Kolumne Männer: Weißt du, wie groß mein Penis ist?
Männer protzen und prahlen? Dagegen weiß ich ein Mittel.
Neulich erhielt ich Post von mir. Als ich morgens, noch benebelt vom alkoholisierten Vorabend, meine Mails abrief, war darunter auch eine von mir selbst. Warum sollte ich mir eine Nachricht schicken? Erst recht eine mit der Betreffzeile „Weißt du eigentlich, wie groß mein Penis ist?“.
Merkwürdige Frage, dachte ich, schließlich kenne ich die Antwort. Langsam begriff ich, was geschehen war. Am Vorabend hatten Gastgeberin, Gastgeber und ich zu vorgerückter Stunde Dinge thematisiert, über die wir normalerweise nicht reden, nämlich Kinderbücher.
Der Gastgeber berichtete vom immensen Erfolg des Buchs „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?“. Darin übertrumpfen ein Hasenjunge und sein Vater einander in ihren wechselseitigen Zuneigungsbekundungen. Wie wäre es, fragte der Gastgeber, wenn man an diesen Erfolg anknüpfte? Sein Vorschlag: ein Buch namens „Weißt du eigentlich, wie scheiße ich dich finde?“.
Super Idee, sagte ich. Aber wenn das Prahlen zweier männlicher Hasen sich so gut verkauft, sei es doch logisch, noch einen Schritt weiter zu gehen. Und der Ursprung des Prahl-Drangs von Männern liege schließlich, Entwicklungspsychologen zufolge, in deren Körpermitte.
Zur Erinnerung an meine blendende Buchidee schickte ich mir die erwähnte Mail, die ich am nächsten Morgen mit Freude löschte.
Denn nüchtern betrachtet sehe ich weit weniger Anlass, sich über angebliche Penisprahlerei unter Männern lustig zu machen. Gibt es irgendeinen Leuchtturm, irgendein Hochhaus, über das niemand geurteilt hat, das sei ja ein Penisersatz, ein peinlicher Ausdruck männlicher Größenfantasien? Dabei dachte ich immer, Leuchttürme seien so gebaut, damit Schiffe sie von weitem sehen können. Und die Höhe von Häusern habe auch zu tun mit den örtlichen Grundstückspreisen.
Die Gastgeberin des trunkenen Abends hat mich seither bei jedem Aufeinandertreffen auf meine Gin-Tonic-Idee angesprochen. Wie bizarr sie gewesen sei. Und wie ich denn, um Himmels willen, darauf gekommen sei, meinen Penis, nun ja, hervorzuheben. Da hat sie natürlich recht.
Können Sie sich vorstellen, dass Frauen ihre sichtbarsten Körperausbuchtungen betonen, sie mit Halterungen versehen, damit diese besser zur Geltung kommen, mitunter gar größer wirken? Und schielen Frauen etwa darauf, ob andere Frauen „mehr“ haben? Na also.
Entwicklungspsychologen sagen, die Konzentration von Männern auf ihre Penis-Beschaffenheit habe mit ihrer Außenfixierung zu tun: Wem in der Kindheit beigebracht werde, dass der Ausdruck von Gefühlen „unmännlich“ sei, der versuche, diese abzuspalten. Der Kontakt zu den eigenen Emotionen breche ab. Übrig bleibe den Heranwachsenden die Fixierung auf messbare, äußere Dinge. Wir müssen uns Maschinenbaustudenten als unglückliche Menschen vorstellen.
Wer also Ruhe vor Penisgeprahle will, sollte Kerlen freundlich begegnen, sie auch als emotionale Wesen begreifen, auf sie eingehen. Sagen Sie ihnen doch mal, wie lieb Sie sie haben.
Leser*innenkommentare
Nassauer
Gast
Dazu fällt mir der alte Witz mit den beiden Herren im Gespräch ein:
"Die Penislänge ist doch so was von unwichtig."
"Ach, ist Ihrer auch zu kurz?"
Monika
Gast
Um das mal auf eine Erwachsenenebene zu bringen. Natürlich schielen Frauen auch auf andere Frauen. Warum? Natürlich, weil der Mann von anderen Frauen schwärmt oder sie anhimmelt, oder auch in ihrer Gegenwart anschmachtet. Dann fragen sich diese Frauen natürlich, hat die andere Frau schönere Beine, einen schöneren Po, größere Brüste, oder eben auch kleinere Brüste (falls die eigene Größe zu groß ist). Das ist doch genau wie die Frage wer zuerst da war: das Küken oder das Ei. Ob der Mann allein auf die Körpermitte reduziert wird, sei mal dahingestellt. Denn es gibt ja auch bei Männern andere Körperteile, die erotisch sind.
Cometh
Gast
... das ist der Vorteil des Internet. Früher hätte man so etwas nicht lesen können, weil jedem die Druckerschwärze dafür zu Schade gewesen wäre. Die Redaktion - außer der Praline - hätte das nicht einmal über die Überschrift hinaus gelesen. Das war früher etwas für den Papierkorb. Niemand hätte so etwas geschrieben.
Wahrscheinlich wäre man als Autor schon in der Journalistenschule aussortiert worden und über ein Praktikum nicht hinausgekommen, mit der freundlichen Empfehlung, doch vielleicht etwas anderes zu versuchen.
Jetzt werden wir mit den Gedanken vertraut. Das ist das Ergebnis des technischen Fortschritts. Freuen wir uns.
jojas
Gast
Mein Penis sei von durchschnittlicher Größe, habe ich mir mal sagen lassen. Das ließ mir keine Ruhe, also habe ich ein wenig recherchiert und herausgefunden: Tatsache, es stimmt. Mein Penis ist von durchschnittlicher Größe.
sigibold
Gast
Ziemlich pubertäres Geschnatter Matthias....
Karl K
Gast
So what?
und Mathias Lohre ist politischer Reporter? der taz?
ach ja - auch das Private ist politisch; ge-nau!
da hat ja wohl einer von uns was falsch verstanden - odr!?
gescher
Gast
berechtigte frage, thomas.
paolo
Gast
Aber hallo! Natürlich heben Frauen Ihre "Körperausbuchtungen" hervor, und das nicht zu knapp!
Ich hab echt den Eindruck, wir Männer beginnen uns zu schämen dafür, daß wir Männer sind.
highks
Gast
Na dann ist ja gut, dass wir mal drüber gesprochen haben...
Immerhin hat der Autor es geschafft, eine ganze Seite mit Buchstaben zu füllen: gut gemacht!
thomas
Gast
Und wie groß isser nun?
Stophie
Gast
Meiner ist kurz, aber dafür richtig dünn!
Mann-O-Mann
Gast
Schönes Ding :-)
Heinz Boxan
Gast
soooooooooooooooo kurz!