kurzkritik: Zwei Herren aus Verona
: (Zu) viel des Guten

„Zwei Herren aus Verona“: Das ist ein frühes Shakespeare-Stück, das der gemeine Theatergänger nicht kennt, und selbst die üblichen Theaterführer tun so, als habe er es nie geschrieben. Niemand wagte es, zu sagen, es wäre besser so. Aber erlaubt ist, anzumerken, dass es ein schwieriges Stück ist, in weiten Strecken unterhaltsam, aber mit, vorsichtig gesagt, abruptem Ende und der ein oder anderen Länge.

Denen nicht hartnäckiger entgegengetreten zu sein, ist ein Makel der Inszenierung in der Shakespeare Company, die ansonsten sehr beschwingt daherkommt. Mit Bildern, die man sich rahmen möchte. Wenn Sandro Costantini als Diener Lucenzio die auf tiefroten Kissen ruhende Julia (Petra-Janina Schultz) mit einem Handstaubsauger umfährt und sie zugleich auf die ihm genehme Liebes-Bahn bringt. Wenn die beiden Freier den Tanz mit der umworbenen Silvia (Susanne Plassmann) in eine Rangelei ausarten lassen. Und dann sind da die ganz einfachen Dinge: Wenn sich die Schauspieler samt Requisite hinter den verschiebbaren Bühnenwänden nach einer Szene ganz einfach aufzulösen scheinen, ist das vielleicht kein dramaturgischer Geniestreich, aber schön ist es doch. So wie der unglaubliche Witz der Shakespeareschen Dialoge, von denen man nicht genug hören kann. Was nicht für den Hund Crab gilt, dessen Genese aus einem Wischmop zwar fraglos charmant ist. Und doch hätte hier der Kürzungsstift des Regisseurs gezückt werden können. Müssen.

Friederike Gräff