Korruption bei ThyssenKrupp: Cromme weg

STAHL Der Aufsichtsratsvorsitzende des Konzerns legt alle Ämter nieder. Ihm wird Mitverantwortung für mehrere Skandale vorgeworfen

ESSEN dpa | Einer der einflussreichsten deutschen Topmanger, Gerhard Cromme, zieht sich vollständig aus dem angeschlagenen ThyssenKrupp-Konzern zurück. Er reagiert damit auf Vorwürfe wegen Milliardenverlusten des Stahl- und Anlagenbauers, Kartellverstößen und Korruption. Nach zwölf Jahren an der Spitze des Kontrollgremiums werde er zum 31. März den Posten niederlegen, teilte das Unternehmen am Freitag überraschend mit. Cromme habe zudem die Krupp-Stiftung gebeten, seine Entsendung in den Aufsichtsrat zum gleichen Zeitpunkt zu beenden. Die Stiftung ist mit rund 25 Prozent größter Anteilseigner von ThyssenKrupp.

„In Verantwortung für das Unternehmen, seine Mitarbeiter und Aktionäre möchte ich nach zwölf Jahren als Vorsitzender mit diesem Schritt auch im Aufsichtsrat einen personellen Neuanfang ermöglichen“, erläuterte Cromme laut Mitteilung seinen Rücktritt. Er wünsche dem Unternehmen, dass es aus der Krise gestärkt hervorgehe.

Aktionärsvertreter begrüßten den Schritt. Der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Thomas Hechtfischer, sagte, ein Neuanfang nach den Fehlentscheidungen und Skandalen dürfe sich nicht nur auf den Vorstand beschränken, sondern müsse auch den Aufsichtsrat einschließen.

In den vergangenen Wochen und Monaten war Cromme immer wieder vorgeworfen worden, für die Fehlentwicklungen wie das milliardenschwere Debakel der Stahlwerke in Brasilien und den USA sowie Korruptionsfälle mitverantwortlich zu sein.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2011/12 hatte ThyssenKrupp einen Verlust von 5 Milliarden Euro gemacht. Der Aufsichtsrat setzte wegen der sich zuspitzenden Krise im vergangenen Dezember den halben Vorstand vor die Tür. Der seit gut zwei Jahren amtierende Vorstandschef Heinrich Hiesinger versucht, den Konzern wieder zu stärken. Zuletzt verordnete er dem Unternehmen einen rigiden Sparkurs, der den Wegfall von 2.000 Stellen vorsieht.