ZDF-Promimagazin feiert Jubiläum: Frauen, die beim Bügeln glotzen
Das ZDF-Magazin „Leute heute“ feiert seine 4.000ste Ausgabe im Münchner Schumanns. Dabei muss es möglichst exklusiv zugehen.
MÜNCHEN taz | Zum Schluss ist es Charles Schumann persönlich, der den hausgebeizten Lachs serviert. „Bei uns muss jeder arbeiten“, wiegelt der Besitzer des berühmtesten Promilokals Münchens ab. Die Message kommt trotzdem an: Wenn das ZDF seine bald nahende 4.000ste Sendung von „Leute heute“ der Presse präsentiert, muss es exklusiv zugehen.
Die im Durchschnitt 2,1 Millionen ZuschauerInnen, die das Promimagazin täglich verfolgen, sollen dem Leben von Stars und Sternchen so nahe wie möglich kommen. „Es ist dieser Zugang zu echten Gefühlen, der die Menschen berührt“, sagt Redaktionsleiter Peter Zock über das Erfolgsrezept, das die Sendung seit 15 Jahren trägt.
Mit 15,2 Prozent Marktanteil im Jahr 2012 ist „Leute heute“ Marktführer im Klatschsegment. Die Zielgruppe: „Frauen, die zu Hause auf ihre Familie warten und das Essen zubereiten“, sagt Peter Zock. „Bei unserer Sendung wird am meisten gebügelt.“ Damit die Nähe zu den Stars zu spüren ist, werden die JournalistInnen an eine weiß gedeckte Tafel im ersten Stock des Schumann’s gebeten.
Von unten aus der Bar dringt das Klickern der Cocktailshaker herauf. Oben gedämpftes Licht und ein Lamellenvorhang, durch den man hinunter zu den Promis lugen kann, ohne selbst gesehen zu werden. Passender könnte die Inszenierung nicht sein. „Leute heute“ will das saubere Promimagazin sein.
Zum einen behandle man die Stars mit Respekt, sagt Redaktionsleiter Zock. Und zum anderen lasse man es auch bei Themen wie Hochzeit, Geburt und Tod nicht an journalistischer Sorgfalt mangeln. Schönes aus der Glitzerwelt soll man hier sehen statt Häme und Schmuddel aus zweifelhaften Quellen. Den „guten Freund“, auf den sich andere Magazine berufen, um aus einem Gerücht eine Geschichte zu stricken, gibt es bei „Leute heute“ deshalb nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke
Geschlechtsidentität im Gesetz
Esoterische Vorstellung
Nach Diphtherie-Fall in Berlin
Das Problem der „Anthroposophischen Medizin“
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala
Felix Banaszak über das Linkssein
„Für solche plumpen Spiele fehlt mir die Langeweile“
Alkoholpreise in Deutschland
Das Geschäft mit dem Tod