Kommentar zur Flughafen-Kontrolle: Ein Mann, ein Wort, eine Tat?
Bei allen Versäumnissen als bisheriger Vizechef: Dass Matthias Platzeck jetzt als Aufsichtsratsvorsitzender diese Verantwortung übernimmt, verdient Respekt.
E ntweder das Ding fliegt oder ich fliege“, hat Matthias Platzeck im Fernsehen vor Millionen versprochen. Das waren große Worte – und mutige. Platzeck hätte sich einen schlanken Fuß machen und anderen den Aufsichtsratsvorsitz der Flughafengesellschaft überlassen können. Seit Mittwoch hat er den Job, und ihm ist zuzutrauen, dass er als Ministerpräsident wirklich geht, wenn er als Chefkontrolleur versagt – anders als sein Vorgänger Klaus Wowereit, der Regierender Bürgermeister geblieben ist. Bei allen Versäumnissen als bisheriger Vizechef: Jetzt diese Verantwortung zu übernehmen verdient Respekt.
Denn Platzeck hätte sich ja bei jenen einreihen können, die nach einem unabhängigen Experten als Oberkontrolleur rufen. Er hätte sich auf seinen Job als beliebter Regierungschef beschränken können. Dann wäre er 2014 fraglos wiedergewählt worden – die SPD liegt in Umfragen trotz Flughafen-Chaos weit vorn.
5-Punkte-Plan
Mag sein, dass Platzeck auch davon angespornt wird, nach über zehn Jahren als brandenburgischer Ministerpräsident zu zeigen, dass er noch mehr kann. Dass er auch einen Megastress-Job schafft, anders als den SPD-Bundesvorsitz, den er 2006 nach fünf Monaten aus gesundheitlichen Gründen aufgab.
Einen 5-Punkte-Plan hat er für seinen Start als Aufsichtsratschef vorgelegt. Mehr informieren will er, mit den Organisatoren des Volksbegehrens gegen Nachtflüge reden, in seiner Staatskanzlei eine Spezialeinheit installieren. Natürlich kann man fragen: Warum konnte er das nicht schon als Vizechef? Doch das hilft jetzt nicht weiter. Platzeck hat die Chance, diese Versäumnisse wiedergutzumachen. Sonst muss er eben fliegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke
Felix Banaszak über das Linkssein
„Für solche plumpen Spiele fehlt mir die Langeweile“
Geschlechtsidentität im Gesetz
Esoterische Vorstellung
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Nach Diphtherie-Fall in Berlin
Das Problem der „Anthroposophischen Medizin“
Nach Ausschluss von der ILGA World
Ein sicherer Raum weniger