Olympia – Turnen, die letzten Wettkämpfe: Silberschwung und Schummelung
Zweimal Silber für Deutschland. Die Supermänner fliegen durch die Luft, als gäbe es keine Schwerkraft. Bei den Damen hingegen: Der Kampf um Schummelbronze.
Die Startbedingungen: Genderübergreifend an allen Geräten: China und Japan sind wie immer in der Favoritenrolle. Am Reck schwingen sich die Männer – auch Fabian Hambüchen – durch die Luft, als wäre die Physik außer Kraft gesetzt. Vielleicht liegt es am schönen Leyva, der für die USA startet, da wird jede Frau schwach. Marcel Nguyen, der deutsche Silberjunge aus dem Mehrkampf, tritt am Barren an. Auf dem Schwebebalken der Frauen sind keine Deutsche unter den Teilnehmerinnen.
Die Entscheidung: Auf dem Barren sieht es schlecht aus. Durchgängig machen die Athleten Fehler. Vergreifen sich, stocken. Die Fehler der anderen sind das Glück für Nguyen. Er gewinnt erneut Silber. Feng Zhe aus China holt Gold. Hamilton Sabot aus Frankreich bekommt Bronze.
Fabian Hambüchen beendet seine Übung am Reck mit einem Schrei: Er weiß, er war gut. Aber dann kommt Epke Zonderland aus den Niederlanden (der Moderator nennt ihn den „fliegenden Holländer“) mit einer unglaublichen Show: Der 26-Jährige schwingt die Figuren ohne Zwischenschwung, einfach hintereinander weg. Er gewinnt Gold mit einer Bewertung von 16,533 Punkten. Hambüchen gewinnt Silber. Verdient. Dritter wird der Chinese Zhang Chenglong. Dem schönen US-Amerikaner Danell Leyva bleibt nur Platz fünf.
Die Entscheidung bei den Frauen auf dem Schwebebalken: Die Chinesinen Deng Linlin und Sui Lu gewinnen Gold bzw. Silber. Und Alexandra Raisman bekommt Bronze.
Das Drama: Bei den Männern gibt es die große Show, bei den Frauen das große Drama. Ja, verdient gewinnen die Chinesinnen Gold und Silber. Der große Kampf, den gibt es zwischen der 25-jährigen Catalina Ponor aus Rumänien und der Amerikanerin Alexandra Raisman. Beide sind gut, aber patzen. Am Ende herrscht Punktegleichstand. Alles gut soweit, aber Bronze gewinnt dann nur eine. Denn Raisman legt Protest ein.
Sie hatte die besseren Haltungsnoten und wird so durch eine obskure Regel zur einzigen Bronzegewinnerin. Fauch. Auch im Bodenturnen schlägt die Raisman die betrogene Ponor. Raisman gewinnt Gold, Ponor Silber, Bronze bekommt Aliya Mustafina aus Russland.
Auch sie bekommt durch bessere Haltungswerte bei Punkegleichstand die Medaille. Die ganze Diskussion angestoßen hatte jedoch Raisman. Aber man kann ihre Zickereien vergeben, denn sie hat eine schwere Last zu tragen. Raisman hat als einzige Teilnehmerin einen Po.
Die Schlussfolgerung: Es waren die letzten Wettkämpfe des Geräteturnens in London. Ein kleines Fazit für den Tag: Turnen ist ein großes Musical. Es gibt Musik, Glitzer, einen Schönen (Leyva) und das Biest (Raisman).
Und sonst? Am Donnerstag geht es mit der Rhythmischen Sportgymnastik weiter. Noch mehr Glitter, noch mehr Show. Nur leider keine schönen Männer mehr. Da dürfen nur Frauen antreten.
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