Der neue Trend zum Schriftstellern: Dann schreib ich halt ein Buch
Die ehemalige Ministerpräsidentin Heide Simonis sitzt schon wieder an einem Buch - diesmal soll es ein Krimi werden, der im Landtag spielt. Die taz hat fiktive Interviews mit Norddeutschen geführt, die ihre neu gewonnene Freizeit ebenfalls für Buchprojekte nutzen wollen.
taz: Herr Wulff, Ihr Buch …
Christian Wulff: … wird "Bleibt verborgen" heißen, ist ein Wealth-Ratgeber und knüpft ans Vorläuferwerk "Besser die Wahrheit" an. Und Band drei wird …
Sie planen noch einen?
Die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) schreibt an einem Kriminalroman rund um den Kieler Landtag. "Ich will niemanden in Bedrängnis bringen", sagte Simonis den Lübecker Nachrichten. Sie wolle sich aber "etwas von der Seele schreiben. Zum Beispiel, wie schrecklich Männer sein können". Wann der Krimi erscheint, ist offen. "Der Täter wird eine Frau. Mir fehlt nur noch die Leiche", sagte Simonis. Fest stehe, dass der Gemeuchelte ein Mann sein wird, "weil die Romanfigur fürchterlich gemein ist". Simonis war 2005 bei ihrer Wiederwahl in vier Wahlgängen gescheitert, weil ihr eine Stimme fehlte. Bis heute ist unklar, wer der "Heide-Mörder" war. Über ihr Leben als Politikerin unter Männern hat Simonis bereits ein Buch geschrieben, über die Finanzkrise auch und - gemeinsam mit ihren Schwestern - über ihre Kindheit in Bonn ebenfalls. Der Kriminalroman sei ein Versuch, sagte Simonis. "Ich habe noch nie einen umgebracht und ich weiß deswegen nicht, wie man eine Leiche hinbekommt." (dpa, dapd)
Es wird eine Trilogie. Er soll "Bis(s) zur Verjährung" heißen - etwas für junge Idealisten.
Und Teil zwei verarbeitet Traumata Ihres Karriereknicks?
Vor allem gehts um Tipps dafür, sich unsichtbar zu machen - und was man dabei besser vermeidet.
Was denn?
Ein Fehler war, am Europatag zum Empfang im Auswärtigen Amt zu gehen. Das lag daran, dass Mittwoch war. Mittwochs gibts bei der Heilsarmee Sellerie.
Wie jetzt?
Sellerie mag ich nicht. Und im AA gibts bei Empfängen ein tolles Buffet, mit Köstlichkeiten des Gastlandes, so chaud-froid, da könnt ich meine Kinder für verkaufen, oder das von Bettina.
Und das steht in Ihrem Buch?
Ja solche Anekdoten - und Methoden, wie sich die Situation ganz legal zu Geld machen lässt.
Neben dem Ehrensold?
Das sind nur 16.583,33 Euro im Monat - Urlaubsgeld gibt es nicht. Aber keine Sorge. Ich spiele garantiert eine größere Rolle im Wahlkampf-Etat der Niedersachsen-CDU.
Wieso? Sind die nicht heilfroh, wenn Sie sich da raushalten?!
Das ist es ja! Keiner kann bei zwei Terminen gleichzeitig auftreten. Aber jeder kann fast überall im selben Augenblick nicht sein.
Das ist ja irre!
Nein, mit Verlaub, das ist beinahe genial: Tatsächlich ist nichts lukrativer, als sich für seine Abwesenheit bezahlen zu lassen. Verzicht ist eben wirklich erst der wahre Reichtum.
Christian Wulff, 53, ist Ex-Bundespräsident
taz: Herr von Boetticher, Sie haben ja nun viel Zeit. Gerüchteweise sind Sie dabei, ein Buch zu schreiben?
Christian von Boetticher: Ja, das stimmt. Das hab ich doch letzte Woche auf meiner Facebook-Seite gepostet.
Es geht um Liebe in sozialen Netzwerken…
Auch das ist richtig. Wer weiß, wie man Facebook nutzt, kann dort schlichtweg Liebe finden. Aber zunächst sollte man für sich seine Ansprüche formulieren.
Zum Beispiel?
Also, ich suche zum Beispiel junge Frauen, die politisch sehr interessiert sind …
Und die finden Sie wie?
Durch das Beobachten von Diskussionen. Posten Sie was auf der Seite der Person, die Ihnen gefällt, dann sollten Sie erst einmal anfangen, sich über Chats besser kennenzulernen.
Und wann sollte man sich zum ersten Mal treffen?
Das kann ganz schnell gehen. Am besten Sie buchen gleich ein Hotel für ein ganzes Wochenende, dann haben sie genug Zeit, sich wirklich kennenzulernen.
Und wie ist das mit dem Umfeld? Gibt es keine Vorbehalte bei Facebook-Beziehungen?
Natürlich gibt es verständliche moralische Vorbehalte. Aber in meinem neuen Buch finden Sie auch Tipps, wie Sie Ihre Privatsphäre schützen.
Christian von Boetticher, 41, war CDU-Chef in Schleswig-Holstein, bis er wegen der Beziehung zu einer Minderjährigen zurücktreten musste
taz: Herr Hanebuth, in Hannover ist das Gerücht zu hören, Sie würden derzeit an einem Radtouren-Führer für Südniedersachsen schreiben. Stimmt das?
Frank Hanebuth: Dieses Gerücht ist hanebüchen! Sie glauben doch nicht im Ernst, dass man seine Harley einfach gegen einen Drahtesel eintauscht? Als Kind habe ich zwar die Bonanza-Räder geliebt, aber seither ist ja doch so einiges passiert ...
Aber Ihr eigener Anwalt, Götz von Fromberg, hat gesagt, dass Sie nach all dem Ärger um Ihre Hausdurchsuchung und die Auflösung der Hells Angels sich nun nun beim Radeln entspannen wollen.
Der gute Götz ... der würde Ihnen auch den alten Otto-Witz erzählen: Fragt ein Mann im Bordell: "Wo ist denn hier der Ausgang?"
"Nehmen Sie doch den Auspuff!". Selten so gelacht. Also: Kein Radtouren-Führer?
Kein Radtouren-Führer. Aber wenn Sies nicht drucken, verrate ich Ihnen ein Geheimnis: Ich schreibe ein Kindertierbuch.
Über Hunde?
Wie haben Sie denn das erraten? Es geht tatsächlich um einen Jungen, dessen Hund stirbt. Das ist sehr traurig! Denn dahinter stehen finstere Mächte, die das arme Tier heimtückisch umgebracht haben ...
Wurde es von einem Motorrad überfahren?
So was passiert nur frechen Journalisten! Womit dieses Interview dann übrigens auch beendet wäre.
Frank Hahnebuth, 47, war Boxer und Präsident des aufgelösten Hells Angels-Chartes in Hannover
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!