Hochschulen buhlen um Geld für Sanierung

Der Beschluss der Großen Koalition in Berlin, den Hochschulbau schrittweise in die Hände der Länder zu übergeben, hat unter den Hochschulen in NRW einen Wettkampf um die künftigen Landesmittel für Bau und Sanierung entfacht

DÜSSELDORF taz ■ Die NRW-Hochschulen sind auf Bundesmittel angewiesen. Der Düsseldorfer Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) ruft für das Haushaltsjahr 2005 noch einmal den Bund zu Hilfe: „Eine Aufstockung der Bundesmittel für den Hochschulbau von den geplanten 925 Millionen auf eine Milliarde Euro ist notwendig“, sagte er der taz. Dabei wirbt die Landesregierung damit, nicht an der Bildung sparen zu wollen. Doch die Haushaltsmittel reichen für die sanierungsbedürftigen Unis im Land nicht aus.

Das Bundesbildungsministerium wollte auf Anfrage zunächst keine Stellung nehmen. Eine Antwort auf Pinkwarts Begehren und eine ähnliche Forderung aus einem anderen Bundesland seien derzeit in Arbeit, hieß es aus dem Berliner Ministerium, das jetzt von Annette Schavan (CDU) geleitet wird.

Für die Hochschulen in NRW wäre selbst eine solche Aufstockung um 75 Millionen Euro kaum mehr als ein Trostpflaster. Seit Jahren ist der Hochschulbau unterfinanziert. Statt den nach Expertenmeinung pro Jahr nötigen einprozentigen Investitionen werden nur rund 0,3 Prozent in die Gebäude gesteckt. Eine Zahl für den gesamten Sanierungsbedarf in NRW ist nicht bekannt. Bei 58 Hochschulen im Land dürfte er sich für die nächsten zehn Jahre im zweistelligen Milliardenbereich bewegen.

Unter den Hochschulen NRWs ist deshalb ein Wettkampf um die künftigen Landesmittel für den Hochschulbau ausgebrochen. Nachdem die große Koalition im Bund beschlossen hat, den Hochschulbau schrittweise in die Hände der Länder zu übergeben, buhlen die Rektoren der 33 Universitäten, 21 privaten Hochschulen und vier Fachhochschulen nun um die vorderen Plätze auf der Sanierungsliste. Insbesondere die in den 60er und 70er Jahren erbauten Campus-Universitäten haben mit veralteter Haustechnik und maroden Dächern zu kämpfen.

An der größten Universität des Landes in Köln fürchtet man, dass in den nächsten Jahren der Großteil der Gelder aus dem Landestopf an die Ruhr-Uni Bochum (RUB) abfließen könnte. Der für die Sanierungen zuständige Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) hat den aktuellen Bedarf der RUB auf rund eine Milliarde Euro beziffert. Für die Campus-Uni im Herzen des Ruhrgebiets liegt ein Sanierungsplan vor.

Wie viel in Köln benötigt wird, möchte die Universität derzeit nicht öffentlich machen. „ZuD-Mark-Zeiten war es schon eine halbe Milliarde“, sagt Pressestellenleiter Wolfgang Mathias. Auch andere Hochschulen halten die aktuellen Zahlen zurück, um ihre Verhandlungsposition mit dem Wissenschaftsministerium und dem BLB nicht zu gefährden. Immer wieder ist jedoch der Satz zu hören, mit dem sich auch die Liegenschaftsdezernentin der Bergischen Universität Wuppertal, Anja Köhler, zitieren lässt: „Investitionsbedarf ist mehr als genug gegeben.“ SEBASTIAN SEDLMAYR