Diplomatische Krise in Belarus: Schwedischer Botschafter muss gehen
Die belarussische Führung weist den schwedischen Botschafter aus. Der Diplomat soll angeblich radikale oppositionelle Gruppen ausgebildet haben.
STOCKHOLM taz | Zum ersten Mal seit 39 Jahren hat ein Staat einen schwedischen Botschafter ausgewiesen. „Herr Stefan Eriksson war sieben Jahre in Minsk und hat in dieser Zeit vor allem die Beziehungen zwischen Schweden und Belarus zerstört“ – damit begründete Andrei Savinykh, Sprecher des Außenministeriums, am Freitag, warum Belarus die Akkreditierung von Eriksson nicht verlängert und ihn damit faktisch ausweist. Schweden reagierte am gleichen Tag mit der Ausweisung der Hälfte des diplomatischen Personals der belarussischen Botschaft in Stockholm.
„Man hat Vorwürfe gegen den Botschafter erhoben, die jeder Grundlage entbehren“, erklärte der schwedische Außenminister Carl Bildt auf einer Pressekonferenz. Das Vorgehen sei „skandalös“. „Im Grunde geht es darum, dass Schweden sich in Weißrussland für Demokratie und Menschenrechte engagiert hat.“
In der Tat hat Schweden hier unter den EU-Ländern eine führende Rolle gespielt. Mit umgerechnet rund 10 Millionen Euro unterstützte Stockholm im vergangenen Jahr Demokratieprojekte und verschiedene Menschenrechtsorganisationen.
„Sein Engagement und seine starke moralische Unterstützung waren wichtig für uns“, erklärte Robert Hårdh von Civil Rights Defenders gegenüber dem schwedischen Fernsehen. Die Ausweisung Erikssons komme jedoch nicht überraschend. So habe es in den vergangenen Wochen eine regelrechte Kampagne der regimetreuen Medien gegen den Botschafter gegeben.
Ihm sei dabei vorgeworfen worden, radikale Gruppen hätten in der schwedischen Botschaft trainieren dürfen, wie man Polizisten am besten attackieren und provozieren könne. Außerdem sei es seinem Einfluss geschuldet, dass Belarus zu den wenigen Ländern Europas gehöre, in denen der Möbelkonzern Ikea noch keine Filiale eröffnet habe.
Kein „Billy“, aber zu viele Teddys? Zumindest die schwedische PR-Agentur, die Anfang Juli aus einem Kleinflugzeug über 800 Teddybären mit Protestparolen gegen Alexander Lukaschenko ungehindert über Belarus abwerfen konnte, glaubt, dass die „Teddybären-Affäre“ eine Rolle bei der Ausweisung Erikssons gespielt hat. Vergangene Woche waren deshalb bereits mehrere hochrangige Militärs entlassen worden. Laut Außenminister Bildt wurde diese Aktion von Minsk allerdings nicht als Grund der Ausweisung erwähnt.
Leser*innenkommentare
Reisefreund
Gast
@marie und @hans: Bevor Sie "einseitige und schlechte Informationen" beklagen, bzw. über den "irren Diktator" und eventuelle "Vergasungsszenarien" phantasieren, sollten Sie zumindest die beiden Meldungen der Weißrussischen Nachrichtenagentur "BelTA" dazu zur Kenntnis nehmen! Link 1: "Belarus und Schweden wollten neue Botschafter austauschen" http://news.belta.by/de/news/president?id=689513 Link 2: "Diplomatischer Konflikt mit Schweden hat keinen Zusammenhang mit Flugzeug-Vorfall" http://news.belta.by/de/news/president?id=689496
marie
Gast
benz,sie sollten sich vielleicht mal ohne scheukappen mit der arbeit eines diplomaten beschäftigen,nicht alle sind so gestrickt,wie sie das vorgeben. der schwedische botschafter in weißrußland hat vor allen dingen vermittelen wollen, er hat literatur von dort ins schwedische übersetzt, nicht umgekehrt. man kann aber auch alles ins gegenteil umdrehn,warum machen sie das?leider sind viele auf em rechten auge blind,aber bei ihnen scheint es das ultralinke zu sein. aber das bringt uns leider gar nicht weiter.
Benz
Gast
@Hans
´´Sorry, aber der muss da schleunigst weg´´
Dann tun Sie doch was, damit er geht. Dass er Ihre Kommentare hier liest, glaube ich nicht. Aber Sie könnten ihn ja mit Teddybären bewerfen.
Benz
Gast
@Marie
Ja ja, alles nur Künstler und Schauspieler. Die, wenn sie nicht gerade Kunst machen oder schauspielern, sich als Möchtgern-Revolutionäre betätigen.
Hans
Gast
Ach, der Lukaschenko ist doch ein irrer Diktator, wie er im Buche steht. Entlässt Minister und Botschafter wegen Teddybären.
Sowas spiele ich normalerweise bei Junta als satire. Sorry, aber der muss da schleunigst weg, bevor der noch irgendwelche Minderheiten vergasen lässt.
marie
Gast
benz,sie sind, wie ich das immer wieder feststelle sehr einseitig und sind noch schlechter informiert. der schwedische botschafter hat zu weißrußen kontakt aufgenommen,ja. er hat immer wieder künstler ,schauspieler usw in die botschaft eingeladen und dort wurden abende mit ihnen veranstaltet.was soll daran nicht in ordnung sein? das ist in allen ländern der fall, warum sollte man das in weißrußland anders handhaben? in schweden ist das ein ganz normaler vorgang, dazu sind die diplomaten unter anderem auch da. das problem liegt anderswo. der weißrussische diktator kann sich mit seiner eingeschrenkten denke, diese normalität ohne irgendwelche politischen hintergründe nicht vorstellen , da liegt der hund begraben. der vergleich mit der förderung von neonazis in ausländischen botschaften,die in deutschland verteten sind, ist ein witz,das ist gar nicht nötig, davon haben wir leider genug. die brauchen keine nachhilfe aus dem ausland.
gundi
Gast
@ Benz ... hat halt jeder so seine Sicht
Benz
Gast
Weissrussland verfolgt pragmatisch seine Interessen und weist Diplomaten, die dem Land unverhohlen feindlich gegenüberstehen und ausgesuchte Oppositionelle gezielt unterstützen, aus. Eine sehr richtige Entscheidung. Weissrusslands Innenpolitik ist Sache der Weissrussen, sicher nicht des schwedischen Staates.
Man stelle sich mal vor, eine ausländische Botschaft in Berlin würde gezielt deutsche Neonazis fördern- das würden wir auch nicht hinnehmen.
Benz
Gast
Weissrussland verfolgt pragmatisch seine Interessen und weist Diplomaten, die dem Land unverhohlen feindlich gegenüberstehen und ausgesuchte Oppositionelle gezielt unterstützen, aus. Eine sehr richtige Entscheidung. Weissrusslands Innenpolitik ist Sache der Weissrussen, sicher nicht des schwedischen Staates.
Man stelle sich mal vor, eine ausländische Botschaft in Berlin würde gezielt deutsche Neonazis fördern- das würden wir auch nicht hinnehmen.