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@ Wolfgang
Wie hätte es denn laufen sollen? Tod durch Strick ohne Verhandlung?
es ist ein leichtes, sich mit dem täter zu befassen, auf den gerne das komplette spektrum des unerklärlich bösen gebündelt wird.
wo lesen wir die fragen an jene, die zu krüppeln geschossen wurden - und deren antworten, und die der angehörigen und freunde der ermordeten? ist es nicht zumutbar, zu schockierend, würde es zuviel in frage stellen? sind wir zu feige, all unsere kleinen möchtegern-breiviks damit zu konfrontieren, diejenigen, welche am liebsten gleich alles niedermachen, was als störend empfunden wird? wem, wenn nicht jenen geschundenen gehör und sprache geben - statt diesem einen kranken würstchen an den lippen zu hängen?
und wir feiern!
"450 seit Jahren in Norwegen lebende asylsuchende Kinder von Ausweisung bedroht sind"
Das Asyl eben für politisch Verfolgte gilt und eben nicht für Wirtschaftsflüchtlinge dürfte bekannt sein.
Dementsprechend ist logisch, dass eben nicht jeder einfach so aufgenommen werden kann, dem es in der Heimat nicht so gut geht.
Zudem: Kinder werden auch nicht alleine nach Norwegen kommen.
Was das also mit Rechtsextremismus zu tun haben soll, dass geltendes Recht ausgeführt wird bleibt wohl nur dem Verfasser verständlich.
Sorge macht mir die unfähige Justiz, die Breivik zum Kasperletheater degradiert. Da werden von beiden Seiten Paragraphen zitiert, hin und her geredet, dem Täter eine übergroße Bühne gewährt und die Opfer stehen fassungslos und weinend daneben. Sie verstehen nichts und können auch nichts verstehen. Sie werden allein
gelassen. Was für eine Welt!
"450 seit Jahren in Norwegen lebende asylsuchende Kinder von Ausweisung bedroht sind"
Ist dem Verfasser bekannt, welchem Zweck Asyl hat: Verfolgte zu beheimaten für die Zeit der bestehenden Verfolgung. Asylpolitik ist keine Einwanderungspolitik. Was ist eigentlich daran so schwer zu verstehen?
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas lässt alte Konflikte in der linken Szene wieder aufbrechen. Ein Dialog erscheint so gut wie unmöglich.
Kommentar Breivik-Prozess: Eine politische Tat
Anders Breivik mag ein einsamer Täter gewesen sein, doch steht er mit seinen Ideen alles andere als allein. In Norwegen muss nun ein Kampf gegen Intoleranz im Alltag beginnen.
Nach zehnwöchigem Prozess steht das Gericht in Oslo vor der gleichen Frage wie am Anfang: Ist Breivik als schuldfähig einzustufen oder ist er unzurechnungsfähig? Doch ist es wirklich so entscheidend, ob er die nächsten zwei Jahrzehnte in einer geschlossenen Psychiatrie oder in einer Haftanstalt verbringt? Eines nämlich hat der Prozess klar gemacht: Breiviks Tat war politisch.
Mag er in seinen Handlungen der einsame Täter gewesen sein, so steht er mit seinen Ideen alles andere als allein. Wie ein roter Faden zieht sich durch sein Manifest und seine Stellungnahmen jenes Räsonnement, das man aus der Counterjihad-Ecke und vom traditionellen Rechtsextremismus her kennt.
Die Gruppen, die Breiviks Gesellschaftsanalyse teilen, sähen ihn gerne in der Psychiatrie. Könnten sie sich so doch viel leichter von diesem „verrückten“ norwegischen Massenmörder abkoppeln. Ein schuldfähiger Terrorist Breivik hingegen wäre einer, der die äußersten Konsequenzen antimuslimischer und rechtsextremer Rhetorik repräsentiert.
Was ist aus der Suche nach dem „Warum?“ geworden, fragen Kritiker des Prozessverlaufs. Breivik ist nicht vom Himmel gefallen. „Was hätten wir anders machen können und was machen wir nun?“ Diese von der Schriftstellerin Anne Holt gleich nach dem Massaker aufgeworfene Frage ist vor Gericht nahezu ausgeblendet worden. Und sie läuft Gefahr, nach Prozessende erst recht begraben zu werden.
So sangen zwar Zehntausende aus Protest auf den Marktplätzen das Pete-Seeger-Lied „Kinder des Regenbogens“; doch gleichzeitig löst es kaum mehr als ein Achselzucken aus, wenn 450 seit Jahren in Norwegen lebende asylsuchende Kinder von Ausweisung bedroht sind. Oder Vertreter des islamischen Rats von kräftig gestiegenem Muslimhass berichten. „Breivik-Vermeidung“ fängt beim alltäglichen Kampf gegen Intoleranz und Diskriminierung an.
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Kommentar von
Reinhard Wolff
Auslandskorrespondent Skandinavien und das Baltikum
Lebt in Schweden, schreibt seit 1985 für die taz.