Die Zukunft einer Traditionskneipe: Kaschierte Probleme

Es ist fraglich, ob Mäzenatentum ein Modell sein kann um das, was den Kiez einst ausgemacht hat, zu erhalten.

Es ist ja gut und schön, dass die Investorengruppe beabsichtigt, den Silbersack erstmal zu erhalten und den alten eingeschossige Kneipenbau nicht abzureißen. Auf den ersten Blick bleibt also alles beim Alten. Aber eigentlich ist auf St. Pauli schon längst nichts mehr, wie es mal war. Denn der Vorgang zeigt: Ohne die mildtätigen Mäzenaten, die den Laden nun übernommen haben, kämen wohl demnächst die Abrissbagger.

Es ist mehr als fraglich, ob Mäzenatentum ein Modell sein kann um das, was den alten Kiez ausmacht, zu erhalten. Dass der Bezirk die Rettung des Silbersack nun als großen Erfolg für den Stadtteil feiert, ist beinahe zynisch.

Klar ist es nicht zuletzt unter touristischen Gesichtspunkten ein Gewinn, wenn der Stadtteil seine letzten authentischen Orte des alten St. Paulis musealisiert. Der Erfolg trügt aber, denn er kaschiert, was politisch versäumt wurde: Die soziale Erhaltensverordnung wurde viel zu spät eingeführt und viel zu locker ausgelegt.

So gesehen dient die Rettungsaktion der Überreste des Hafenarbeiterviertels vor allem dem guten Gewissen. Denn dem Stadtteil ist – auch wegen der horrenden Mieten – längst das Arbeitermilieu abhanden gekommen.

An den Problemen im Viertel ändert der Erhalt des Silbersack leider rein gar nichts.

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studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Ethnologie in Potsdam, Berlin und Mexiko-Stadt und schreibt seit 2009 für die taz. Sie volontierte bei der taz in Hamburg, war dort anschließend Redakteurin, Chefin von Dienst und ab Juli 2017 Redaktionsleiterin. 2019 wechselte sie in die Produktentwicklung der taz und ist verantwortlich für die Digitalisierung der täglichen taz.

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