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Kommentar BeschneidungAlarmzeichen für die Demokratie

Kommentar von Klaus Hillenbrand

300 Juden und einige Muslime demonstrieren im Zentrum Berlins gegen ein Verbot der Beschneidung. Wann hat es so etwas schon mal gegeben?

W enn 300 Menschen in Berlin eine Demonstration veranstalten, dann ist das üblicherweise eine Kurzmeldung in den Lokalnachrichten wert. Wenn aber 300 Juden und einige Muslime im Zentrum Berlins gegen ein Verbot der Beschneidung protestieren, dann ist das ein Ereignis von überragender Bedeutung.

Denn wann kommt es schon in Deutschland vor, dass sich religiöse Minderheiten derart ins Abseits gedrängt fühlen, dass sie glauben, mit öffentlichem Protest auf die Straße gehen zu müssen? Wann hat es überhaupt schon einmal eine Kundgebung deutscher Juden in ureigener Sache – zur Verteidigung ihrer religiösen Sitten – gegeben?

Man mag über Sinn oder Unsinn der Beschneidung trefflich streiten. Ja, man kann diese juristisch als Körperverletzung begreifen. Das könnte aber auch für das Anlegen abstehender Ohren im Kindesalter gelten. Die Kritiker der Beschneidung mögen aber vor allem bedenken, dass sich ihre Forderung nach einem Verbot eben nicht gegen Angehörige der Mehrheitsgesellschaft richtet, sondern gegen Minderheiten – im Falle der Juden gegen eine Minderheit, die in Deutschland vor wenigen Jahrzehnten Furchtbares erlitten hat. Minderheitenrecht und -schutz sind zentrale Bestandteile der Demokratie.

taz
KLAUS HILLENBRAND

ist Leiter des Ressorts taz.eins der.

Die Beschneidung von Jungen zählt zu den zentralen Riten in Islam und Judentum. Es ist deshalb wenig verwunderlich, wenn Juden und Muslime es als einen Angriff auf die freie Ausübung ihrer Religion verstehen, wenn dieser Ritus aus der Mehrheitsgesellschaft infrage gestellt wird. Wenn viele Juden nun glauben, auf die Straße gehen zu müssen, um dieses Recht zu schützen, dann ist das ein Alarmzeichen für die Demokratie.

Muslime als Mitglieder der größeren Minderheit waren am Sonntag nur vereinzelt zu sehen. Zwar eint beide Gruppen ein religiöser Ritus. Doch daraus ist bisher keine politische Gemeinsamkeit geworden. An der jüdischen Gemeinschaft liegt das nicht.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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34 Kommentare

 / 
  • T
    Tomate

    @ sol1

     

    Und hier eine riesengroße Auswahl von Männer, die beschnitten wurden und es noch heute völlig in Ordnung finden:

     

    [Der Leser steht vom Bildschirm auf, verlässt sein Kinderzimmer und geht auf die Straße.]

  • MR
    Martin Reszat

    Alarmzeichen für die Demokratie - in der Tat!

     

    Menschen fühlen sich in einer Gruppe wohler als allein - doch woran erkennen sich Mitglieder einer Gruppe, und wie verhindern sie, dass diese Gruppe zerfließt? Wenn Hautfarbe, Sprache oder Wirtschaftsweise keine Hinweise liefern, erfindet man Unterschiede und pflegt sie. Swift hat das mit seinen 'Spitzendern' und 'Stumpfendern', also der Art, sein Frühstücksei aufzuschlagen, köstlich beschrieben. Weniger köstlich ist es, wenn diese über Jahrhunderte scholastisch verfeinerten Unterschiede, die man gewöhnlich 'Religion' nennt, zu Schlächtereien wie in Jugoslawien oder Ruanda führen, weil eine die Gruppen einende Klammer fehlt oder wegfällt.

     

    Genau an dieser Stelle wird im Augenblick, ausgerechnet von unseren gewählten Vertretern, unverantwortlich gezündelt. Man will religiösen Gruppen gestatten, ihre abstrus irrationalen Unterscheidungsmerkmale zu verfestigen, statt die gröbsten Auswüchse zu verhindern. Dafür ist man sogar bereit, die verbindende Klammer unserer Verfassung und der allgemeinen Menschenrechte außer Kraft zu setzen. Nicht, weil die Bürger als Souverän es so wollen, sondern unter dem Druck des Auslands, einer geschichtlichen Befangenheit, falsch verstandener Toleranz und nicht zuletzt einem jeweils ganz eigenen Süppchen zuliebe.

     

    Wenn es Deutschland nicht ergehen soll wie Jugoslawien oder Ruanda, muss sich jeder Bürger dieses Landes diesem Irrsinn mit all seiner Kraft entgegenstellen. Es wirkt auf mich bizarr, wie und von wem in der aktuellen Diskussion auf die humanistischen Gegner der Beschneidung eingedroschen wird - diejenigen, die aus der deutschen Geschichte gelernt haben, dass eine Verfassung nur ein Stück Papier ist, wenn man nicht für sie einsteht. Diejenigen, die 1933 gefehlt haben.

  • F
    fra_galgario

    Diese Demo war doch ein Witz.

     

    Da tönen jüdische Religionsfunktionäre, dass man im Begriff sei, dem Judentum das Schlimmste seit dem Holocaust anzutun, da rufen ein paar Dutzend Gruppierungen zu einer Demo in der Hauptstadt auf (wo angeblich die jüdische Gemeinde ca. 10.000 Mirglieder hat)....

     

    ... und dann kommen tatsächlich ganze 250-300 Demonstrant/inn/en zusammen. Das war doch eine Insiderveranstaltung für orthodoxe Hardliner, mit sykophantischer parlamentarischer Begleitmusik durch Wolfgang Thierse.

     

    Mal ehrlich, so richtig heiß macht das Thema wohl die meisten Juden und Muslime auch nicht. Da wären wahrscheinlich viele froh, wenn sie nicht mehr aus Gruppenzwang ihrer Kinder unters Messer geben müssten.

     

    Diese Religionslobbyisten, die jetzt so vollmundig entrüstet tönen, kommen mir vor wie der Zauberer von Oz: Man muss nur hinter die Bühen gehen, dann sieht man Zwerge, die auf Leitern stehen und mit Wind- und Donnermaschinen hantieren.

  • S
    sol1

    @ Tomate

     

    "Und: fragen Sie mal die erwachsen gewordenen beschnittenen Kinder dieser Gruppen, ob die das ihren Eltern übelnehmen oder es rückgängig machen würden ..."

     

    Eine kleine Auswahl von Männer, die beschnitten wurden und es haßten:

     

    http://www.circumstitions.com/Resent.html

  • F
    Fidelis

    Was will man uns sagen? Darf man sich jetzt nur an Mehrheiten vergreifen? Dürfen Minderheiten tun was Sie wollen? Wer ist denn die Gefahr für die Demokratie? 300 Nasen die den Aufstand proben und den Rechtsstaat auf die Probe stellen?

    Herr Hillenbrand, wo kriechen Sie denn gerade hin?

    Wirklich abstrus, so eine "Argumentation".

  • T
    tazitus

    @Jengre:

    Ein kleiner Schnitt für eine Tomate,

    Ein großer Schnitt für die Menschheit.

  • J
    Jengre

    @ Tomate

     

    Wie Sie es schaffen, bei derartigem Wortreichtum auch nicht ein valides Argument zu liefern, sondern nur Beleidigungen und Häme zu verteilen, erschließt sich mir nicht.

     

    "Circumcision is a violent intervention and a wounding of a child's genitals, which purely physically is a form of sexual abuse, of sexual maltreatment."

    Hadass Golandsky

    http://www.hagalil.com/bet-debora/jewish-women/golandsky.htm

  • T
    tazitus

    @Tomate:

    Hätten Sie es nur versucht. Wer keine Argumente hat, empfiehlt anderen, das Maul zu halten. Haha.

    Dann werden auch die Doofen zu Philosophen.

    Und Niemand kann die beiden mehr unterscheiden.

  • T
    Tomate

    @ nihil.ist

     

    Natürlich bedeutet Nihilismus intellektuelle LEEre. Vertippen darf man sich ja mal ... ;-)

  • T
    Tomate

    @ Bernd Baron

     

    Inhaltlich: Verneine das, was unverzichtbar zur Identität eines Menschen gehört, und du verneinst ihn selbst. "Nicht willkommen" kann man gar nicht nachdrücklicher sagen.

     

    Stilistisch: zu viele Deppenleerzeichen.

  • T
    Tomate

    @ tazitus

     

    Si tazuisses, philosophus mansisses.

     

    Auf Lutherisch kann man das dann sogar richtig derb sagen.

  • T
    Tomate

    @ nihi.list

     

    1) Können Sie darlegen, aufgrund welchen Zufalls Sie sich ausgerechnet gegen (bei fachgerechter Ausführung) harmlose, aber kulturell und religiös absolut unverzichtbare Gebräuche exponierter religiöser Minderheiten wenden? Und das auch noch mit Eifer, wenn man die ganzen anderen traurigen Gestalten betrachtet, die hier ebenfalls ihr Kommentarhäufchen setzen müssen. Reiner Zufall, und honi soit...?

     

    Und: fragen Sie mal die erwachsen gewordenen beschnittenen Kinder dieser Gruppen, ob die das ihren Eltern übelnehmen oder es rückgängig machen würden ... Die Frage nach der "Verletzung kindlicher Unversehrtheit" wurde von diesen Kindern schon seit Tausenden von Jahren abermilliardenfach selbst beantwortet. Können Sie mir erklären, was gewisse Leute motiviert, dennoch mit pathologischer Energie immer wieder darauf zu rekurrieren? Denn dies ist doch die eigentlich spannende Frage.

     

    2) Es ist eine objektive und durch "Interviews" (= gesittete Unterhaltung) bestätigte Beobachtung meinerseits sowie praktisch aller Menschen, mit denen ich bislang darüber gesprochen habe. Menschen aller Bildungs- und Bevölkerungsschichten übrigens. Sie erheben Einspruch gegen die Begrifflichkeit? Dann gebe ich Ihnen mal die Definition von Objektivität in Kurzform: sie lautet "Intersubjektivität".

     

    Dasselbe werden auch Sie beobachten - bei fast allen Menschen, die Sie außerhalb Ihrer kleinen, braunen Internet-Diskussionszirkel antreffen können. Also: Kommen Sie doch mal zu uns hier in die Stadt! Hier leben sie nämlich, die sagenumwobenen Leute, bei man die Jungens beschneidet. Nur keine Berührungsängste - lassen Sie sich erden. Das lohnt sich.

     

    3) Angenommen, Sie wären der Meinung, Sie dürften Ihrem Nachbarn täglich ein braunes Häufchen vor die Tür setzen (und meinetwegen auch ein Schildchen daraufsetzen, "Kinderschutz"). Ihr Nachbar leidet darunter, aber Sie bleiben bei Ihrer "anderen Meinung zu diesem ganz konkreten Thema" und machen munter und dummdreist-rechthaberisch weiter. Wie käme Ihr Nachbar dann nur darauf, Sie könnten was gegen ihn haben? Aber bitte - was liegt denn auch ferner...!

     

    4) Fakten für Heranwachsende: Nihilismus bedeutet nicht nur moralische, sondern auch intellektuelle Lehre. Wussten Sie das schon?

  • S
    sol1

    "Die Kritiker der Beschneidung mögen aber vor allem bedenken, dass sich ihre Forderung nach einem Verbot eben nicht gegen Angehörige der Mehrheitsgesellschaft richtet, sondern gegen Minderheiten..."

     

    Die Forderung wird *zum Schutz* einer Minderheit erhoben - der männlichen Säuglinge, die eben nicht mal eben auf der Straße für ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit eintreten können.

     

    Und zum x-ten Mal muß man hervorheben, daß es *nicht* um ein allgemeines Verbot geht. Auch in Zukunft wird sich jeder Erwachsene aus welchen Gründen auch immer seine Vorhaut entfernen lassen dürfen.

     

    Wenn Juden und Moslems für ihre entgegengesetzte Auffassung demonstrieren, ist das ihr gutes Recht - aber es ist auch das gute Recht all derer, die sich mit den medizinischen und psychologischen Auswirkungen dieser gravierenden Operation beschäftigt haben, darauf hinzuweisen, daß von Knobloch, Mazyek & Co. bislang nur Totschlagargumente vorgebracht wurden:

     

    "Das haben wir schon immer so gemacht!" - "Das haben wir noch nie anders gemacht!" - "Wo kämen wir denn da hin?"

  • T
    Thorben

    Nu lassen Sie mal die Kirche im Dorf, Herr Hillenbrand..."Alarmzeichen für die Demokratie" also wirklich..

  • Y
    yaku

    Danke, Herr Hillenbrand. Die Kommentare hier zeigen mal wieder, wie wenig diese Menschen begreifen.

  • E
    Eulenspiegel

    Was für ein Theater! Wir leben hier in Deutschland und wem die deutschen Regeln nicht zusagen, der kann ja da hingehen wo andere Regeln gelten. Sind die alle ausgezogen und hier eingezogen um Deutschland nach ihrem Gusto umzuformen? Die wissen genau, was wir hier für Überraschungseier in der Politik haben,deshalb nimmt man sich auch anständig viel heraus. Anstatt sich um so einen Nonsens zu kümmern, der unter dem Denkmäntelchen Religionen forciert wird, aber lediglich nur dem Zweck dient dass Deutschland in ein Kastensystem umgewandelt wird, sollte man sich lieber mal um die deutschen Renten kümmern. Es kommt noch soweit, dass für jeden Volksstamm eine eigenes Ministerium gegründet wird.Das ist auch ein Hauptgrund mit, warum angeblich nie Geld vorhanden ist. Man gründet für jeden Schwachsinn eine Institution, die letztlich nichts bringt und holt sich dann noch Weise in die Politik, die nur insofern weise sind, sich ihren Unsachverstand gut bezahlen zu lassen. "Wenn der Arbeiter nicht will stehen alle Räder still"-,as sollte man sich mal zu Gemüte führen. Wie weise war Z.B.Hartz IV? Die Sesselfurzer zerstören Deutschland anstatt es zu retten.

  • N
    nihi.list

    @Tomate

     

    Menschen, die gegen die Verletzung der kindlichen Unversehrtheit argumentieren sind Ihrer Meinung nach also Heuchler und Rechtsradikale. Können Sie diese Aussage auch sinnvoll begründen?

     

    Können Sie auch darlegen, dass die Position kontra Beschneidung nur durch eine lautstarke, menschenfeindliche Minderheit vertreten wird, oder ist das nicht doch eher eine subjektive Wahrnehmung Ihrerseits?

     

    Wie kommen Sie eigentlich darauf, dass jemand etwas gegen Muslime oder Juden hat, nur weil er eine andere Meinung zu einem ganz konkretem Thema hat?

  • DB
    Die bösen Türken

    *gähn*

     

    Sowas ist nur in Deutschland vorstellbar: eine Dauerdebatte über Vorhäute, wenn popelige 300 Juden/Muslime dazu demonstrieren.

    Ihr habt eben keine existentiellen Probleme, daher ist jede Debatte, mit der man Menschen bei Euch ausgrenzen kann, von enormer Bedeutung.

  • PS
    Phillipp Schade

    Es ist demonstriert worden für das Recht auf Amputation eines Teils des Penisses von kleinen Jungen, um Gottes Geboten zu entsprechen.

     

    Und Sie, Herr Hillenbrand sind für das Recht, kleinen Jungen einen Teil ihres Penisses zu amputieren, um Gottes Geboten zu entsprechen.

  • T
    Tomate

    Das Alarmzeichen für die Demokratie rappelt vehement auch durch all die pseudo-kinderschützerischen, heuchlerisch rechtsradikalen Kommentare auf dieser Seite sowie auf den Kommentarspalten zur Debatte anderswo in der taz und im übrigen Internet.

     

    Hätte nie gedacht, dass man mit sovielen Widerlingen und Heuchlern im gleichen Land zusammenwohnen muss - Web 2.0 sei Dank!

     

    Aber Gott sei Dank handelt es sich wohl doch nur um eine lautsprecherische, menschenfeindliche Minderheit. Denn fast alle Menschen in meinem (sehr durchschnittlichen) Umfeld haben überhaupt nichts gegen Juden und Muslime sowie ihre Gebräuche.

     

    Zudem wussten die meisten (eher durchschnittlich gebildeten!) Menschen in meinem Umfeld schon vor dieser Debatte, dass Juden und Muslime ihre Jungens beschneiden lassen. Die PI-Hetzer auf dieser und ähnlichen Seite können sich also allenfalls durch *moralische* Unbildung entschuldigen - und die zählt hier nicht.

  • L
    lowandorder

    Vadder lasset, dat is nit din Tach - aber der hört ja nit.

     

    So auch Klaus Hillenbrand.

     

    "Man mag über Sinn oder Unsinn der Beschneidung trefflich streiten. Ja, man kann diese juristisch als Körperverletzung begreifen. Das könnte aber auch für das Anlegen abstehender Ohren im Kindesalter gelten. Die Kritiker der Beschneidung mögen aber vor allem bedenken, dass sich ihre Forderung nach einem Verbot eben nicht gegen Angehörige der Mehrheitsgesellschaft richtet, sondern gegen Minderheiten…"

     

    Geht's noch? Beschneiidung=Körperletzung ist keine Frage 'der Möge'! Punkt.

    Und auf der Ebene von Sinn und Unsinn diskutieren das nur Biologisten und Leute,

    die dann konsequent - 'die Ohren anlegen'.

    Schlicht wirr.

     

    Minderheitenschutz - fürwahr ein hohes Gut in einer Demokratie.

    Ja - gewiß, aber auch Minderheiten unterfallen der Verfassung und haben sich an den ordre public - die öffentliche Ordnung zu halten, gleichviel was in ihren Herkunftsländern gilt oder ihre Religion oder Brauchtum ihnen vorschreiben.

     

    Soweit, so klar. Aber dann wird's abenteuerlich - und zwar jetzt:

     

    "Demo einer Minderheit…:

    DAS IST EIN EREIGNIS VON ÜBERRAGENDER BEDEUTUNG

    Alarmzeichen für die Demokratie."

     

    Sie sind zwar Post-68er, verdienen aber doch als Journalist Ihre Brötchen.

    So könnten sie wissen:

    Als wir mit " Benda, ha, ha, ha …; Ho-Ho-Ho…usw" durch die Straßen Bonns zur Hofgartenwiese zogen,

    da skandierten wir auch:" Wir sind eine - keine - kleine radikale Minderheit!"

    Und nur politische Geisterfahrer und die mit braunen Flecken sahen darin eine Gefahr für die Demokratie.

     

    Ich will Sie nicht mit Wittgenstein aufhübschen.

    Wolfgang ik-setz-mir-mal-bei-Richie Neuss prägte dafür den Spruch:

    " Es reicht nicht nur keine Gedanken zu haben. man muß auch unfähig sein sie auszusprechen!" - Fürwahr.

  • CW
    Christian Wolf

    ...äh,...mh. Entschuldigung, vielleicht stehe ich ja auf dem Schlauch:

    Aber warum GENAU soll es ein "Alarmzeichen für die Demokratie" sein, wenn Juden in Deutschland demonstrieren?!

    Schon allein deswegen weil es Juden sind?

    Ich bitte um Aufklärung.

  • MF
    Markus Freidenker

    Es ist erschreckend, mit welcher Vehemenz eine Minderheit ein Recht auf Baby-Quälen und -Verstümmeln einfordert.

    Und es ist schade, dass diese Menschen sich nicht in die kindliche Psyche hineinversetzen wollen, welche in einem Alter von 8 Tagen von einem imaginären Gott bestimmt noch nichts wissen will, aber eine vorsätzliche Körperverletzung mit aller Härte spürt.

     

    Es ist doch keine große Einschränkung der Religionsfreiheit, wenn Gläubige mit 18 Jahren eigenverantwortlich zu einer Beschneidung einwilligen können.

     

    Einige Juden haben auch schon das Ritual "Brit Schalom" bei Kindern eingeführt, um auf das blutige Ritual "Brit Milah" zu verzichten.

     

    Und von deutschen Politikern fordern diese Menschen ein Gesetz, welches wahrscheinlich gegen das deutsche Grundgesetz verstößt, und dementsprechend vom Bundesverfassungsgericht wieder einkassiert wird.

    Schade ist dabei, dass einige Politiker das Grundgesetz nicht gegen diese Angriffe verteidigen wollen oder können und sich für angebliche Rechte dieser Minderheit einsetzen.

     

    Für mich ist es schwer verständlich, warum Religionen sich nicht weiterentwickeln wollen.

    Was vor zig-tausend Jahren einmal richtig war, muss doch nicht zwangsläufig heute auch noch richtig sein.

    Im Namen der Religion wurden ja auch mal Hexen verbrannt.

     

    Nach den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche sollte doch gefordert werden, dass Geistliche an den Geschlechtsteilen von Minderjährigen nichts zu suchen haben.

  • L
    Lokki

    Sie haben völlig recht Herr Hillenbrand,

    es ist wirklich ein Warnzeichen für die Demokratie wenn wir den Schutz der körperlichen unversehrtheit von Kindern irgendwelchen religiösen Gruppen überlassen, seien es jetzt Juden, Muslime, Christen, Hindus, oder was es sonst noch so gibt.

    Hat ja auch schon immer toll funktioniert!

    Meine Meinung ist hier eindeutig: Wir leben in einer sekularen und "aufgeklärten" Gesellschaft die immer wieder aus religiösen Gründen angegriffen wird und dessen Regeln untergraben werden und das muss unterbunden werden.

     

    Übrigens bin ich auch ein riesen Fan von unnötigen operationen an Kindern nur weil die Eltern es zu hässlich finden.

     

    Erwachsene sollen machen was sie wollen, aber bei Kindern bedarf es einem gesonderten Schutz, auch gegenüber von fanatisten die aus Gründen der Religion Teile von ihren Kinern abchneiden wollen.

  • BB
    Bernd Baron

    Es ist gefühlt für mich eher eine Bedrohung für die Demokratie und Rechtsordnung, wenn ein über Jahrtausende fragwürdiger religiöser Ritus g e g e n die - mittlerweile - verfassungsmäßig garantierte körperliche Unversehrtheit von - männl. - Säuglingen als eine Grundbedingung von Ausübung einer R e l i g i o n sowie der Identitätsstiftung d e r Eltern der - zu verletztenden - Säuglinge notwendig sein soll!?

     

    D a f ü r unsere unselige Vergangenheit als "Erpressungsmodul" wiederholt zu verwenden und von Frau Knobloch zu hören das Menschen jüdischen wie muslimischen Glaubens in Deutschland nicht willkommen sein sollen, wirkt nicht nur sondern ist absurd!!

     

    Beschneidung sei dasselbe wie abstehende Ohren anpassen und gehöre deswegen erlaubt, lässt mich etwas an dem Überblick des Verfassers zu obigem Artikel und Thema zweifeln.

     

    Wenn zudem aus der Berichterstattung der jüngsten Vergangenheit zu erfahren ist, dass selbst Angehörige des muslimischen wie jüdischen Glaubens der Beschneidung ablehnend gegenüberstehen, stellt sich neben der Frage nach dem Umfang derer die für ihre Identitätsstiftung eine Beschneidung brauchen, ob diese - möglicherweise - ewig Gestrigen, diese Diskussion missbrauchen?

     

    Im Übrigen, es wurde bereits erwähnt, wäre - eigentlich - jede andere - kommende - Entscheidung als die des Kölner Landgerichts, vor dem BVG hoffnungslos unterlegen!!

  • G
    Gonzi

    Die Mehrheit von ihnen dürften ständig auf Demos sein, wenn es darum geht für die Machenschaften der israelischen Regierung einzutreten und für sie Propaganda zu machen.

    Die muslimischen Verbände sind sich sicher der Tatsache bewußt, dasd zu diesem Israelbild gehört, diese Israelis hätten da ein Land von unfähigen, zurückgebliebenen, lernunwilligen "Arabern" zu blühenden Gärten verwandelt.

    Sie wissen, dass schon Nasser von dieser Meute als ein "Hitler" benannt wurde.

    Und mit solchen Demonstranten soll man gemeinsam demonstrieren. Das dürfte Muslimen wohl schwer fallen, aber war denn der Klaus Hillenbrand nicht in vorderster Linie?

  • T
    tazitus

    In der Tat ein Alarmzeichen, dass immer wieder versucht wird, mit unpassenden Vergleichen die Beschneidung zu relativieren und so eine Ausnahme zu Artikel zwei des deutschen GG zu rechtfertigen. Bei allen akzeptierten Eingriffen in die körperliche Unversehrtheit liegt eine medizinische Indikation zu Grunde. Auch abstehende Ohren oder Zahnfehlstellungen können zu medizinischer Indikation im psychischen Bereich führen.

     

    Ohrlochstechen und Piercing führen zwar nicht zu Verlust eines wichtigen Körperteils, aber ich hätte kein Problem damit, wenn auch diese Eingriffe nur von mündigen Menschen für sich selbst gefordert werden dürften.

  • D
    Demokratie4All

    Ein Alarmzeichen für die Demokratie ist, wenn

    Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) [1],

    Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ) [1],

    Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin [2]

    Deutschlands größte unabhängige Kinderechtsorganisation [3]

    600 führende Juristen und Mediziner Deutschlands [4]

    Und nicht zuletzt die absolute Mehrheit der Bevölkerung [5]

    eine Richterliche Entscheidung, die Kinderechte stärkt begrüßen und verteidigen, und weiten Teile der politischen Klasse das völlig egal ist.

     

    1. http://www.beschneidung-von-jungen.de/home/komplikationen/verantwortungsvoll-durchgefuehrte-beschneidungen-und-ihre-folgen.html

    2. http://dakj.de/media/stellungnahmen/ethische-fragen/2012_Stellungnahme_Beschneidung.pdf

    3. https://www.kinderhilfe.de/blog/artikel/bundestagspetition-zu-beschneidungen/

    4- http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/offener-brief-zur-beschneidung-religionsfreiheit-kann-kein-freibrief-fuer-gewalt-sein-11827590.html

    5. http://www.ftd.de/politik/deutschland/:umfrage-deutsche-lehnen-religioese-beschneidung-ab/70057463.html

     

    Ein Alarmzeichen für die Demokratie ist, wenn die Meinungen religiöser Hardliner mehr zählen, als die medizinisch-wissenschaftlicher Fachgesellschaften.

     

    Ein Alarmzeichen für die Demokratie ist, wenn religiöse Lobbyorganisationen Gesetze auf Wunsch bestellen, um ihnen unliebsame Gerichtsurteile außer Kraft zu setzen.

     

    Ein Alarmzeichen für die Demokratie ist, wenn sich Politiker zu willigen Befehlsvollstreckern von religiösen Verbänden degradieren, und die Meinung der Bevölkerung, die sie repräsentieren sollten, ignorieren.

  • E
    erna

    Das Ende aller Messianismen (von „Judentum“ bis „(Pseudo)Wissenschaft“):

     

    Wann werde ich endlich in einer intelligenten Welt (IQ > 200) leben können ohne diesen jahrtausendealten messianisch-beschnittenen-traumatisierten Terror überall, d.h. ohne diesen jüdisch-christlich-muslimisch-kapitalistisch-kommunistisch-faschistisch-nationalsozialistisch-hypersozial-hypermedial-politisch-juristisch-pseudowissenschaftlichen Schwachsinn überall?

     

    Wenn also ein heutiger Körper, der beschnitten und traumatisiert ist, sich immer noch als „Jude“ bezeichnet, so ist er letztlich „selber schuld“, denn:

    Hätte es keine „Juden“ gegeben, so hätte es auch keine „Muslime“ und „Christen“ gegeben; ohne Christen hätte es aber keine Protestanten gegeben, ohne Protestanten (laut Max Weber [!]) aber keine Kapitalisten; ohne Kapitalisten aber keine Marxisten-Kommunisten, ohne Kommunisten aber keine Faschisten und Nationalsozialisten (etc. etc. etc.)…

     

    Und zum Angriff Israels ("Juden") auf den Iran ("Arier"):

    Geht lieber Karotten und Bäume pflanzen, ihr verdammten Idioten überall, die mir tagtäglich meine Welt kaputt machen!

     

    P.S.: Nur Idioten (von Beschneidern bis Breivik) benutzen körperliche Waffen. Die stärkste Waffe war schon immer die Sprache… (und das Internet).

  • M
    Matthias

    Herr Hillenbrand,

    sie haben Recht, "Minderheitenrecht und -schutz sind zentrale Bestandteile der Demokratie". Aber auch Minderheiten dürfen nicht gegen das Grundgesetz verstoßen und das siehn nun mal körperliche Unversehrtheit als ein Grundrecht an. Man sollte also die Minderheit der jüdischen und moslemischen Jungen vor den Übergriffen der Mehrheit der Anhänger jüdischen und islamischen Glaubens schützen. Man sollte also die Grundrechte kleiner Jungen vor der Mehrheit der Berufspolitiker schützen, die bereit sind die Grundrechte von Jungen für archaische Riten zu opfern. Man sollte die Jungen vor der Mehrheit der religiösen Eiferer schützen, die ihre Auffassung von Glauben für allgemeinverbindlich erklären und das Leid kleiner Jungen als nicht relevant. Man sollte die Jungen vor der Mehrheit schützen, die zwar jegliche Form der Beschneidung von Mädchen ableht und sie für völlig unvergleichbar mit Jungenbeschneidungen erklärt, aber völlig gleichgültig ist gegen die Schmerzen der Jungen. Man sollte die Jungen vor der Mehrheit der Religiösen schützen, die alle für inkompetent erklären, die auf das Leid der Jungen hinweisen. Und vor allem sollte man die Jungen vor denen schützen, die die schreckliche deutsche Geschichte dafür nutzen wollen, dass kleinen jüdischen Jungen weh getan werden darf. Die Geschichte sollte uns lehren, dass die Grundrechte nicht verhandelbar sind und das die Religionsfreiheit einer Person (z.B. der Eltern), sie nicht dazu berechtigt gegen die Grundrechte einer anderen Person (z.B. des Kindes) zu verstoßen.

  • P
    PeterWolf

    Meinen Sie das ernsthaft?

    Nach Satire hörte sich das nicht an.

    300 Berufsreligiöse sind natürlich sehr beeindruckend!

  • RH
    Robert Haas

    Es wäre schön gewesen, wenn Herr Hillenbrand seinen Lesern erklärt hätte, warum es ein Alarmzeichen für die Demokratie sein sollte, wenn ein unabhängiges Landgericht die Zwangsbeschneidung Minderjähriger als rechtswidrige Körperverletzung einstuft und damit eine öffentliche Debatte zu diesem Thema auslöst. Was würde Herr Hillenbrand sagen, wenn morgen 300 Christen in Berlin für das Recht auf Heimunterricht für ihre Kinder demonstrieren würden? Auch eine schützenswertes Anliegen einer Minderheit? Wo läge der Unterschied zur rituellen Beschneidung?

     

    Überhaupt sollte Herr Hillenbrand realisieren, dass unsere Rechtsordnung keinen Minderheitenschutz kennt. Nicht umsonst sind alle Menschen vor dem Gesetz gleich. Und Gesetze werden in diesem Land eben von einer (parlamentarischen) Mehrheit gemacht.

     

    Irritierend ist allerdings das fortdauernde Geheule muslimischer und jüdischer Funktionäre, obwohl doch politisch längst eine Entscheidung zu ihren Gunsten gefällt wurde. Hier möchte offensichtlich eine Minderheit einer Mehrheit verbieten, ihre Meinung in einer öffentlichen Debatte frei zu äußern. Wenn überhaupt etwas ein Alarmzeichen für die Demokratie ist, dann das.

  • B
    Bob

    Hier geht es jedoch um die Beschneidung und vergleiche mit dem Ohren anlegen etc. (wurde in der "Debatte" schon eniges absurdes erwähnt) sind genau so wenig angebracht wie Vergleiche mit der Mädchenbeschneidung...desweiteren wenn dieses angebracht werden sollte ist dies nur eine Zeichen für die Argumentationslosigkeit wenn eine Körperverletzung durch eine andere legitimiert weden soll...

     

    Wenn auf die Bestandteiele der Demokratie hingewiesen wird hat diese auch die Aufgabe die Grundrechte zu wahren, welche bei einer Beschneidung gleich mehrfach beschnitten werden (Recht auf körperliche unversehrtheit, Religionsfreiheit des Kindes wird ebenfalls beschnitten...) und die Schutzfunktion eines Staates gilt auch für eine der schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft...den Kindern welche sich selbst nicht wehren können...

  • K
    Karl

    Wer zwischen medizinischer und "religiöser" Indikation eines Eingriffs nicht unterscheiden kann, oder will ist sicher Teil des Problems.

     

    Eben auch wegen der Shoa gibt es keinen Grund aus individuellen befindlichkeiten den Artikel 2 aufzuweichen!

     

    Aber natürlich haben auch Sie, sehr geehrter Herr Hillenbrand, "nichts gewußt" wenn die Folgeforderungen zu wieteren Aufweichungsbestrebungen umgesetzt werden.

     

    Lesen Sie vielelicht mal Globkes Kommentar zu den Nürnberger Gesetzen!

     

    Glück auf!

     

    Karl