er es, dachte er wegen der negativen Berichterstattung in den deutschen Medien, dass die Deutschen die Chinesen nicht mögen. Diese Sorge habe sich nicht bestätigt. Er sei, berichtet Herr Wu, überall in Deutschland herzlich empfangen worden. Er habe Deutschland lieben gelernt.
Enttäuscht war er hingegen von der deutschen Dienstleistungskultur. In seiner Residenz im Grunewald war unter seinem Bad eine Leitung undicht. Und erst nachdem die Arbeiter dreimal gekommen seien, hätten sie die undichte Stelle repariert. Ein anderes Mal wollte er eine andere Tür haben; es habe mehr als einen Monat gedauert, bevor man ihm diese neue Tür geliefert hat. Dann war es wieder ein Internetzugang für seine Residenz, der nicht prompt kam. Erst nach einem Monat seien die Leitungen installiert worden. „All das wäre in China,“ sagt Herr Wu im sonntaz-Gespräch, „viel, viel, schneller gegangen.“
Was der chinesische Botschafter Wu Hongbo über Deutschland und die Deutschen denkt, was er auf Fragen nach Demokratie und Gerechtigkeit antwortet und weshalb er rät, Kinder in deutsch-chinesische Kindergärten zu schicken, lesen Sie in der sonntaz vom 23./24. Juni 2012. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz
Leser*innenkommentare
Humbug
Gast
Ist doch klar, dass die deutschen Handwerker erlahmen, wenn sie mit dem Tinnef, der in China hergestellt wird, arbeiten müssen. Bevor man mit der Arbeit beginnt, muss man den chinesischen Schund erst mal reparieren.Und hier dürfen-zum Glück- Journalisten noch ihre eigene Meinung haben. Und dass er Deutschland liebt-liegt es vielleicht daran, dass hier keine Hunde gefressen werden?
roland
Gast
könnte mich den anschließen!
selbst auf der online seite von taz wird laufend über die "Femen" mit ihren Brüsten bericht!
was soll das?
wer bezahlt diese frauen?
stehen da massen dahinter oder ist das nur show.
müsen die nicht irgenwie nebenbei arbeiten?
und immer ist ein "guter und zufälliger " journalist dabei?
und das ist heute Journalismus!!!!!!!!!!!ich weß ja nicht!
El Brainfucko
Gast
Ja klar, in China läuft vieles nicht gerade vorbildlich aber so zu tun als sei Deutschland (oder irgendein anderes Land der Welt) ein Musterknabe in Sachen Meinungsfreiheit und Menschenrechte zeugt auch von reichlich realitätsferne...
Karl Sonnenschein
Gast
Langsame Handwerker?
Glauben sie das es einfach war ihren Palast zu verwanzen?
Das schafft man nicht in einer Schicht!