zu offen
: Ein lasche Idee

Wenigstens ärgert sich die Dienstleistungsgewerkschaft über die Freigabe der Ladenöffnungszeiten. Allen anderen entlockt der Vorstoß der Landesregierung nur müdes Gähnen. Anders wäre es, wenn es um den Sonntag gehen würde. Aber dazu ist die Koalition nicht in der Lage: Die FDP würde schon wollen, die CDU aber nicht dürfen – aus Rücksicht aufs christliche Klientel sollen am Tag des Herren nicht mal Videotheken öffnen.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Kaum zu glauben: Vor sechs Monaten setzten sich Wunschpartner auf die Regierungsbank. Doch nach den Bundestagswahlen – der geistig moralischen Wende der CDU zur neosozialen Volkspartei – ist sich Schwarz-Gelb wenig einig. Und so wird regiert: halbherzig, eine kleine Koalition, keine große.

Die Ladenschlusszeiten sind ein Beispiel: Den Supermarkt-Ketten und Einkaufszentren reichen die zwölf Stunden zwischen acht und acht. Länger öffnen werden – wie jetzt schon – Trinkhallen, Minimärkte und Lebensmittelhändler, oft Einwanderer-Familienbetriebe. Ob sich dort das Mehr an Selbstausbeutung lohnt, wird sich zeigen. Dazu werden sich internationale Ketten mit Sandwich- und Limo-Filialen auf dem Markt versuchen – bei der Kiosk-Dichte mit geringen Erfolgsaussichten.

Die Regierung verkauft ihr bisschen Ladenschluss mit Freiheitsrhetorik. In Wirklichkeit zeigt die Novelle nur, wie wenig Freiheit, wie wenig Handlungsspielräume einer zögerlichen, uneinigen Koalition geblieben sind.