berliner szenen Verschult in Dahlem

Endlich Bachelor

Zuversichtlich tänzelte er durch den Flur der Rostlaube, Habelschwerdter Allee 39–45. Er war jetzt „modularisiert“. Sein Studiengang nämlich – „Bachelor“ nannte man das, wofür er sich da eingeschrieben hatte. Kurz: B.A.

Allein das Wort: „Modul“! Es bezeichnete untergliederte Studienschwerpunkte, die fächerübergreifend kombinierbar waren. Klang aber besser, nach Raumschiff Enterprise! Und nach dieser TV-Show, in der sich geile Schnitten um den smarten Absolventen balgen durften. Klar, so einer wollte er natürlich auch werden: „Der Bachelor“!

Dass er hier in Dahlem am Ende in der Literaturwissenschaft gelandet war, sah er allerdings eher mit gemischten Gefühlen. BWL hätte es eigentlich auch getan. Es gab nun wirklich Spannenderes, als dicke Bücher durchzulesen. Doch das Studium würde schnell abgeschlossen sein, rechnete er sich froh aus. Bloß drei Jahre gaben die vor, das würde er locker durchhalten. Das war ja das Gute daran, dass das jetzt so verschult war!

Absolut easy: Die würden ihm in diesem System immer klipp und klar sagen, was er zu tun hatte, er würde seine Hausaufgaben regelmäßig machen vor der Party abends, und fertig! Bloß fix durch und dann schnell Knete machen – nur nicht arbeitslos werden! Davor hatte ihn sein Vater ja immer schon gewarnt, und der war Sparkassen-Filialleiter in Wilmersdorf.

Gut, im Focus war die FU beim Ranking eher schlecht gewesen, aber hätte er etwa bloß deswegen nach Marburg gehen sollen? Nee, das hätte er ja im Kopp nicht ausgehalten, so ein komisches Kaff in Hessen!

Da war ja auch schon sein Seminarraum: K 29/19. Heiße Koordinaten. Außerdem demnächst Weihnachtsferien. Es lief super!

JAN SÜSELBECK