Umweltinstitut versucht Lifting bei Uschi Glas

Die Schauspielerin erhält einen Wissenschaftspreis für „Zivilcourage“ gegen die Stiftung Warentest

MÜNCHEN taz ■ Uschi Glas strahlt. Endlich erhält sie Unterstützung in ihrem Kampf gegen die Stiftung Warentest. Diese hatte die „Uschi Glas hautnah Face Creme“ der Schauspielerin im April 2004 mit „mangelhaft“ bewertet und auch den anschließenden Prozess gewonnen. Die Hilfe kommt vom Hamburger Umweltinstitut. Das verlieh Glas gestern in München den Preis „Laien schaffen Wissen“.

Der Preis soll Menschen auszeichnen, die sich dafür einsetzen, dass neue Fakten über wissenschaftliche Zusammenhänge erkannt und publik werden. „Durch ihr Engagement für ein kleines Kosmetikunternehmen wurde eine Vielzahl fragwürdiger Praktiken der Stiftung Warentest bekannt“, sagte Dagmar Parusel vom Umweltinstitut.

Fragwürdig ist jedoch eher die Glaubwürdigkeit des Instituts. Vor allem der wissenschaftliche Leiter Michael Braungart ist umstritten. Der Chemieprofessor und ehemalige Greenpeace-Aktivist arbeitet als Berater für eine Reihe namhafter Unternehmen, darunter: Monsanto, BASF, Degussa, Volkswagen und Wella. Seine Frau, Monika Griefahn, musste 1995 als damalige Umweltministerin in Niedersachsen zurücktreten, weil sie Braungart lukrative Aufträge für die Expo in Hannover zugeschanzt haben soll. Außerdem warf man ihr vor, sie habe ihm bei Veranstaltungen der Landesregierung indirekte Werbeauftritte für sein Institut ermöglicht.

Braungart sieht dagegen „die wissenschaftliche Seriosität der Stiftung Warentest infrage gestellt“. Konkret wirft sein Institut der Stiftung vor, der Versuchsaufbau sei „nicht korrekt“ gewesen. „Unter den Probandinnen gab es Krebskranke und Diabetikerinnen“, so Parusel. Entsprechende Beweise lägen vor.

„Das ist absurd“, sagt Heike van Laak, Pressesprecherin der Stiftung Warentest. Die dreißig Frauen, die vier Wochen lange die Uschi-Glas-Creme verwendet hatten, hätten dem Bevölkerungsdurchschnitt entsprochen. „Es waren Frauen darunter, die die Pille oder ab und zu Schmerzmittel einnahmen“, schwerst- oder hautkranke Testerinnen seien aber nicht dabei gewesen.

Mehrere Probandinnen hatten das Testcremen abgebrochen, weil sie im Gesicht starke Irritationen wie Pusteln, Rötungen oder Akne bekamen. „Wir haben noch nie solch starke Reaktionen in einem Test erlebt“, erklärt Versuchsleiter Peter Sieber.

Dass Glas vor Gericht zog, ist für die Stiftung Warentest nichts Besonderes. Van Laak: „Das ist ihr gutes Recht, das haben schon mehrere Hersteller versucht.“ Tatsächlich überzeugte die Stiftung den Richter von ihren „sachgemäßen und neutralen Testmethoden“, Glas verlor.

Die Stiftung Warentest, die teilweise mit öffentlichen Geldern finanziert wird, gilt unter Toxikologen als unabhängig und solide. Bislang hat sie keinen Prozess verloren. Ihr Bewertungen gelten deshalb als fester Maßstab. Kritisierte Hersteller versuchen ihre Produkte in der Regel zu verbessern, damit die Stiftung ihre Urteile revidiert.

Nun steht Aussage gegen Aussage. Die Parteien sind unversöhnlich. Zur Preisverleihung war kein Vertreter von Stiftung Warentest geladen. Dort vermutet man, dass die gestrige Preisverleihung sei eine PR-Nummer für Braungart und Uschi Glas war. In letzter Zeit war es ruhig geworden um den Ökovisionär, der gern im Rampenlicht steht. Und die Schauspielerin hat nach einem weiteren verlorenen Schmerzensgeldprozess Imageprobleme. KATHRIN BURGER