Ermittlungen gegen Windanlagenbauer

VERDACHT Kreditbetrug, Manipulation – der Produzent Windreich steht im Visier der Staatsanwaltschaft

STUTTGART taz | Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat Ermittlungen gegen die Windreich AG eingeleitet. Der Windkraftanlagenbauer steht im Verdacht, seine Bilanzen manipuliert zu haben. Außerdem werde wegen des Verdachts des Kapitalanlagebetrugs, der Marktpreismanipulation und des Kreditbetrugs ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Im Visier stehen dort den Angaben zufolge fünf amtierende und ehemalige Vorstandsmitglieder.

Rund 35 Beamte durchsuchten am Dienstag die Hauptverwaltung im baden-württembergischen Wolfschlugen sowie vier Privatwohnungen. Dabei seien rund 1.200 Ordner sowie eine große Menge digitaler Daten sichergestellt worden.

Konkret geht es um die Geschäftsjahre 2010 und 2011. In diesen Jahren soll die Windreich AG Forderungen und Umsätze in Millionenhöhe ausgewiesen haben, denen entweder keine effektiven Geschäfte zugrunde lagen oder aber Geschäfte mit einem deutlich niedrigeren Gegenwert. Zudem seien Forderungen bilanziert worden, mit deren Tilgung nicht mehr ernsthaft zu rechnen gewesen sei. Nach dem Handelsgesetzbuch droht im Falle einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.

Zu den Verdächtigen gehören der Vorstandschef Willi Balz sowie das frühere Vorstandsmitglied Walter Döring. Der FDP-Politiker war früher Wirtschaftsminister in Baden-Württemberg. Er wies die Vorwürfe jedoch zurück. „Ich habe eine Bilanz unterschrieben, die ein hoch renommiertes Prüfungsbüro vorgelegt hat“, sagte Döring. Balz äußerte sich auf taz-Anfrage am Mittwoch nicht.

Das Unternehmen wurde 1999 von Balz gegründet. Nach eigenen Angaben hat die Windreich AG einen Marktanteil von 35 Prozent an Offshore-Windanlagen in der deutschen Nordsee.

NADINE MICHEL