Das Alphatierchen

Was Bernd Buchholz gar nicht leiden kann, ist Neid. Ja, er hat viel Geld verdient. Als Chef des Verlags Gruner + Jahr in Hamburg, im Bertelsmann-Vorstand – und als er im Herbst beide Posten abgeben musste. Da nahm er fünf Millionen Euro Abfindung mit nach Hause. „Ein hohes Einkommen mit Besserverdienerei auf Kosten anderer gleichzusetzen“, sei aber wirklich nicht fair, findet er.

Ob die früheren Angestellten des Ex-Verlegers diese Einstellung teilen, daran lässt ein Spruch zweifeln, der von Buchholz aus der Finanzkrise überliefert ist. Kurz vor einer Entlassungswelle erklärte er da nämlich seiner Mannschaft: „Wenn Sie als Kapitän auf der Brücke stehen und eine Riesenwelle aufs Schiff zukommen sehen, dann müssen Sie den Leuten auf dem Sonnendeck sagen, dass sie ihre Liegestühle und Drinks beiseite stellen müssen.“

Unschön. Aber man lernt ja dazu. Denn für sein neuestes Projekt braucht Buchholz dringend Sympathie-Punkte, und zwar die der Schleswig-Holsteiner. Am kommenden Samstag will er sich auf dem Landesparteitag der FDP auf den zweiten Listenplatz für die Bundestagswahl hieven lassen, gleich nach dem Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Kubicki.

Buchholz hat bereits etwas Politikerfahrung, saß von 1992 bis 1996 im schleswig-holsteinischen Landtag und wechselte anschließend in die Wirtschaft. Nun tritt er nach 17 Jahren wieder an, gegen die Bundestagsabgeordneten Christine Aschenberg-Dugnus, Sebastian Blumenthal und Christel Happach-Kasan. Kubicki findet das gleich mal einen „Gewinn für meine Partei“. Und bitte keinen Neid.

Dem frisch in die Bundesparteispitze aufgerückten Kubicki habe er nun viel zu verdanken, sagt Buchholz. Doch zu dick sei die Freundschaft auch nicht. Sie beide seien „Alphatierchen“. Ob er vielleicht sogar selbst FDP-Chef werden wolle, fragte Die Welt. Buchholz’ Antwort: „Wenn ich irgendwo antrete, will ich natürlich gewinnen. Das ist auch klar.“ Das wird auch Kubicki neidlos eingestehen.  KLU