Deutschland im Pressefreiheitsranking: Nur noch Platz 17
Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen ist Deutschland abgewertet worden. Grund ist die abnehmende Pressevielfalt.
BERLIN dapd | Deutschland bewegt sich in Sachen Pressefreiheit nach Einschätzung von Reporter ohne Grenzen (ROG) nur im europäischen Mittelfeld. Die Bundesrepublik verschlechterte sich in der Rangliste der Pressefreiheit um eine Position auf den 17. Platz, wie die Journalisten-Organisation in Berlin mitteilte. Schlusslichter des weltweiten Rankings sind wie in den vergangenen Jahren Eritrea (Platz 179), Nordkorea (Platz 178) und Turkmenistan (Platz 177).
Am deutlichsten wurde Mali herabgestuft. Erheblich verschlechtert haben sich auch Ungarn, Griechenland und Japan, während sich die USA um mehrere Plätze verbesserte. Im Nahen Osten und in Nordafrika ist die Lage der Medien nach Einschätzung von ROG auch zwei Jahre nach Beginn des Arabischen Frühlings vielerorts noch prekär.
Die USA machten 15 Positionen gut und belegen in der aktuellen Rangliste Platz 32. Unter den Top 30 sind in diesem Jahr 21 europäische Länder, 14 davon konnten sich vor Deutschland platzieren. Problematisch sei hierzulande vor allem die abnehmende Vielfalt der Presse, bemängelte die Reporter-Vereinigung: „Aus Geldmangel arbeiten immer weniger Zeitungen mit eigener Vollredaktion, mehrere Redaktionen wurden 2012 komplett geschlossen“.
Gleichzeitig investierten Unternehmen und PR-Agenturen immer mehr Geld, um ihre Inhalte in den Medien unterzubringen. Auch an den Behörden äußerte ROG Kritik, denn Journalisten gelangten oft nur schwer an Informationen.
Finnland, Niederlande und Norwegen sind Vorreiter
Die größte Pressefreiheit garantieren der Rangliste zufolge Finnland und die Niederlande. Norwegen fiel von der Spitzenposition auf den dritten Platz. Mali fiel nach dem Militärputsch von Platz 25 auf Platz 99 zurück. Im Iran (Platz 174) kontrollierten Geheimdienst und Revolutionswächter „die gesamte Medienlandschaft“, kritisierte ROG.
In China (173) würden besonders Blogger und Internet-Aktivisten verfolgt. Auch Kuba (171) ist erneut unter den Schlusslichtern. Japan rutschte wegen seiner „restriktiven Informationspolitik“ nach der Atomkatastrophe von Fukushima um 31 Plätze auf Rang 53 ab.
Zu den europäischen Verlierern des Rankings zählt unter anderem Ungarn. Wegen der umstrittenen Mediengesetze der nationalkonservativen Regierung wurde das Land um 16 Plätze auf Rang 56 herabgestuft. Griechenland fiel von Position 70 auf 84. Dort würden Journalisten immer häufiger von extremistischen Gruppen oder der Polizei angegriffen. Russland landete wie die Türkei (154) im hinteren Fünftel (Platz 148). Unter anderem sei dort die Berichterstattung über Großdemonstrationen gegen die Wiederwahl von Präsident Wladimir Putins behindert worden, monierte ROG.
Prekäre Lage im Nahen Osten
Durchwachsen fiel die Bilanz der Organisation zur Lage der Pressefreiheit im Nahen Osten und in Nordafrika nach dem Arabischen Frühling aus. "In vielen arabischen Staaten müssen Pressefreiheit und der Schutz von Journalisten verbindlich in Gesetzen festgeschrieben werden", forderte ROG-Vorstandssprecherin Astrid Frohloff.
In Ägypten (Platz 158) sei das Ausmaß der Gewalt geringer als zu Beginn der Revolution. In Tunesien (Platz 138) hätten die Angriffe auf Journalisten zeitweise zugenommen. Libyen verbesserte seine Platzierung nach dem Sturz des Gaddafi-Regimes um 23 Positionen auf Rang 131. Syrien verharrt auf dem viertletzten Platz (176). "Im Propagandakrieg zwischen Regierung und Opposition nehmen dort alle Konfliktparteien Journalisten ins Visier", hieß es zur Begründung.
Israel büßte 20 Plätze ein und landete auf Rang 112. Während der Gaza-Offensive im November hätten die Streitkräfte des Landes gezielt Journalisten und Redaktionen mit Verbindungen zur Hamas angegriffen. Zudem bleibe die Militärzensur „ein strukturelles Problem“.
Leser*innenkommentare
Marco Hoffmann
Gast
Die Zeitung "Die Welt" beklagt, das Polizsten wahrheitsgemäß aussagen und fordert somit zu Straftaten auf - keinen Kollegen stört's, denn man steht eichelfest an istaels seite.
"
in der ungeschickten Äußerung eines Polizisten, der im Verfahren gegen Viett ermittelte : Der sagt als Zeuge vor Gericht,
"
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13731615/Bizarrer-Auftritt-einer-unbelehrbaren-RAF-Rentnerin.html
Marco Hoffmann
Gast
Nee, links gibt's nich.
http://www.spiegel.de/international/world/interview-with-israel-s-chief-censor-i-will-censor-anything-that-will-be-useful-to-the-enemy-a-690811.html
http://www.google.com/search?hl=de&gl=DE&ie=UTF-8&source=android-browser&q=israel+military+censor
Hier stirbt der zeuge, der baraks rolle hätte aufklären können, außerdem interessant im fall arafat-obduktion:
http://www.guardian.co.uk/world/2012/nov/01/israel-acknowledges-killing-palestinian-deputy
Die liste der in sozialen netzwerken gesammelten namen von bundesdeutschen mit berlin-tegel-flugverbot des interior ministry tel aviv enthielt personalausweisnummern meine ich bei ausstrahlung auf presstv gesehen zu haben. Woher kamen die?
http://rt.com/news/israel-censor-social-media-515/
Plentyn
Gast
Gibt es da auch einen Link zu?
Celsus
Gast
Die Reporter ohne Grenzen bringen es aus Sicht der betroffenen Journalisten. Die abnehmende Pressefreiheit ist aber darüber hinaus auch eine Erosion der Demokratie:
Ohne zutreffende Information und einen freien Austausch der Argumente kann unsere Demokratie nicht überleben. Parteien sehen das leider nur egoistisch und fördern die Demokratie damit nicht. Da denke ich nur mal an die Bestrebungen aus der CSU. Berichte über einen SPD-Parteitag zu verhindern. Und wir können uns ziemlich sicher sein, dass das nur ein Beispiel utner vielen nicht aufgefallenen oder berichteten Situationen sein dürfte.
ReVolte
Gast
"Grund ist die abnehmende Pressevielfalt."
Das kann man laut sagen. Der mediale Einheitsbrei - jetzt auch noch mit Zwangsabgabe für den ÖR - ist aktuell am Sexismus-Bohei exemplarisch ablesbar. Kommentarspalten sind zumeist nur noch rigide zensierte Diskursreservate. Wobei bemerkt werden muss, dass die taz ähnlich wie die FAZ begrüßenswerterweise weniger rigide filtert, als zon, spon ... vom freitag ganz zu schweigen.
Sven Geggus
Gast
Die abnehmende Vielfalt der Presse?
Also das ist ja wohl das kleinste Problem!
Die Abnahme der Vielfalt der Holzmedien wird aus meiner Sicht problemlos durch die Zunahme politischer Blogs aufgefangen.
Kritischer finde ich da schon so Dinge wie diese Hausdurchsuchung am letzen Montag bei der Augsburger Allgemeinen.
Marco Hoffmann
Gast
Der israelische militärzensor sagte (war das im auf presstv ausgestrahlten interview über das hasbara-department oder im zusammenhang mit der idf-spokeswoman? vergessen.), er würde alles zensieren, das israel schaden könnte.
Diese Zensur mit ihrem eigenen narrativ (es gibt ja jpost oder so, durch weglassen wird ja nicht nicht berichtet) dringt in die bundesdeutsche berichterstattung durch (vgl. Bild-schlagzeile zum todeslager gaza2008f "israel schlägt zurück") und die alternativen quellen werden ignoriert.
Die genannte bild-schlagzeile wäre ohne israels verbot des nakba-gedenkens nicht denkbar.
"
Mehr noch : Wer auf offizieller Seite ( das beinhaltet Behörden, öffentliche Einrichtungen, aber auch die Medien ) die Nakba in Form einer historischen Erinnerung zelebriert, wird strafrechtlich verfolgt.
"
http://www.transatlantikblog.de/2012/07/16/eklat-palaestinatage-muenchen-israel-demokratie-haneen-zoabi/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+transatlantikblog%2FCYNG+%28Transatlantikblog%29
"
Published: 02 October, 2012, 20: 09
[...]
Radical Jewish settlers vandalized a Christian church outside of Jerusalem, spray-painting “ Jesus is a bastard ” and “price tag” on its outer door
"
http://rt.com/news/christian-monastery-vandalized-jerusalem-510/
Drei Schüsse in die Brust, einer in den Kopf, hier ist das Photo des in Ramallah erschossenen Sameer Awad (17) aus Budrus:
http://occupiedpalestine.wordpress.com/2013/01/15/breaking-news-israel-killed-a-young-man-in-budrus-near-ramallah/
"
"
Israelische Stadtverwaltung zerstört Wohnhäuser
[...]
Die Polizei hinderte Journalisten und Menschenrechtsaktivisten am Betreten der Szene und damit an der Dokumentation der Arbeiten.
[...]
www.freunde-palaestinas.de / AG , 28.01.2013
"
http://www.freunde-palaestinas.de/13/ph_0128.html
Marius
Gast
Das Schlimme ist doch, dass es in Deutschland erst der Anfang ist. Schon heute ist das psyeudo-pluralistische Staatsfernsehen praktisch dominant. Und die Zeitungskrise wird weitergehen.
Nur ein Beispiel: In Hamburg wird über einen höchst-umstrittenen Bau eines Hochhauses in Barmbek gar nicht berichtet. Und wenn, dann aus der Perspektive des Investors und der heißt Alexander Otto ist Milliardär und eine Art Monopolist was Einkaufszentren in Deutschland angeht.
Gegen ihn schreibt niemand mehr, auch wenn die Anwohner vollkommen anderer Meinung sind und dies in zig Akten belegbar ist. Dass in Ottos Holding gleich zwei Politiker arbeiten, nun ja, das erwähnt erst recht niemand. Das Problem ist doch, dass selbst im Palermo der 1970er und 1980er Jahre mutige Journalisten herumliefen (z.B. Ora), hier 2013 werden sie verschwinden oder sie sind schon weg. Dass viele Menschen sich weigern, am Kiosk für solche Zeitungen und Zeitschriften Geld auszugeben, ist nicht verwunderlich.
Kurz: Ich denke Platz 17 von 179 Staaten ist noch zu positiv. Ist wirklich nur im Kontrast zu Eritrea oder Nord-Korea zu verstehen. (Wahrscheinlich kauft diese Organisation noch die Mär von der ehrlichen Berichterstattung des Staatsfernsehens.)
Nikta Momus
Gast
Platz 17 für den Staat, der führende Rolle in Sache Freiheit beansprucht, dafür einen Bundesprediger und eine Partei hat, die die Freiheit als ihr politisches Lebenskredo definieren, ist eine Schande! Umso mehr, dass vorne einige ehemalige Sowjetblock-Mitglieder sind! Nun ist es immer einfacher chinesische Verhältnisse irgendwo zu kritisieren, anstatt diese bei sich zu bekämpfen und darüber ehrlich zu informieren! Ein aktuelles Beispiel ist Mali-Einsatz, der sich mehr und mehr zu einer Werbekampagne verwandelt! Sie können mir nicht glauben, aber in einer postsowjetischen „Bananenrepublik“, dürfte ich mir in Sache Kritik und investigativer Recherche der Hintergründe mehr erlauben, als es in Deutschland geduldet wird, egal ob es in Journalismus oder in Forschung ist! Nun Platz 17 wiederspiegelt auch nicht vollwertige Wahrhaftigkeit der Berichterstattung der Medien, aber auch der Studien, mit denen Bundesbehörden gerne operieren oder sogar selbst in Auftrag geben! Die meisten können als bestellte Studien definiert werden! Schlimmer noch, dass die quasi unabhängigen wissenschaftlichen Einrichtungen, die innerhalb der Außen- und Sicherheitspolitik forschen, sind jetzt aus Geld- und Personalmangel gezwungen, eher die Wünsche der Sponsoren (NATO, EU, BND, Verfassungsschutz) zu gestalten, anstatt reine Feldstudien zu präsentieren, die die Interessen der Geldgeber ausdrücklich konfrontieren würden. Das ist zu wissenschaftlicher Ehrlichkeit und Objektivität sowie Meinungsfreiheit!