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Ist Beschneidung eine Körperverletzung?Einschnitte in Fleisch und Frieden

Jurist Holm Putzke wirkt sehr zufrieden. Seine Expertise verunsichert Ärzte. Rabbiner sehen jüdisches Leben bedroht. Wieder einmal.

Ein kleiner Schnitt mit großer Wirkung. Bild: sto.E / photocase.com

BERLIN/BAMBERG taz | Manchmal schockt Holm Putzke seine Studenten. Dann legt er auf Parties gern den harten Dubstep-Sound von Skrillex auf. Schon der erste Eindruck von Putzke entspricht nicht dem Vorurteil, das man von einem Strafrechtsprofessor aus Bayern haben könnte: Ein Enddreißiger steht da am Flughafen Tegel, drahtig, eher klein, rote Sportschuhe, Umhängetasche, in Jeans und T-Shirt mit einer roten „28“ auf der Brust. Die Sätze aber, die Putzke spricht, sind juristisch haargenau, druckreif – und scharf wie ein Skalpell. Oder wie das Messer eines Mohel, eines jüdischen Beschneiders. Dies ist sein Thema, zu dem er jetzt zu einer Talkshow ins ARD-Hauptstadtstudio kutschiert wird: die Beschneidungen.

Putzkes ist wesentlich dafür verantwortlich, dass der Religionsfrieden in Deutschland derzeit schief hängt. Seine Aufsätze zur Beschneidung lieferten die Argumente für ein Urteil, das den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, empört ausrufen ließ: Juden würden in die Illegalität getrieben – und am Ende wäre „jüdisches Leben hier gar nicht mehr möglich“. Ausgerechnet in Deutschland.

Vor rund zwei Wochen hatte das Landgericht Köln die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen als Straftat bewertet. Das Gericht verwies unter anderem darauf, dass der Körper des Kindes durch die im Islam und im Judentum praktizierte Beschneidung „dauerhaft und irreparabel verändert“ werde. Putzke hat seit Jahren dafür gekämpft, dass sich diese Rechtsauffassung durchsetzt, auch wenn er nie Kontakt hatte zu den Kölner Richtern, die dieses Urteil schließlich sprachen.

„später selber entscheiden“

“Der Vorwurf, dass nun ausgerechnet in Deutschland das jüdische Leben durch den Richterspruch behindert sein könnte, gibt mir absolut zu denken“, sagt er in einem Straßencafé an der Spree. „Aber natürlich ist es gleichwohl hier in Deutschland möglich, was man an allen Juden hierzulande sieht, die ihre Kinder später selber entscheiden lassen, ob sie sich beschneiden lassen wollen.“

Putzke hatte darum gebeten, nicht den viel schöner gelegenen Tisch am Wasser zu nehmen, da dort zu viele mithören könnten. Und wer zuhört, versteht warum. „In gewissen Grenzen“, sagt Putzke, sei er schon dafür, „im Strafrecht Rücksicht auf die deutsche Vergangenheit zu nehmen“, etwa bei der „Auschwitz-Lüge“. Aber bei Beschneidung? „Die Vergangenheit darf doch nicht in jedem einzelnen Punkt durchschlagen, schon gar nicht wenn es um die Verletzung der körperlichen Unversehrtheit von Kindern geht.“

Im sächsischen Dohna ist Putzke aufgewachsen, sein Vater war nach der Wende dort Bürgermeister. Der Osten Deutschlands sei die am stärksten säkularisierte Region weltweit, haben Wissenschaftler aus Chicago im April festgestellt. Könnte es auch daran liegen, dass ihm, der mit 16 die Mauer fallen sah, am alten westdeutschen Miteinander von Staat und Religionsgemeinschaften weniger liegt? „Die christlich-jüdischen Wurzeln unserer Gesellschaft lassen sich nicht verleugnen. Die Frage ist aber, wie sie heute in einem säkularen Rechtsstaat zum Vorschein kommen“, sagt Putzke.

Putzke war eine Zeit lang der stellvertretende Bundesvorsitzender der Liberalen Hochschulgruppen (LHG). Die LHG forderten in den vergangenen Jahren unter anderem „die Abschaffung des Religionsunterrichts zugunsten eines Fachs ’Religionskunde‘“ und erklärten: „Wir müssen jedoch noch einen Schritt weiter auf eine säkulare Gesellschaft zugehen.“

Über 2.500 Mails

„Natürlich darf ein Richter bei einer Entscheidung auch berücksichtigen, ob er damit womöglich den religiösen Frieden im Land beschädigt“, sagt Putzke am Cafétisch. „Zuallererst aber muss er sich an die rechtlichen Grundlagen halten, sonst könnte jeder Richter ja das für Recht erklären, was er persönlich für richtig hält.“ Seit der Entscheidung des Kölner Gerichts habe er über 2.500 Mails bekommen. „Etwa 95 Prozent äußern sich positiv,“ sagt er und verabschiedet sich wenig später ins Studio.

Vor dem Jüdischen Krankenhaus Berlin tritt eine Frau mit Kopftuch aus der Klinik, hinter sich ihre deutsch-türkische Familie. Das Krankenhaus hat eine 250-jährige Tradition, es ist wie eine kleine grüne Insel im Straßenmeer von Berlin. Es gibt eine Synagoge dort, in der NS-Zeit war die Klinik Sammellager für die Transporte in die Vernichtungslager, aber auch Versteck für wenige Überlebende.

Als „lokales Versorgungskrankenhaus“ wird es gern von muslimischen Patienten türkischer Herkunft genutzt, die im Wedding wohnen.Von den rund 300 Beschneidungen im vergangenen Jahr in seinem Haus sei über ein Drittel religiös motiviert gewesen, erzählt Kristof Graf, Chefarzt für Innere Medizin. Die meisten Beschneidungen seien nicht an jüdischen, sondern an muslimischen Jungen vorgenommen worden.

„Große Unsicherheit“

Graf trägt ein kurzärmeliges OP-Hemd und weiße Hosen. Professor auch er, ausgezeichnet mit dem amerikanischen „Harry-Goldblatt-Award“ für Herzspezialisten, und er scheint ebenso aufzugehen in seinem Beruf wie Putzke. Doch seine Perspektive ist eine andere. Wegen des Kölner Urteils würden nun im Jüdischen Krankenhaus bis auf Weiteres keine religiös motivierten Beschneidungen mehr vorgenommen, sagt er. Man könne die Chirurgen nicht in einem nun quasi rechtsfreien Raum operieren lassen. Der Kölner Richterspruch erzeuge bei den Ärzten „große Unsicherheit“.

Graf ist 51 Jahre alt und hat in den USA das viel selbstverständlichere jüdische Leben kennen gelernt. Er findet es „komisch“, dass „ausgerechnet in Deutschland“ so ein Urteil gefällt wurde. Graf betont die gesellschaftlichen Folgen des Urteils: In den Konsequenzen sei es „eine Katastrophe“ und „erschreckend in seinen Dimensionen“.

Dies bekommt Antje Yael Deusel deutlich zu spüren. Die 52-Jährige ist seit 25 Jahren Urologin und seit einiger Zeit auch Rabbinerin in Bamberg – und „Mohelet“, also Beschneiderin nach uraltem jüdischen Ritus. Gerade hat sie ein Buch über die rituelle Beschneidung geschrieben. Sie sitzt in ihrem Zimmer neben der Synagoge, und dass sie in Franken verwurzelt ist, hört man schon an ihrem Dialekt. „Wie ein Schlag vor den Kopf“ habe sie das Kölner Urteil empfunden, sagt sie. Auch sie will jetzt erst einmal keine Beschneidungen vornehmen und empfehlen. „Den Eltern kann ich das nicht zumuten.“

Wenig Genitalhygiene

Natürlich verteidigt sie die Beschneidung, sowohl aus religiösen wie aus medizinischen Gründen. Mit der sanften Ironie einer Ärztin, die schon vieles gesehen hat, erzählt sie: „Zwei Drittel der Knaben halten wenig von Genitalhygiene und halten das auch im Erwachsenenalter bei.“ Mehrere denkwürdige Patientendialoge sind ihr in Erinnerung: „Hast du dich jemals da unten gewaschen?“ – „Ja! An den Füßen!“ Oder die Antwort eines alten Herren, dem sie dringend eine Beschneidung empfahl, weil sich die Vorhaut nach und nach verengt hatte: „Meinen Sie, ich will ausschauen wie die Juden?!“

Eine zentrale These von Deusels Buches ist, dass der Umgang der Mehrheitsgesellschaft mit der jüdischen Beschneidung ein Gradmesser für die Akzeptanz dieser Minderheit insgesamt sei. Wenn das stimmte, sähe es nicht gut aus für das jüdische Leben in Deutschland. Insofern pflichtet sie Graumanns düsterer Perspektive für das Judentum hierzulande bei. Mit dem Verbot der Beschneidung „ziehen Sie praktisch die Wurzel“ der jüdischen Gemeinschaft. Rabbinerin Deusel wirkt nicht wie eine, die überall Antisemitismus wittert – aber die Vorurteile gerade älterer Menschen gegenüber Juden seien wie Altöl, das ins Grundwasser gesickert sei und irgendwo wieder hoch komme, sagt sie.

In der schönen modernen Synagoge, die sie kurz zeigt, ist es fast unerträglich stickig. Das liegt daran, dass das zur Kühlung vorgesehene Wasser in den künstlichen Teichen unter dem Gotteshaus zu modern anfing. Deshalb mussten sie trockengelegt werden. Gut gemeint ist eben noch lange nicht gut. Es wirkt fast wie eine Parabel auf das Kölner Urteil.

Genügend Wasser in Europa

In der Talkshow macht Putzke keine schlechte Figur. Unter den vier Gästen ist er mit seiner Position meist allein. Das Argument, dass eine Beschneidung ihrem Ursprung nach in einer Wüstengegend hygienisch sinnvoll gewesen sei, wischt er mit dem Satz beiseite, dass es hier in Europa genügend Wasser gebe. Er spricht davon, dass Jungen durch die Beschneidung ein Körperteil verlören. Schon fast genervt wirft dann Putzke ein, dass die Befürworter einer Beschneidung ihre Argumentation schon stringent halten müssten und nicht zwischen juristischen und religiösen Argumenten munter wechseln dürften. „Wenn Sie mich einmal kurz den Satz zu Ende sprechen lassen. Ich lasse Sie auch ausreden“, entgegnet er dem jüdischen Publizisten Rafael Seligmann, noch gerade höflich. Seine Sätze sind schneidend, so sehr, dass sie an Kraft verlieren.

Nach der Sendung sitzen die Kontrahenten noch kurz beisammen. Putzke gibt sich wieder friedlich. Er plaudert, ihn reize übrigens auch das Thema Exorzismus, rein juristisch.

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22 Kommentare

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  • V
    vincent

    Ich wurde im Alter von 5 Jahren ohne Narkose beschnitten. Ich halte die Beschneidung an wehrlosen

    Kleinkindern, männlichen oder weiblichen Geschlechts

    für ein Verbrechen und die dümmlichen Hinweise auf die deutsche Vergangenheit für überflüssig. Wenn sich eine Religion auf die Beschneidung als konstitutives Element beruft, wird es Zeit daß ihre

    Vertreter anfangen darüber nachzudenken ob sie nichts

    besseres zu bieten haben.

  • GK
    Gerd Kraemer

    S. zu Putzke und seiner Rolle in der Beschneidungsdiskussion auch http://www.tagesspiegel.de/politik/beschneidungs-debatte-chronik-einer-beispiellosendebatte/7018904.html .

  • BD
    Bernd Dahlenburg

    Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Prof. Putzke sich einmal ähnlich vehement gegen Abtreibung eingesetzt hätte wie gegen Beschneidung jüdischer Söhne. Ich sage bewusst „jüdische Söhne“, weil ich weiter bzgl. Islam etwas differenziere (Habe mir eben Putzkes Webseite angesehen). Allein dieser Umstand macht ihn schon in höchstem Maße unglaubwürdig, da er von frühkindlichen Traumata spricht (Die TV-C-Prominente Angelika Kallwass lasse ich mal beiseite, da sie keinen Kommentar wert ist). Embryonale Traumata scheint es bei ihm – folgt man seiner Logik – überhaupt nicht zu geben. Aha. Traumata also erst, wenn der Mensch geboren ist.

     

    Schon an der grotesk-juristischen und fast hilflos anmutenden Argumentationsfolge Putzkes erkennt man, dass er die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung des Menschen, die eben auch(!) nicht tiefenpsychologisch von der Trennung der Nabelschnur bei der Geburt zu unterscheiden ist (übrigens auch schmerzhaft für Kind und Mutter, wie tagtäglich zu beobachten), aus dem Blickfeld verloren hat.

     

    Woran sich seine Begierde wirklich reibt, ist das "Jüdisch sein", das "Jüdische" als Gesellschafts- und Lebensentwurf, symbolisiert im Ritual. Seine Abneigung gegen Artikulierung jüdischen Lebens schlechthin ist in jeder seiner Ausführungen fast zu greifen, obwohl er sich immer wieder bemüht, das vorher Gesagte im nächsten Satz zu relativieren. Putzkes Ausflüchte, er kritisiere auch die später vorgenommenen Beschneidungen an Knaben im islamischen Kulturraum, kann man nicht gelten lassen, weil er die Unterschiede kennt, wie er selbst bei Anne Will verdeutlichte. ER benennt die Unterschiede aber nicht sauber.

     

    Man kann es auch kürzer fassen: Zumindest argumentiert Herr Putzke antisemitisch, auch wenn er für sich natürlich kategorisch ausschließen will, dass er selbst Antisemit sei (Beim gepflegt argumentierenden Antisemiten ist das obligatorisch). Dass ihm kürzlich bei Anne Will begeistert applaudiert worden war, bestätigt meine These eher als dass sie widerlegt werden könnte. Er trifft den Geschmack der antisemitischen Grundstimmung in unserer Gesellschaft – und das quer durch alle politischen Lager. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

     

    Eine wichtige Anmerkung, wie ich meine: In der Diskussion bei Anne Will (ARD: "Beschneidungsurteil - Religionsfreiheit ade?") vom 11. Juli wurde ein äußerst wichtiger Aspekt ausgelassen:

     

    Im Islam beinhaltet die Beschneidung einen politischen (!), aber auch phallus-orientierten Aspekt wie das Kopftuch etc, wie Seyran Ates richtig sagte. [sonst fiel sie durch nerviges Feminismus/Humanismus-Gequatsche auf. Enttäuschend diesmal]. Dieses Argument wurde völlig außer Acht gelassen.

     

    Im Judentum hingegen bedeutet die Beschneidung am 8.Tag nach der Geburt (siehe Genesis 17,12) die Besiegelung des Bundes mit Gott, hat also nullkommanix mit Politik zu tun, mit religiöser Identitätsstiftung in der Phase der Wanderung durch die Wüste nach der Befreiung aus Ägypten aber ganz konkret. Doch das passiert in allen neu aufgerichteten Gemeinschaften: Stärkung des Zusammenhalts nach innen und Abschottung nach außen, um identitätsstiftend wirken zu können.

     

    Schade, dass die ARD-Redaktion diese Unterschiede entweder nicht herausarbeiten konnte oder schlicht ignorierte. Ich tippe auf Letzteres, wie der Videozusammenschnitt zu Beginn der Sendung suggerierte, als direkt hinter dem Bild der jüdischen Beschneidung ein kleiner weiß gekleideter muslimischer Prinz in einer Sänfte präsentiert wurde - so, als bestünde zwischen den beiden Religionen Judentum und Islam und ihren religiösen Praktiken ein unmittelbarer Zusammenhang.

     

    Ein weiterer Beleg für die einseitige Darstellung des Anne-Will-Talks war die Zurschaustellung "edler Wilder", wie Grüne und viele Linke die Zuwanderer in ihrer naiven Beglückungsperspektive sehen, also muslimische Mitbürger, die sich mehr oder weniger indifferent über ihre Beschneidungen äußerten, die weit nach (!) ihrem 8. Lebenstag lagen. Dass hier und da vereinzelte Traumata bestehen, lässt sich sicher nicht bestreiten. Das hängt aber vom Alter der beschnittenen muslimischen Befragten ab. Wären sie am 8. Lebenstag beschnitten worden, könnte sich mit Sicherheit keiner an dieses Ereignis erinnern.

     

    Warum also wurde hier kein einziger der nach Putzke angeblich 1.500 traumatisierten Juden, die ihm angeblich eine E-Mail geschrieben hatten, vor die Kamera gezerrt?

     

    Beinahe untergegangen in der Diskussion war die beiläufige Bemerkung des Gemeinde-Rabiners Yitshak Ehrenberg von der Synagoge in Berlin, dass der Welt durch Israel und die USA die meisten Nobelpreisträger geschenkt wurden - trotz Beschneidung. Oder vielleicht gerade deshalb?

     

    Vorschlag:

     

    Holm Putzke sollte sich beschneiden lassen, damit es wenigstens für den Aachener Friedenspreis oder etwas Ähnliches in dieser Antisemiten-Kategorie reicht.

     

    Seyran Ates sollte sich wieder auf das besinnen, was sie wirklich kann, nämlich ihre türkische Klientel verteidigen, und Angelika Kallwass auf ihre läppischen Psycho-Spielchen mit ausgeplauderten Indiskretionen bei den Privaten. Dass sie vollkommen bescheuert ist, hat sie wieder einmal überzeugend demonstriert.

     

    Schönes Wochenende!

     

    B.D.

    Evang. Theologe/Politikwissenschaftler

    Freier Redakteur

     

    ===========

     

    P.S.:

     

    Was mir übrigens bei Frau Kallwass’ Äußerungen am meisten haften blieb: Sie sagte (in ihrem Slang!), dass ihr Großvater „auf gut deutsch“ vergast worden sei. Wenige Minuten später bemerkte sie, dass man das heutige Deutschland nicht für „damals“ verantwortlich machen könne. Zumindest problematisch, diese Sprachregelung innerhalb weniger Minuten, nicht wahr? Für mich würde sie als perfekte Alibi-Jüdin durchgehen, wenn sie denn Jüdin wäre.

  • UG
    Unendliche Geschichte

    Ich werde immer gegen solche Taten sein die nicht mit dem Einverständnis des Opfers gemacht wurden, und das sollte der dann entscheiden können wenn er auch ein Ohrloch oder andere körperliche Veränderungen selbst zustimmen kann und das nicht durch Beeinflussung derer die nicht das empfinden können was jeder selbst durch lebt bei der Abhandlung.

    Ich 47J. wurde als 6jähriger beschnitten, bin kein Religionsanhänger, wer ist dafür verantwortlich? wen kann ich dafür zur Rechenschaft ziehen? wen muss ich Anzeigen?

    wer gibt mir meine Haut wieder? wer musste mit den Ängsten vor dem Krankenhaus leben? wer hat die Scham überwinden müssen sich vor einer Frau zu entblößen?

    wer hat mein Glied verstümmelt?

    Es ist nicht so von der Natur vorgesehen gewesen.

  • MR
    mal rein logisch?

    Wenn das Schlagen von Frauen unter Juden derart üblich wäre, dass ein Verbot daveonjüdisches Leben in Deutschland unmöglich machen würde, wäre es dann ("gerade in Deutschland") antisemitisch, es zu verbieten, Frauen zu schlagen?

  • S
    sol1

    Ein schwacher Artikel.

     

    Man stelle sich einmal vor, im selben Tonfall würde über einen Juristen geschrieben, der sich in einem afrikanischen Land gegen die Beschneidung der Klitorisvorhaut von Mädchen engagiert und es auf der anderen Seite mit Medizinern und religiösen Führern zu tun hat, die ähnlich verblendet wie Graf und Deusel an dieser Tradition festhalten wollen.

  • RM
    Reinhard Moysich

    Beschneidung bleibt verfassungs- und menschenrechtswidrig!

     

    Ich finde es absurd und schädlich für das Ansehen des Islam und Judentums, ein eigenes Gesetz für die Erlaubnis der Beschneidung von Jungen bekommen zu wollen.

     

    Von Seiten der Betroffenen wurde gegen das Kölner Urteil nach Beratung von verschiedenen Juristen keine Revision eingelegt! Somit ist jenes Urteil schon längst rechtskräftig, wonach jene Beschneidung nach dem Grundgesetz und den Menschenrechten eine strafbare, da absichtlich herbeigeführte Körperverletzung, also eine Misshandlung, darstellt. Und zwar nicht nur in ganz Deutschland: Da Kinder eben Menschen (und keine Objekte) sind, stehen sie auch weltweit unter dem Schutz der Menschenrechte, welchen allen(!) Menschen auf dieser Erde gleichermaßen körperliche und seelische Unversehrtheit garantieren!

    Es gibt keine „Rechtsunsicherheit“ mehr, wie manche Muslime und Juden seltsamerweise noch immer meinen.

     

    Diese Beschneidung stellt nicht nur eine nicht mehr rückgängig zu machende körperliche Veränderung dar, sondern ist – wie jede Operation – mit Risiken verbunden (wie der Fall in Köln zeigt, wo der Junge nach der Operation in die Notaufnahme gebracht werden musste).

    Außerdem können bei ihr zum Teil langwirksame körperliche und/oder seelische Schmerzen (Traumata) auftreten (besonders dann, wenn die Operation – wie die jüdische Lehre grausam fordert – ohne Betäubungsmittel durchgeführt wird, was verständlicherweise sogar als „Folter“ erlebt werden kann). Zusätzlich können danach lebenslang etliche Nachteile entstehen, wie man im Internet übers „Googeln“ erfahren kann.

     

    Darum sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass eine medizinisch nicht notwendige Operation erst nach einer umfangreichen Aufklärung – speziell über die Risiken und Nachteile – gemacht werden darf und mit der eigenen Unterschrift gebilligt werden muss (idealerweise sollte die betreffende Person also volljährig sein). Jüdische und muslimische Männer möchten ja sicher schließlich auch nicht, dass bei ihnen eine sehr problematische Operation ohne ihr Einverständnis durchgeführt wird!

     

    Religiöse Traditionen sind nicht dafür da, ständig weitergegeben und unkritisch durchgeführt zu werden, sondern sollten stets offen gegenüber neueren Erkenntnissen sein, um dann gegebenenfalls geändert zu werden – gemäß dem Bibelwort: „Prüfet alles und (nur) das Gute behaltet!“

     

    Schließlich: Heutzutage ist es für eine gelungene Integration von religiösen Menschen in die sehr multiweltanschauliche Gesellschaft unbedingt notwendig, die Menschenrechte stets wichtiger als irgendwelche religiöse Regeln anzuerkennen!

  • M
    Mathias

    Ein Verbot der Beschneidung von Kindern und Babys verstößt NICHT gegen die Religionsfreiheit. Im Gegenteil: Die Beschneidung von Kindern und Babys verstößt gegen die Religionsfreiheit. Kinder und Babys gehören keiner Religion an. Sie sind genauso wenig christlich, muslimisch oder jüdisch wie sie auch nicht sozialdemokratisch, christdemokratisch, links oder rechts sind. Christlich, muslimisch oder jüdisch ist, wer sich zu dieser Religion zugehörig fühlt. Voraussetzung dafür ist Religionsmündigkeit. Voraussetzung für Religionsmündigkeit ist ein gewisses Verständnis der Welt und der Religion(en). Dieses erreicht man frühestens mit Ende der Schulzeit. Erst dann sind Jugendliche religionsmündig und - vielleicht - Christen, Muslime, Juden, Agnostiker oder Atheisten. Die Vereinnahmung der Kinder und Babys von den Religionsgemeinschaften verstößt gegen die Religionsfreiheit dieser Kinder und Babys. Keine Religionsgemeinschaft darf Andere ohne deren ausdrückliche Einwilligung (Voraussetzung: Religionsmündigkeit) als ihre Religionsangehörige betrachten und an ihnen religiöse Riten vollziehen. Das Menschenrecht der Religionsfreiheit ist ein Recht der Menschen auf freie Religionsausübung an und mit sich, aber kein Recht der Religionsgemeinschaften und deren Anhänger auf Religionsausübung an wehrlosen, religionsunmündigen Kindern und Babys.

     

    Außerdem birgt jede medizinisch unnötige Operation unnötige Risiken in sich und hat daher zu unterbleiben. Dass solch eine Operation nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, kann auch psychische Probleme bereiten, wenn sich das Kind später gegen diese Religion, mit der es markiert wurde, entscheidet.

     

    Der Wunsch von Eltern und Religionsgemeinschaften, Kinder und Babys unwiderruflich religiös zu markieren und an ihnen religiöse Riten zu vollziehen, stellt einen Missbrauch von wehrlosen, religionsunmündigen Kindern und Babys dar, verstößt gegen deren Religionsfreiheit und ist daher weder mit dem Grundgesetz noch mit den Menschenrechten zu vereinbaren. Das aufgeklärte Urteil aus Köln weist daher in die richtige Richtung.

  • P
    Proletenhasser

    Ganz schön naseweis, wenn so ein hochgezüchteter, empirischer Jungprofessor den Stab über 4000 Jahre Tradition bricht, würde ich sagen.

    Dass die Alt-68er auf so einen Vatermord stehen, ist mir schon klar.

  • G
    gundi

    u.a. @ Wolfgang Banse:

    Ein Eingriff in die Religiosität darf es sehr wohl geben und ein Eingriff in die Religionsfreiheit ist nach Abwägung mit anderen Grundrechten durchaus möglich. Die Normalität des Jüdisches Leben im Nachkriegsdeutschland leidet nicht unter diesem Einzelurteil, welches nicht die Beschneidung verbietet, sondern das Recht auf körperliche Unversehrtheit unterstreicht und die Strafbarkeit von Körperverletzung bestätigt. Jüdisches Leben wird so lange nicht zur Normalität werden, wie ein solches Einzelurteil, um billiger Aufmerksamkeit Willen, undifferenziert wahrgenommen und diskutiert wird.

  • F
    Falmine

    Dieser Bericht von Philipp Gessler ist, wie andere zum Thema Beschneidung in der taz, leider tendenziös.

    Da werden unterschwellig Emotionen geschürt und auch ein Seitenhieb auf den Nationalsozialismus und den Holocaust darf nicht fehlen. "Ausgerechnet in Deutschland". Ja, natürlich ausgerechnet in Deutschland!

    Gerade und ganz besonders - weil wir nach der Nazi-Diktatur wirklich etwas besser gemacht haben. Ausdruck dieser "tätigen Reue" ist doch der demokratische Rechtstaat mit dem Grundgesetz! Keine noch so vielen Milliardenzahlungen sind doch so viel "wert". Das Geld ist allein retrospektiv, aber das GG ist das Versprechen für Gegenwart und Zukunft.

    Ich bin in etwa so alt wie das Grundgesetz und in seinem Geist sozialisiert. Das müssen wir doch alle, auch wenn es anstrengend ist, immer wieder gegen Relativierungen und freischwebende Interpretationen verteidigen. Deshalb dürfen wir es nicht nur den Politiker/innen überlassen.

    Es geht bei der Beschneidung von Babys und kleinen Jungen nicht um Hygiene, Phimose oder sonstige medizinische Gründe, sondern allein um die Amputation der Vorhaut in einem religiösen Ritus. Also äußern sich aus den politischen Parteien zu dem Thema bevorzugt die religionspolitischen Sprecher/innen. Es ist beschämend, dass fast alle (vermeintlichen) Kinderschützer und die kinder- und jugendpolitischen Sprecher/innen zu diesem Thema abgetaucht sind.

    Philipp Gessler noch einen Satz des Journalisten Hajo Friedrichs auf den Weg: "Ein guter Journalist macht sich nicht gemein mit einer Sache - auch nicht mit einer guten." Wenn er seine Meinung sagen will, dann bitte in einem Kommentar.

  • D
    Dany

    Seit Jahrtausenden gibt es die Beschneidung. Es ist vermessen, wenn ein deutsches Provinz-Gericht glaubt dagegen angehen zu können. Bräuche anderer Kulturen sind zu respektieren. Wenn jedoch jemand behauptet, die Beschneidung sei das "größte Geschenk des Lebens",dann wirkt das doch ein wenig skurril. Eine Ärztin, die behauptet, dass Männer sich nicht Waschen sollte bedenken, dass auch einige ihrer Geschlechtsgenossinnen nicht allzu reinlich sind. Und besagte Ärztin würde sich sicher wundern, wenn sie gebeten würde ihren Slip auszuziehen, damit man ihr mit dem Skalpell die Hygiene erleichtern könnte.

  • PP
    Peter Pizarro

    "Die Sätze aber, die Putzke spricht, sind juristisch haargenau, druckreif – und scharf wie ein Skalpell. Oder wie das Messer eines Mohel, eines jüdischen Beschneiders"

     

    Sagen Sie Herr Gessler, gehts noch?

    Sie verwechseln da etwas!

    Nicht Herr Putzke bedroht die körperliche Unversehrtheit kleiner Jungs, sondern er gehört zu den wenigen, die den Mut haben, für die Rechte eben dieser öffentlich einzustehen! Vermutlich hat die persönliche Chemie zwischen Ihnen beiden beim Interview nicht gestimmt - wundert mich von Herrn Putzkes Seite nicht, nachdem die taz bis auf eine Ausnahme nur Beschneidungsverherrlicher zu Wort kommen ließ.

    Kinderrechtler? Psychoanalytiker? Religiös unverblendete KinderärztInnen? Männerrechtler? Fehlanzeige.

     

    Was soll diese billige Rethorik, die vermutlich den Anschein erwecken soll, es handle sich bei Herrn Putzke um einen eitlen, einen Kulturkampf entfachenden (deshalb die Wortwahl "scharf wie ein Skalpell") Formaljuristen.

    Selbst wenn das so wäre - so what! Es geht um Fakten.

    Eine Frauenrechtlerin müßte sich so etwas niemals in der taz bieten lassen.

    Einfach erschütternd, dass die taz in diesem Thema die Kinderrechte fast ausschließlich nur in Leserbriefen zu Wort kommen läßt.

  • T
    Tom

    >>Wegen des Kölner Urteils würden nun im Jüdischen Krankenhaus bis auf Weiteres keine religiös motivierten Beschneidungen mehr vorgenommen, sagt er. Man könne die Chirurgen nicht in einem nun quasi rechtsfreien Raum operieren lassen. Der Kölner Richterspruch erzeuge bei den Ärzten „große Unsicherheit“.

  • S
    Stephan

    Die Würde des Kindes wird mit dieser Entscheidung geschützt. Und "sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt" (GG, Art. 1). Die Rechte des Kindes "auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit" und "körperliche Unversehrtheit" (GG, Art. 2) werden mit dieser Entscheidung auch geschützt.

     

    Sollten die Eltern etwa, zuwider GG, Art. 3, ihrer religiösen Anschauungen wegen bevorzugt werden, und es ihnen erlaubt werden dem Kind die Freiheit zu nehmen sich selber zu entscheiden, wenn es alt genug ist? Denn "die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich" (GG, Art. 4). Auch die des Kindes, dessen ungestörte Religionsausübung mit GG, Art. 4, gewährleistet wird.

     

    Wem das nicht gefällt, muss nur das Grundgesetz ändern.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Eingriff in diem Religiosität darf es nicht geben

    Jüdisches Leben ist in Nachkriegsdeutschland noch immer noch nicht zur Normalität geworden.Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Synagogen und Einrichtungen sind im Alltag sichtbar.

    Antisemitismus ,auch im unterschwelligen Bereich der bei Christen vor zufinden ist bestimmen das Alltagsbild der Deutschen gegenüber jüdischen Menschen,Mitmenschen.

    Durch das umstrittene Urteil des Landgerichts köln im Bezug auf das Verbot der Beschneidung wird jüdische Identität untermauert.

    Jüdisches Leben wird so lange nicht zur Normalität werden,wie es solche Fehlurteile ohne Mitwirkung von jüdischen Juristen,hier seien auch die muslimische Juristen mit einbezogen gesprochen und verkündet werden.

    Die jüdische Autorin Lea Fleischmann hat es in ihrem viel beachteten Buch so ausgedrückt:"Dies ist nicht mein Land."

    * Einen Leserbrief zu dem obigen Artikel hatte ich am Mittwoch den 11.07.2012 bereits verfasst.

  • AA
    Albrecht am Felde

    Passt in den aufgeklärten Absolutismus der Merkel-Republik. Auch wenn man das nicht hören will, die frühkindliche Trennung von Mutter (Stichworte Kitas und Betreuungsgeld) im namen der Ökonomie traumatisiert und stresst die Kinder wohl doch genauso wie eine im Namen der Religion, allerding haben wirtschaftliche oder religiöse Motive anscheinend kategorial unterschiedlichen Stellenwert. Religion wird m.E. hier kampagnenartig "barbarisiert". Vor dem Hintergrund von Frühabtreibungen und Explantationen in Sterbephase finde ich den Wirbel um die Zirkumzision etwas eigenartig. Angesichts der seelischen Verwahrlosung únd Traumatisierung unserer Heranwachsenden, die der Staat durch Medien und Gesellschaft duldet, angesichts plastischer Chirurgie, Tatoo-Wahn, Piercing, Abtreibung usw. usf. sehe ich hier nur eine anti-religiöse Kampagne gegen Elternrecht. Ein neuer Staats-Säkularismus feiert Urstände! Übrigens, die schlimmste Traumatisierung wurde mir von einem staatlichen Sportlehrer zugefügt!

  • AR
    Andreas R

    Hält also ein deutsches Landesgericht weltliches Recht über religiösen Glauben hoch, und knickt nicht, wie etwa schon unser Verfassungsgericht (vgl. nichtssagenden Kruzifixentscheid), davor ein.

     

    Gegen was bezog das Landgericht Köln überhaupt Stellung: Irreversible Amputation ohne Einwilligung oder medizinischem Nutzen. Nicht absolut gegen den Euphemismus "Beschneidung", sondern die von Neugeborenen ohne ärztliche Begründung. Wer es sich zumutet kann etwa auf YouTube Aufnahmen davon — mit Ton.

     

    Kein Aspekt daran kann als harmlos gelten — Schmerzstudien weisen auf vmtl. sogar höheres Empfinden von Säuglingen und den nicht auszuschließenden Langzeitfolgen (Aggression, Selbstschädigung) hin, auch bei den (eh kaum angewendeten) Narkosen fanden entsprechende Tierstudien regelmäßig Hirnschädigungen — die an menschlichen Kindern wurden der Schmerzen wegen gleich abgebrochen. Dazu kommt, dass die Vorhaut mitnichten funktionslos ist: Beim Mann etwa wahrt sie im Verlauf des Altwerdens die Sensibilität, sorgt beim Geschlechtsverkehr bei der (für für die) Frau für verringerte trockne Reibung und besseres Gleitempfinden.

     

    Zum medizinischen Aspekt: Krankheitsprävention durch Beschneidung ist mitnichten so erwiesen wie sie gerne dargestellt wird. Zu den drei von der WHO vorgeführten und durch die Presse viel besungenen AIDS-Präventions-Studien ergab der Bericht von Boyle und Hill, dass diese auch bei all ihren derben Mängeln tatsächlich nicht mehr als die Wirkungslosigkeit aufzeigen. Dass Frau Deusels in ihrem Waschargument u. a. Aufklärung nachlässiger Eltern überspringt und (im Artikel) gleich aufs Äußerste verweist — wie viele der 80-85% weltweit unversehrten Männer das wohl beeindrucken mag — wirkt hingegen auch sehr befremdlich.

     

    Zum Rechtlichen: Relevant im Grundgesetz sind insbesondere Artikel 2 [freie Persönlichkeitsentfaltung; körperliche Unversehrtheit] und Artikel 4 §1-2 [Glaubens-, Gewissens-, Bekenntnisfreiheit; Religionsausübung]. Als Persönlichkeitsrechte sind sie einer Person eingeräumt — aber eben auch auf sie beschränkt. Daher findet Religionsausübung (von Sorgeberechtigten) dort ihre Grenzen, wo sie der Unversehrtheit eines anderen (des Kindes) widerspricht.

     

    Jedem steht zu, dass ein unnötiger Eingriff ins Intimste der mündigen Selbstbestimmung entspringt. Weder Lebensalter noch Religion — schon gar nicht Antisemitismus — sind hier relevant.

     

    Verweise:

    Serie "Myths about Circumcision You Likely Believe", Lillian Dell'Aquila Cannon, Psychology Today

    http://www.psychologytoday.com/blog/moral-landscapes/201109/myths-about-circumcision-you-likely-believe

    "When bad science kills, or how to spread AIDS", Brian Earp, Practical Ethics

    http://blog.practicalethics.ox.ac.uk/2012/05/when-bad-science-kills-or-how-to-spread-aids

    "Sub-Saharan African randomised clinical trials into male circumcision and HIV transmission: methodological, ethical and legal concerns", Gregory Boyle & George Hill, Journal of Law and Medicine

    http://www.salem-news.com/fms/pdf/2011-12_JLM-Boyle-Hill.pdf

  • DI
    das ich

    allein schon die frage, ob beschneidung eine körperverletzung sei, zeigt doch, wie absurd "verschoben" die diskussion geführt wird: natürlich ist es eine körperverletzung. was sonst?

     

    das problem ist eben nur, ob wir (als gesellschaft) diese körperverletzung akzeptieren oder (als nicht zumutbar) verfolgen bzw. verbieten. meine entscheidung dazu: verbieten an minderjährigen, danach (mit 18) darf jeder selbst entscheiden.

     

    ist das der untergang einer religion, wenn der mensch selbst entscheiden darf? vermutlich: denn was ist mit den armen seelen der verstorbenen, die niemals 18 wurden, nie beschnitten, nie getauft wurden...und so zeigt sich dann endlich auch die fratze der irrationalionalität hinter der diskussion, die man schön versteckt hinter "religionsfreiheit".

  • EK
    Eckhardt Kiwitt, Freising

    Ist die Beschneidung etwas anderes als Körperverletzung ?

    Falls ja, WAS ?

     

    Und steht das Recht auf Bekenntnisfreiheit (GG Art. 4 Satz 1) über dem Recht auf körperliche Unversehrtheit (Art. 2 Satz 2) ?

    Oder in Konkurrenz dazu ?

     

    Übrigens, ob jemand beschnitten ist oder nicht, sieht man ihm nicht an, wenn man ihm auf der Straße begegnet.

  • M
    MaterialismusAlter

    Als Atheist finde ich die Sonderbehandlung die Tatsache, dass die Religionsgemeinschaften immer mit Samthandschuhen angefasst werden wollen ausgesprochen ärgerlich.

    Aber dass die Deutschen sich auf einmal für säkulare Werte interessieren, wennn es gegen Juden und Moslems geht, das riecht schon streng in einem Land in dem der Staat den Kirchen Milliarden zuschustert, ihnen das Monopol in manchen Branchen garantiert, Religionsunterricht bezahlt in dem die Kinder mit nur 6 Jahren schon verdummt werden...

  • DJ
    Dirk Jäckel

    "Die LHG forderten in den vergangenen Jahren unter anderem „die Abschaffung des Religionsunterrichts zugunsten eines Fachs ’Religionskunde‘“ und erklärten: „Wir müssen jedoch noch einen Schritt weiter auf eine säkulare Gesellschaft zugehen.“ "

     

    Schade, dass sich heutzutage wenige Politiker dafür stark machen - skandalöserweise treten mittlerweile selbst die Grünen schon für die Ausweitung konfessionellen Märchenunterrichts ein!