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Digitale Aids-Kampagne dotHIVGoogle.hiv statt Google.com

Die Kampagne dotHIV will die neue Webadressen-Endung .hiv einführen und so Geld für Aids-Projekte sammeln. Sie soll zu einer digitalen roten Schleife werden.

Die rote Schleife soll Solidarität mit HIV-Positiven zeigen – auch im Netz Bild: dpa

BERLIN taz | Carolin Silbernagl will nichts Geringeres, als die „rote Schleife des digitalen Zeitalters“ zu erfinden. Ihre Vision: Firmen gegen Geld die Webadressen-Endung .hiv anbieten. „So könnten in fünf Jahren circa 10 Millionen Euro für kleine Aids-Projekte auf der ganzen Welt generiert werden“, sagt Silbernagl. Die Projektleiterin von dotHIV hofft so auch die öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema erhöhen zu können und zur Entstigmatisierung Menschen beizutragen, die mit dem Immunschwäche-Virus infiziert sind.

Das Ganze funktioniert so: Alle Firmen – von Apotheken bis Pornoseitenbetreibern - die sich mit HIV-Infizierten solidarisieren wollen, zahlen jährlich 120 Euro in den Spendentopf des gemeinnützigen Vereins ein und können dafür .hiv an ihre Internetadresse hängen. Jeder Aufruf einer .hiv-Website aktiviert eine Mikrospende aus dem Spendentopf. Dann können die User per Online-Voting entscheiden, welche Projekte das Geld erhalten sollen. Selbst wenn die User den Spendentopf nicht zur Gänze leerklicken, wird das Geld an bestehende Organisationen weitergereicht.

Ob das Projekt umgesetzt werden kann, hängt von der Zusage der kalifornischen Verwaltungsbehörde für Internetadressen (ICANN) ab. Diese eröffnete vergangenes Jahr einen Bewerbungsprozess zur Registrierung neuer Top-Level-Domains (TLD). Mehr als 1900 Anträge gingen ein – dotHIV beantragte als einzige Organisation eine TLD, die ausschließlich einem sozialen Zweck dient. Die Antwort aus Kalifornien erwartet Silbernagl zwischen Mai und Juli 2013.

Nach ihrem Politikstudium arbeitete Silbernagl im Stiftungswesen bis sie 2011 auf die Idee mit der gemeinnützigen TLD kam. Dass sich HIV für so ein Projekt anbietet, hat ihr zufolge drei Gründe: „Es ist das einzige Entwicklungsthema – außer Klima – mit globaler Relevanz. Es betrifft jeden individuell. Und: Die drei Buchstaben sind ein wirkungsmächtiger Begriff mit einem hohen Wiedererkennungswert über alle Kulturgrenzen hinweg.“

HIV-Arbeit ist ein sehr sensibles Themenfeld. Silbernagl hat dabei die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, die Interessen der Betroffenen und die entsprechenden Vertreter von Anfang an einzubinden. „Weil wir zu Beginn so sehr mit uns selbst beschäftigt waren, haben wir das nicht ausreichend berücksichtigt und dafür einige Ohrfeigen kassiert“.

Der HIV-Blogger „alivenkickn“ echauffierte sich beispielsweise in einem Onlineforum darüber, dass dotHIV bestehenden Organisationen potenzielle Spendengelder entziehen würde. Silbernagl hält dem entgegen, dass es bei ihrem Projekt auch darum geht, Akteure aus der Privatwirtschaft für soziales Engagement zu mobilisieren: „Wir wollen neues Geld ins Feld bringen, um kleine Projekte zu finanzieren, die von den etablierten Organisationen keine Unterstützung erhalten.“

Entstigmatisierung durch geteilte Solidarität

Eine andere „Ohrfeige“ kam vom Matthias Gerschwitz, Autor des Buches „Leben mit HIV: Endlich mal was Positives“. Er lebt seit 20 Jahren mit dem Virus und sagt: „Ich halte diese Idee für einen modernen Ablass. Das Problem von HIV besteht heute zum großen Teil nicht mehr aus dem Kampf gegen die Krankheit als solche, sondern um ihre öffentliche Wahrnehmung und den Umgang mit den Infizierten.“

Dass viele Menschen bei HIV automatisch an Aids, an schwere Krankheit und baldigen Tod denken würden, bestätigt Holger Wicht, Pressesprecher der Deutschen Aids-Hilfe. Wicht sagt, das sei ein falsches Bild, denn hierzulande hätten Menschen mit HIV nach wissenschaftlicher Einschätzung eine annähernd normale Lebenserwartung, wenn die Infektion rechtzeitig behandelt werde.

Gerschwitz bezweifelt, dass sich dieses Stigma durch anonyme Klicks abbauen lässt. Silbernagl sieht das anders: „Wenn Google google.hiv schaltet, entsteht eine durch das Stigma aufgeladene Spannung, über die die Internet-User stolpern und die zum Nachdenken anregt. Indem sich dieses Prinzip mehrere Tausend Male wiederholt, entsteht eine geteilte Solidarität.“

Gerschwitz kritisiert auch, dass das Thema auf diese Weise aus dem realen Bewusstsein in die Virtualität abgedrängt wird. Die Aufklärungsarbeit und die Prävention würden dadurch erschwert werden. Für Wicht ist dieses Argument nicht haltbar: „Wer zwischen Realität und Virtualität unterscheidet, hat nicht verstanden, wie Menschen heute ihre Meinungen bilden. Wenn dotHIV ein Erfolg wird, kann es zu unseren Zielen einiges beitragen – finanziell, aber auch durch Bewusstseinsbildung.“

Während Gerschwitz bis heute den Dialog mit Silbernagl ablehnt, kann sich die Deutsche Aids-Hilfe mittlerweile gut vorstellen, eine .hiv-Domain zu registrieren. In diesem Fall wäre die Registrierung gratis – ein Zeichen der Solidarität.

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Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • EL
    Emeritus Lügner

    Die Wahrheit über AIDS

     

    http://www.wahrheitssuche.org/aids.html

     

    "Wenn es wirklich Beweise gibt, das HIV AIDS erzeugt, sollte es doch wissenschaftliche Dokumente geben, die diesen Zusammenhang einzeln oder im Zusammenhang mit anderen wenigstens mit einiger Wahrscheinlichkeit demonstrieren. Es gibt keine solchen Dokumente."

     

    "Bis heute gibt es noch nicht einen wissenschaftlich überzeugenden Beweis für die Existenz von HIV. Nicht ein einziger solcher Retrovirus ist nach den Regeln der klassischen Virologie isoliert dargestellt worden. (Dr. Heinz Ludwig Sänger, Emeritus Professor für Molekularbiologie und Virologie, Max-Planck-Institut für Biochemie, München.)

     

    Weiterhin sind die folgenden Bücher ein absolutes MUSS für jeden, der sich ernsthaft für das Thema interessiert :

    "Inventing the AIDS Virus" von Peter H. Düsberg

    "AIDS AND EBOLA - Emerging Viruses" von Len Horowitz MD

    "DEATH BY PRESCRIPTION - THE AZT STORY" von John Lauritsen MDF:

    Darüber hinaus bezüglich der Wikung von Zappern bei AIDS Patienten.

    "The Cure for all Diseases" von Dr. Hulda R. Clark.

    "The Cure for HIV and AIDS" von Dr. Hulda R. Clark.

     

    Dokumentation AIDS-Kritik

    Buch mit Beiträgen von Kawi Schneider, Prof. Dr. Peter Duesberg, Dr. Dieter Kaempgen,

    Dr. Gerhard Orth, Ilse Lass, Dr. Stefan Lanka und Peter Schmidt Gebunden 107 Seiten DIN A4.

     

    Umweltschaden AIDS? Dr. med. R. Jensen

    „HIV kann nicht die alleinige Ursache für AIDS sein …“

    „Es gibt alarmierende Hinweise auf Zusammenhänge

    mit Umweltgiften und Radioaktivität.“ Buch 231 Seiten.

     

    AIDS? Du hast Chancen!

    Nötige Denkanstöße nicht nur für Betroffene

    Hans Jürgen Esch „Mehr Ursachen als Viren“ Buch 158 Seiten.

     

    AIDS: Infektions- oder Drogen-Krankheit? Prof. Dr. Peter Duesberg,

    University of California, Vortrag + Diskussion an der Freien Universität

    Berlin auf Einladung von Peter Schmidt. Dieses einmalige Dokument ist in deutscher Sprache. VHS-Video 120 Minuten.

     

    Die AIDS-HIV Disease Lüge geht weiter.

  • MM
    Mister Minit

    Sehe es genauso wie Herr Gerschwitz. Der Satz: "Silbernagl hat dabei die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, die Interessen der Betroffenen und die entsprechenden Vertreter von Anfang an einzubinden." sagt eigentlich schon alles; es haben sich im Laufe der Zeit unterschiedliche Seilschaften, Klüngeleien in sogenannten Selbsthilfen etc. aufgebaut, die einen Teufel tuen werden, wenn bei ihnen die Spendengelder nicht mehr so üppig fließen. Das neue Projekt fügt sich hier genau ein, dabei ist Aufklärung bezüglich HIV überhaupt nicht immer eine Frage des Geldes, außer man ist halt Angestellter in der obigen Hilfsindustrie.

  • M

    Ich glaube nicht, dass dieses Projekt nennenswerten Erfolg haben wird. Das fängt schon an mit den Kosten einer neuen Top-Level-Domain, die ja erst einmal wieder eingespielt werden müssten. Und glaubt tatsächlich jemand, ein deutsches Unternehmen würde in Printwerbung oder Kommunikation eine hiv-Domain verwenden... www.eon.hiv oder kontakt@huk-coburg.hiv ... ich glaube nicht. Da könnte man auch Volkswagen zu überreden versuchen, den Golf auf der Frontschürze mit einer Schleife statt des VW-Logos auszuliefern.

     

    Eine rote Schleife zur Solidaritätsbekundung kann man offensichtlich auch einfach so auf Webseiten anbringen. Ach, das macht am Welt-AIDS-Tag weder Siemens noch Pfizer, weder BMW noch die Tagesschau? Dann scheint denen ja echt dran zu liegen.

  • G
    Gerechtigkeit

    taz.krebs, google.tb, dkfz.aids... wo soll das hin führen? Über HIV/AIDS aufklären - ja bitte. .hiv als TLD - nein bitte nicht...

     

    Die TLDs sind nicht dafür gedacht, Geld einzusammeln.