WAS MACHT EIGENTLICH ... der Fußballfan?
: Dreist klauen

„Wenn deine Nationalfarben sprechen könnten, was würden sie sagen?“, fragt die Adidas-Website. „Klau mich!“ ist wohl kaum die Antwort, die der WM-Ausrüster bekommen möchte. Aber es ist die Antwort des gemeinen Berliner Fußballfans. 18 von 22 deutschen WM-Trikots, die in Vitrinen verschiedener U-Bahnhöfe ausgestellt waren, wurden von langen Fanfingern entwendet.

Auffällig ist dabei weniger der Diebstahl an sich, sondern vielmehr der Umstand, dass vier Trikots verschmäht wurden. Im Gegensatz zu den Trikots der Profi-Boygroup Ballack, Kuranyi, Podolski und Schweinsteiger, die schnell vergriffen waren, blieben vier namenlose Trikots in den U-Bahnhöfen Friedrichstraße, Ruhleben, Wittenbergplatz und Warschauer Straße zurück.

Es ist nicht zu vermuten, dass diese Stationen die letzten Horte von Sitte und Ordnung im Moloch Berlin sind. Wahrscheinlicher ist, dass die Fans nicht wussten, wie sie die Leerstellen in ihren Köpfen füllen sollten. Sorge machte sich breit unter den diebischen WM-Anhängern: Nehme ich mit dem Blankotrikot etwa Christian Wörns mit nach Hause? Ist es ein Ziege-Hemd, und die Rückennummer erscheint dank Zaubertinte kurz vor der WM? Durch solche Ängste geschützt, blieben die unbeschrifteten Leibchen hängen.

Im Schatten dieser Ereignisse ist der Vorverkauf für die WM-Eröffnungsgala laut Fifa übrigens gut angelaufen. Bei Preisen von bis zu 750 Euro pro Karte scheint es fast verständlich, dass einige Fans die Kosten für das passende Outfit gering halten wollten. HS

FOTO: AP