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DIE WAHRHEITThe Jetski Games

Im Jahr des Drachen: Wem die Hunderte von kleinen Inseln im Südchinesischen Meer genau zustehen, ist nicht leicht auszumachen.

W em die Hunderte von kleinen Inseln im Südchinesischen Meer genau zustehen, ist nicht leicht auszumachen. Auf jeder chinesischen Landkarte gehören sie zu China. Sie werden aber auch von anderen Ländern beansprucht, darunter von Vietnam, Malaysia und den Philippinen. Eine Entscheidung fällt auch deshalb schwer, weil es sich zum großen Teil nur um winzige Felsen oder Sandbänke handelt, die noch nie besiedelt waren. Und einen Vogel, eine Palme oder Seestern kann man schlecht befragen, ob er sich eher als Chinese, Filipino oder Vietnamese fühlt.

Dennoch oder vielleicht auch deshalb haben sich in letzter Zeit die Konflikte um die verstreuten Inselchen zugespitzt. Einen Höhepunkt erreichten sie in den letzten Wochen, als es zu einer Auseinandersetzung zwischen einem philippinischen Kriegsschiff und chinesischen Fischerbooten am Scarborough-Riff kam, das die Chinesen Huangyan nennen. Diese angeblichen Inseln bestehen tatsächlich aus nichts weiter als ein paar Felsen, von denen der größte namens South Rock bei Flut gerade mal ein Meter achtzig aus dem Wasser ragt. Dann können auf ihm drei bis vier Menschen stehen.

Die Mickrigkeit des Felsen hindert allerdings keine Partei daran, auf ihrem Standpunkt – die ollen Steine gehören uns! – zu bestehen. Auch wird der Konflikt nicht unbedingt dadurch entschärft, dass US-Außenministerin Clinton 2010 in Hanoi erklärte, eine Lösung der Gebietsfragen im Südchinesischen Meer sei auch im „nationalen Interesse“ der USA. Das hieß, dass sich die USA selbst in dieser Frage ein Einmischungsrecht vorbehalten.

privat
Christian Y. Schmidt

ist Kolumnist der Wahrheit. Seine Geschichten sind auch als Buch erschienen.

Da also die Situation höchst vertrackt ist, reiste ich neulich selbst ins Südchinesische Meer, um vor Ort eine Lösung zu finden. Ich gelangte bis auf die Insel Weizhou im Golf von Tonkin, die – wie Schilder überall verkündeten – zur „Coastal Defense Management Aera“ Chinas gehört. Hier legte ich mich ein paar Tage an den Palmenstrand und ließ mir die tropische Sonne auf den Körper brennen. Zwischendurch sprang ich ins azurblaue Meer.

Diese Form des Brainstorming brachte zunächst weniger als erwartet, auch weil mich beim Denken am Strand herumknatternde Buggys und im Wasser herumröhrende Jetskis störten. Doch dann kam der Tag, an dem ich beim Schwimmen fast von einem dieser Drecksski überfahren wurde. Und plötzlich war alles klar. Meine Lösung lautet also wie folgt: Alle Jetski-Fahrer Chinas werden ein paar hundert Seemeilen südlich zum Scarborough-Riff geschickt; die Strandbuggyfahrer kommen auf den Rücksitz. Dort treffen sie auf ihre ebenso dementen Kumpel von den philippinischen Stränden, und auch die Jetskifahrer aus Vietnam, Indonesien und Malaysia kommen angebraust. Anschließend kämpfen alle in einer großen Wassermotorradschlacht um die Zugehörigkeit der Felsen.

Ich hoffe allerdings, dass bei der Auseinandersetzung sämtliche Kombattanten draufgehen. Nur der eine, der gewinnt, darf am Ende auf den South Rock klettern. Da kann er dann so lange herumstehen, bis er runterfällt.

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1 Kommentar

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  • B
    Besserwessi

    "Und einen Vogel, eine Palme oder Seestern kann man schlecht befragen, ob er sich eher als Chinese, Filipino oder Vietnamese fühlt. "

     

    Mein Vorschlag: Orakelknochen befragen, wie in guten alten Tagen.