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Kommentar StrompreiseVerbraucher in der Zange

Kommentar von Manuel Berkel

Dass Strom immer teurer wird, liegt auch an mangelnder staatlicher Aufsicht. Die Verbraucher sollten selbstbewusster gegen die Abzocke agieren.

D ie Stromversorger zocken die Verbraucher ab. Was viele ahnten, dafür liefert die Studie der Grünen fundierte Hinweise. Doch warum haben es viele Stromanbieter so einfach? Erstens: Die staatliche Aufsicht ist mangelhaft. Die Bundesnetzagentur hat die Beschaffungspreise, die ihr die Stromanbieter gemeldet haben, offenbar gar nicht oder nur unzureichend geprüft.

Zweitens: Die Stromkunden lassen sich zu viel gefallen. 40 Prozent der Haushalte bleiben immer noch brav in der Grundversorgung und wechseln nicht in günstigere Tarife. Fast die Hälfte von uns sind also Stromkostenmasochisten. Dafür gibt es verständliche Gründe.

Die Insolvenz des Discounters Teldafax und Beschwerdetiraden in Internetforen über unzuverlässige Anbieter lassen inzwischen viele vor einem Wechsel zurückschrecken. Daran trägt die Politik eine Mitschuld. Die Bundesnetzagentur, die dem Wirtschaftsministerium untersteht, müsste unseriöse Angebote vom Markt nehmen.

Der Autor

MANUEL BERKEL ist freier Mitarbeiter der taz.

Die Abzockstudie hat noch eine zweite alarmierende Botschaft: Die Kunden werden gleich von zwei Seiten in die Zange genommen. Die Energiebranche rechtfertigt sich gerne damit, dass der größte Kostentreiber der Staat sei. Doch auch ohne Steuern und Abgaben sind die Strompreise für Haushalte in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Die Industrie kann sich dagegen über leicht sinkende Stromkosten freuen. Die Versorger schonen also ihre Großkunden und schröpfen die kleinen Leute.

Gleichzeitig entlastet der Staat die Industrie von Steuern und Abgaben und verschiebt die finanziellen Lasten der Energiewende hin zu den Verbrauchern. Ursache für die steigenden Preise ist also neben den Investitionen in Solarmodule und Windräder eine doppelte Ungerechtigkeit. Die sollte man sich nicht gefallen lassen.

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8 Kommentare

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  • G
    georg

    Alles Unsinn. Bloss nicht wechseln.

    Sparst du Strom - wird er teuerer !

    Sparst du Wasser - wird es teuerer !

    Sparst du Öl - wird es teuerer !

    Sparst du ... - wird es teuerer. Wetten dass?

     

    Schluss mit Sparen. Es ist nämlich alles im Überfluss da !!!

  • SS
    Sonja Sonne

    Ich bin seit Jahren beim Ökostromanbieter EWS Schönau, der aus der Anti-Atombewegung entstanden ist. Und es läuft gut mit dem Strom.

  • V
    vic

    @ W.Wacker,

    der kommunale Stromversorger in meinem Heimatort bezieht den Strom von ENBW.

    Erst seit kurzem gibt es auch einen Öko-Tarif, für den der Strom vor Ort gewonnen wird.

    Für mich zu spät, so war ich Kunde bei Lichtblick, und jetzt bei Naturstrom.

  • EH
    ewig her

    Ich habe nur positive Erfahrungen mit dem mir selbstverständlichen Stromwechsel gemacht. Das war erstmals allerdings schon im Jahr 2000 und da waren wir wohl eine der ersten. Damals hat es tatsächlich unserem neuen Stromanbieter, der Naturstrom AG, einige Mühe bereitet, uns auch wirklich (gegen den Willen der kommunalen Versorgung) versorgen zu dürfen. Laut Naturstrom AG war damals für einen Wechsel noch sehr viel Bürokratie nötig. Aber es hat geklappt, wir waren nie ohne Strom.

     

    Zwischenzeitlich sind wir zweimal umgezogen und haben immer wieder den Strom auf den der Naturstrom AG in den neuen Wohnungen umgestellt. In einer gab es den sogar schon :-)

     

    Letztendlich haben wir dann in der jetzigen Wohnung auch den Gasanbieter gewechselt (vorher hatten wir andere Energiequellen für die Wärme), was uns einige 10 €-Scheine je Monat günstiger kommt! Auch dieser Wechsel zur Lichtblick AG, die Naturstrom AG hat damals noch kein Gas angeboten, verlief problemlos und alles sehr, sehr kurzfristig.

     

    Also: keine Ausreden mehr - wechselt endlich und spart zudem im Alltag noch Strom ein! So wird es auch nicht teurer.

     

    Ich kann das Gejammere diesbezüglich nicht mehr hören und lesen.

  • E
    Eulenspiegel

    Von gekauften Politikern kann der Bürger nichts erwarten! Die Großkonzerne vergeben keine Pöstchen an Politiker, die ihnen nicht hörig sind. Wer zahlt schon an Leute die nicht gehorchen? Einfach abwählen,dieses Klüngel-System! Das Regime des Kapitals hat die Regierungen voll im Griff. Und was ist das für ein System, indem bei Wachstum,sich die Politik kräftig die Diäten erhöht, der Arbeiter bei Tariferhöhungen gerade mal den Inflationsausgleich bekommt und die Bedürftigen stets weniger bekommen? Soll das Demokratie sein, wenn die Freiheit zwar garantiert wird,die Freiheit aber ein Nichts ist, wenn man nichts hat?

  • K
    Karl

    und was soll man dagegen machen? unser letzter anbieterwechsel hat sage und schreibe vier monate gedauert und mittlerweile hat der neue anbieter (sw tübingen) im preis nachgezogen. der sog. wettbewerb auf dem strommarkt ist eine einzige verlade.

  • V
    vic

    Nein, zum günstigsten Anbieter zu wechseln ist nicht die Lösung. Zum umweltfreundlichsten Betreiber sollte man wechseln; und der Umweltfreundlichste ist auf Dauer auch der günstigste.

  • W
    W.Wacker

    Feindbild "Energieversorger" klingt gut:

    Die bösen Unternehmen gegen die kleinen Verbraucher.

     

    Zum Glück gibt es noch die kommunalen Versorger, die zu 100% in der Hand der Kommunen sind. So wie in Darmstadt, der ersten hessischen Stadt mit einem Grünen Oberbürgermeister.

     

    Stolze Verkündung in der Presse: HSE Energie AG hat bei 188 Mio Euro Eigenkapital 96 Millionen Gewinn gemacht. Bei dieser Eigenkapitalrendite wäre die Deutsche Bank zu recht neidisch. Bloss der Bürger, der "seinem" Unternehmen den teuren Strom zahlen muss, der ist nicht so glücklich.