Klatschmarsch für die taz nrw

Die GenossInnen der taz nrw feierten auf ihrer Versammlung in der neuen Düsseldorfer Redaktion schon einmal eine Einweihungsparty – die Redaktion kommt bald nach

In einem Punkt kann für die GenossInnen in NRW die taz gar nicht regional genug sein: Ihre tägliche Zeitung soll am liebsten an allen Kiosken, an Schulen, soll auf der Straße, in Bibliotheken und an der Uni angeboten werden. Denn eins ist klar: Die Rheinische Post ist wichtig für die Zeiten der Müllabfuhr. „Die taz brauche ich zum Denken“, sagt eine Genossin aus Korschenbroich.

Auf der GenossInnen-Versammlung am vergangenen Dienstag wurde der Neubeginn in der Landeshauptstadt fröhlich begrüßt, am Ende gab es sogar Applaus für die neue taz zum Jahreswechsel. Bis dahin, so Redaktionsleiter Christoph Schurian, wachsen die beiden bisherigen Redaktionen aus Köln und dem Ruhrgebiet zusammen: „Wir freuen uns darauf, eine Zeitung aus einem Guss anzubieten.“ Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch „will es jetzt in Düsseldorf wagen“. Er hätte nie gedacht, doch noch einmal in Düsseldorf zu landen. „Wir hatten schon viele Redaktionen und Korrespondenten in NRW, aber die saßen immer woanders im Lande.“ Für die taz sei es wichtig, nah an den Leuten dran zu sein: „Wir haben hier 1.300 Abos mehr als im Durchschnitt.“ Das sei ein großer Erfolg, denn jeder wisse, wie schwierig es sei, auch nur einen einzigen Menschen von einem Abo zu überzeugen. Überraschend gut sieht jedoch die Entwicklung der Kommanditgesellschaft (KG) aus, neben den Abos die zweite Säule der Finanzierung. Der KG kam eine Gesetzesänderung der scheidenden rot-grünen Bundesregierung zugute: Sie schaffte die steuerliche Vergünstigung für den Medienfonds kurzerhand zum 11. November ab. Bis zu dieser Deadline flossen im Endspurt noch einmal 1,2 Millionen Euro in die Entwicklungs KG.

Die rund zwei Dutzend angereisten AbonnentInnen wollen ihre tägliche taz plus nrw-Berichte jedenfalls nicht mehr her geben. Und auch den neuen Standort Düsseldorf finden sie klasse. „Hier entsteht die Politik“, sagt ein Düsseldorfer Anwalt. „Bleibt bloß regional“, sagt ein Genosse und neuer Nachbar aus Düsseldorf, der „nur zum Loben“ angereist ist. Er findet es wichtig, dass auch die Düsseldorfer und Westfalen wissen, was bei Garzweiler im rheinischen Braunkohlegebiet abgeht. „Da werden ganze Dörfer platt gemacht und meine Bekannten haben davon noch nie etwas gehört.“ Er habe darüber eine schöne Reportage in der taz nrw gelesen. Auch die Musik- und Oper-Rezensionen seien prima. „Wenn ich sie auch nicht immer teile, dann sind sie doch wenigstens lustig.“

Bei all der Euphorie über die tägliche NRW-Dosis geriet der Grund für den Umzug fast in Vergessenheit: Die Rettungskampagne vom Frühjahr hat zwar erfreuliche 660 neue LeserInnen in NRW gebracht – die erhofften 1.000 neuen Abos kamen aber nicht zusammen. So mussten die Standorte Köln und Ruhrgebiet aufgegeben werden – und deswegen läuft gerade die Rettungskampagne Teil II an. „Langfristig braucht die taz in NRW 1.700 neue AbonnentInnen, um überleben zu können“, so Geschäftfsführer Kalle Ruch.

Doch die GenossInnen kann auch eine neue Kampagne nicht schocken: „Ich stelle mich in die Fußgängerzone von Benrath“, sagt ein Genosse, der schon seit 15 Jahren die taz unterstützt. Ein anderer will den Kiosk seiner Frau mit taz-Postern und Banderolen „zupflastern“ und jeden Tag viele tazzen anbieten, ein dritter möchte mit einem Stapel Zeitungen an der Uni werben. Die taz kann eben nie genug vor Ort sein. ANNIKA JOERES