portrait
: Galanter Intrigant und ewiger Verlierer

Ich bin ein Loser?“, fragte Schimon Peres entrüstet vor der Konferenz der Arbeitspartei. „Jaaaa“, rief es aus der Versammlung. Abgesehen von der Wahl zum temporären Parteichef nach dem Wahldesaster vor drei Jahren konnte Peres nie eine Wahl für sich entscheiden. Am härtesten traf ihn wohl, dass er 2000 nicht Staatspräsident wurde. Vorsitzender oder Premier wurde er nur, wenn sein Vorgänger das Amt vorzeitig aufgab. So 1977, als Jitzhak Rabin wegen illegalen Devisenbesitzes abtreten musste, und dann noch einmal nach Rabins Ermordung im November 1995.

Einen „ewigen Intriganten“ hatte Rabin ihn einst geschimpft. Erst der Osloer Friedensprozess, den Peres als Außenminister unter Rabin steuerte, einte die zerstrittenen Parteigenossen. Damals wurden Peres, Rabin und Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Während Rabin sichtlich kämpfte, um Arafat die Hand zu schütteln, fand Peres galant den rechten Ton.

Peres, 1923 in Polen geboren, wanderte 1934 mit seinen Eltern nach Israel ein. Er lernte Landwirt, bevor er 1947 in die Hagana einberufen wurde. Dort beauftragte ihn Israels erster Ministerpräsident David Ben Gurion mit Personal- und Waffenbeschaffung. Ab 1950 leitete Peres eine Delegation des Verteidigungsministeriums in den USA. Zugleich studierte er in Harvard, bis er 1952 nach Israel und ins Verteidigungsministerium zurückkehrte.

Mit der Leichtigkeit des erfahrenen Diplomaten bewegt sich Peres auf der internationalen Bühne, souverän hat er stets das passende Zitat auf den Lippen. Doch so sehr er mit Witz und Bildung über seine Mitstreiter im Regierungszentrum herausragt, so sehr mangelt es ihm an Talent für die eigene Karriere. In der zweiten Reihe schien er schlicht besser aufgehoben. So zerstörte er in den Monaten nach dem Mord an Rabin systematisch seine letzte Chance. In der Hoffnung, schneller eine Lösung mit Syrien zu finden, verließ er das palästinensische Friedensgleis und führte, um Druck auf Damaskus auszuüben, die israelischen Truppen in den Libanon. Bei einem missglückten Luftangriff starben knapp 100 Zivilisten. „Uns treibt weder Blut noch Abenteuer“, kommentierte er zutiefst erschüttert das Unglück von Kana. Die israelischen Araber versagten ihm dennoch ihr Votum.

Von der eigenen Vision geblendet, verliert er den Blick für die Realität, so sagen seine Kritiker, und weniger freundliche Stimmen beschuldigen ihn, aus Geltungsdrang nicht scheiden zu können. Ariel Scharon, sein langjähriger Freund, hält einen Stuhl für ihn warm. Die letzte Runde könnte Peres dann als parteiloser Minister für Friedensfragen zurücklegen.

SUSANNE KNAUL