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@Regula Heinzelmann:
Es existieren praktisch keine Wissenschafter, die für die Thesen der "Klimaskeptiker" eintreten. Bei der ersten "Klimakonferenz" der Kerls fanden sich unter 1200 angereisten Herzchen gerade mal 14, die überhaupt wissenschaftlich tätig sind.
Aber Moment: die Klimaskeptiker HABEN überhaupt keine gemeinsamen Thesen zum Klimawandel. Die Klimaskeptiker haben nur eine These. Und die lautet "Das CO2 isses nicht". Und wenn man fragt WAS es denn ist, kommt von "Es existiert gar kein Treibhauseffekt, noch nicht mal ein natürlicher" (was einer der "renommiertesten" Klimaskeptiker Deutschlands vertritt) über die Sonnenaktivität, Sonnenflecken, globale Strahlung bis hin zu irgend welchem esoterischem Quatsch ungefähr jeder denkbare Mumpitz.
Unabhängig davon ist die Motivation der Aufraggeber der professionellen Klimaskeptiker doch nach Heartlandgate klar: Radiale Marktfundamentalisten wollen verhindern, dass ein gemeinsames Handeln aller Staaten als notwendiger Lösungsweg anerkannt wird.
Die Hoffnung, dass Wissenschaftler der Politik auf die Sprünge helfen könnten teile ich (selbst Wissenschaftler) nicht!
Auch der Wissenschaftsbetrieb - um nicht zu sagen "die Wissenschaftsindustrie" - ist längst voll in (betriebs-)wirtschaftliche Zusammenhänge eingebunden: Institute und Einrichtungen müssen sog. "Drittmittel", also Forschungs- und Entwicklungsaufträge, akquirieren, um ihren Betrieb aufrecht erhalten zu können. Drittmittel werden wiederum von Ministerien, der EU, der Bundesregierung etc. in Form von Programmen vergeben. Diese geben u.a. Ausrichtung, Inhalte, Anforderungen an "Partnerschaften" mit der Wirtschaft vor. Wirklicher Freiraum für die Wissenschaft ist eine Wunschvorstellung.
Wie jedes Unternehmen holen wir eben die Aufträge rein, die es gibt, auch wenn sie nicht unseren Ideen entsprechen...
Wir sichern in erster Linie unsere Jobs, spielen das große Spiel mit - kritisches Denken findet vielleicht noch unter Kollegen statt. Nach außen dringt davon nichts.
Ich verstehe nicht, warum es im ersten Abschnitt heisst, die CDM seien erfolgreich. Die Beschreibung im zweiten Abschnitt ebenso wie viele andere Artikel (z.B. der aktuelle von Georg Blume über CDM in Indien hier in der taz) belegen klar, dass die CDM nichts anderes sind als ein klimapolitisch völlig sinnloser Ablasshandel. Man sollte sie abschaffen. Insbesondere sollte die EU nicht anstreben, was sie anscheinend in Katar unbedingt erreichen will: Eine Verlängerung des Kyoto-Protokolls, auch dann, wenn da nichts anderes drinstehen wird als die Fortsetzung des CDM-Ablasshandel sowie die Verpflichtung der EU zu Klimazielen zu denen sich die EU sowieso schon unilateral verpflichtet hat.
Politik ist der Ochse, der von der Wirtschaftslobby am Nasenring durch die Arena geführt wird. Das ist keine Politik mehr, und nicht mehr wert, auch nur ein Wort über diesen Kindergarten zu verlieren. Nur noch blödes unnützes Gequatsche dass von morgens bis abends nichts bringt. Ein Treffen nach dem anderen und heraus kommt nichts. Das ist alles-, nur noch Show. Die sind langsam aber sicher so unnütz wie ein Kropf.
Ich war immer dagegen, dass man "Emissionslizenzen", zu deutsch Verschmutzungsrechte kaufen kann. Niemand hat das Recht, irgendwas das allen gehört zu verschmutzen.
Hoffentlich beteiligen sich an dieser Konferenz auch mal einige der Wissenschaftler, die die CO2-Erderwärmungsthese überzeugend widerlegen.
Statt sich mit einer überholten These zu befassen – und damit fette Geschäfte zu machen - muss man an einer Umweltkonferenz folgende Forderungen stellen:
Die bestehende Technik für Luftreinhaltung, Gewässerschutz und Recycling muss weltweit angewendet werden, und zwar von jedem Unternehmen.
Wer nachweisbar Umweltkatastrophen durch falsche Sparsamkeit und schlechtes Management verursacht, hat geeignete Gegenmassnahmen zu treffen und die betroffenen Menschen voll zu entschädigen.
Das Transportwesen ist zu rationalisieren. Bahntransporte statt Autos, weniger Containerschiffe. Ein solches braucht bis zu 14.000 Liter Schweröl pro Stunde.
Öl ist ein wertvoller Rohstoff und zu schade zum Verbrennen. Da mit Schiffen häufig menschenunwürdig hergestellte Billigwaren transportiert werden, plädiere ich für Produktion in Europa.
Regula Heinzelmann, Autorin von "Die Ökotyrannen", Signum Verlag
Als alleinerziehende Mutter ist unsere Autorin auf die Tafel angewiesen. Doch sie geht dort nicht mehr hin, weil sie sich gedemütigt fühlt.
Kommentar Klimaschutz : Wenn die Politik versagt
Der Markt kontrolliert zunehmend die internationale Klimaschutzpolitik. Die Politik aber versagt auf ganzer Linie. Das muss sich ändern.
Was in der internationalen Klimapolitik schiefläuft, kann man zum Teil an einem kryptischen Kürzel ablesen: den umstrittenen Projekten des CDM (Mechanismus zur sauberen Entwicklung). Mit diesen Instrumenten können Unternehmen aus Industrieländern Klimaschutz in ärmeren Ländern finanzieren, um sich die gesparten Emissionen gutzuschreiben. CDM sind sehr erfolgreich und stehen trotzdem kurz vor dem Zusammenbruch.
Seit sie im Kioto-Protokoll angelegt wurden, haben die Unternehmen und die Staaten durch sie eine Menge Geld gespart. Es ist eine eigene Bürokratie entstanden, das System hat viel Geld bewegt, das teilweise für unsinnige Vorhaben ausgegeben wurde und in dunklen Kanälen verschwand. Doch der Nutzen ist sehr gering. Wahrscheinlich haben die Projekte das Klima sogar zusätzlich belastet. Jetzt droht das Aus, weil der Markt für Emissionslizenzen zusammengebrochen ist.
So sieht die Klimapolitik häufig aus. Viel Aufwand, viel Geld, wenig Klimaschutz. Ob Emissionshandel, Energiewende oder „Green Economy“: Die Unternehmen verdienen gut, auf Kosten der Allgemeinheit. Denn der Grundfehler eines Klimaschutzregimes, das in den neunziger Jahren erdacht wurde, ist die Abhängigkeit vom Markt: CDM sind eine gute Idee, weil sie Klimaschutz da ansiedeln, wo er am billigsten ist.
Aber ohne vernünftige politische Rahmenbedingungen – harte Schnitte bei den Emissionen, verpflichtende Ziele – ist der Markt hilflos. Er ist nur Instrument. Wenn die Ziele fehlen, passiert es wie mit den CDM: Die Gewinne werden mitgenommen, die Kosten trägt die Gemeinschaft.
In Doha sollen die CDM gerettet werden. Das wird wohl auf die übliche Art mit einem halbgaren Kompromiss so einigermaßen gelingen. Denn es gibt zu viele Interessen, mit dem Klimaablass weiter Geld zu verdienen. Aber das Instrument wird langfristig nur funktionieren, wenn die Staaten sich zu echtem Klimaschutz verpflichten, damit die Lizenzen zur Luftverschmutzung knapp und teuer werden.
Inzwischen verlangt damit der Markt von der Politik, die Regeln zu setzen, ohne die der Markt nicht überleben kann. Das Politikversagen in der Klimadiplomatie ist inzwischen so groß, dass es zunehmend die Bilanzen der Unternehmen belastet. Vielleicht bringt das ja den nötigen Druck, den die realistischen Horrorszenarien der Wissenschaftler seit Jahren nicht aufbauen können.
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Kommentar von
Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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