Der sanfte Riese

NACHRUF Schauspieler Dieter Pfaff ist tot. Gütig und willensstark waren die Figuren, die er verkörperte

Er wirkte wie „der sanftmütigste, entspannteste Mensch unter Gottes Sonne“, schrieb taz-Redakteur David Denk, nachdem er Dieter Pfaff im Frühjahr 2012 bei den Dreharbeiten zu „Der Dicke“ getroffen hatte. Es wurde Pfaffs letzte von vier Staffeln der ARD-Serie, die im Sommer 2012 gesendet wurde. Die Dreharbeiten für eine neue Staffel musste er im Herbst abbrechen.

Am Dienstag ist Dieter Pfaff im Alter von 65 Jahren gestorben. Der Schauspieler hatte Krebs.

Bekannt wurde Pfaff Mitte der achtziger Jahre durch seine Rolle in der Vorabendserie „Der Fahnder“, geliebt wurde er für seine Darstellung des melancholischen Kommissars Hans Sperling, den er von 1996 bis 2007 spielte, und für seine Verkörperung des Psychotherapeuten Maximilian Bloch („Bloch“) und des sanften, gutmütigen, aber durchsetzungsstarken Rechtsanwalts Gregor Ehrenberg („Der Dicke“).

Pfaff beschrieb Ehrenberg als einen, „der nicht mehr für irgendwelche Kapitalisten lügen wollte, die Nase gestrichen voll hatte. Die Worte blieben ihm im Halse stecken. Und er schämte sich.“ Das kam an bei den Zuschauern. „Viele freuen sich, dass soziale Themen angesprochen werden, alltägliche Ungerechtigkeiten“, sagte Pfaff. Für das Publikum steckte so viel von dem Schauspieler in dieser Rolle, dass sie ihn anfassten, wenn sie ihn trafen, so wie es Bloch und Ehrenberg auch tun, wenn sie wieder mal jemandem aus der Patsche helfen müssen.

Dieter Pfaff, 1947 geboren, Abitur 1968, abgebrochenes Lehramtsstudium, Regieassistenz am Theater in Dortmund, wandte er sich erst im Alter von 35 Jahren seiner eigentlich Berufung, dem Schauspiel, zu. Und das ohne Kompromisse: „Ich habe gelernt, dass meine Nerven außerhalb meiner Haut enden, damit das, was in mir vorgeht, sichtbar wird. Das heißt aber auch: Es gibt keinen Schalter, den ich umlegen kann, wenn ich meine Ruhe haben will.“

Für diese Art des Spielens fand Dieter Pfaff schon bald Bestätigung. Der Traum vom Rockstar war damit ausgeträumt. Schon aus Überzeugung widmete sich Pfaff dem, womit er so viele Menschen berührte: dem Schauspiel. „Talent ist ein Geschenk, mit dem man demütig umgehen muss“, sagte Pfaff.

„Dieter Pfaff war ein Volksschauspieler erster Güte, das Publikum und wir werden ihn sehr vermissen“, sagte ZDF-Fernsehspielchef Reinhold Elschot. „Wahrhaftig, beharrlich, einfühlsam und von einzigartiger Präsenz“ sei Pfaff gewesen, sagte NDR-Intendant und ARD-Vorsitzender Lutz Marmor. JÜRN KRUSE

■ Das ganze Porträt von Dieter Pfaff auf taz.de