„Weiter als andere“

Bloß Waffeleisen will er nicht verkaufen: Jörg Thadeusz hat schon vieles ausprobiert und talkt ab sofort wieder für den RBB („Thadeusz“, 22.15 Uhr)

INTERVIEW HANNAH PILARCZYK

taz: Herr Thadeusz, Sie arbeiten seit 1999 fürs Fernsehen und haben schon ziemlich viel ausprobiert. Nun startet Ihre Gesprächssendung „Thadeusz“. Sind Sie immer noch „das Talent der Dritten“ oder schon ein „Comeback Kid“?

Jörg Thadeusz: (lacht) Das ist eine fürchterliche Auswahl, oder? Ja. Nun, als Talent kann ich als 37-Jähriger nicht mehr durchgehen. Um es mit einem Lied aus dem Kabarettprogramm von Freunden zu sagen: „Ich tu, was ich kann – ich mach weiter.“

Also haben Sie noch nicht das richtige Format gefunden?

Nein, ich fühlte mich eigentlich immer am richtigen Ort, wenn die rote Aufnahmelampe anging und ich nicht gerade bei Sat.1 Waffeleisen verkaufen musste.

Als Ihre letzte Sendung „Leute am Donnerstag“ eingestellt wurde, sagten Sie im Nachhinein, dass Sie erleichtert waren.

Das war vielleicht das Einzige, bei dem ich zwischenzeitlich das Gefühl hatte, das ist nicht das Richtige. Aber das lag auch an meiner persönlichen Befindlichkeit. Mir ist erst in den letzten zwei Monaten, bevor ich die tolle Satiresendung „extra3“ verließ und zu „Leute am Donnerstag“ wechselte, aufgefallen, wie gern ich „extra3“ mochte und wie gut ich da hinpasste.

In Ihrer neuen Sendung interviewen Sie Promis – warum eigentlich? Sie sind doch ein Freund des Bodenständigen.

Ich interviewe Leute, von denen ich was wissen will. Dazu gehören auch solche, die nicht berühmt sind, und das wird sich auch noch in der Sendung abbilden. Schließlich gibt es im Fernsehen keine reine Lehre, dass man nur das eine oder das andere machen kann. Ich glaube, dass man auch in einer Nische wie beim RBB etwas für die Gesprächskultur machen kann.

Wo sehen Sie die Gesprächskultur bedroht?

Bei Pärchenabenden zum Beispiel, wenn sich alle über Petitessen unterhalten und sich dieser Unsitte andienen, dass wir uns immer einig sein müssen. Das gilt auch für Talkshows. Am besten soll’s immer schön harmonisch zugehen. Dabei hatte etwa die „NDR Talkshow“ ihre besten Momente, wenn Wolf Schneider versuchte, Helmut Schmidt in die Enge zu treiben.

Wo genau liegt dann der Konflikt, wenn Sie wie in der ersten Ausgabe von „Thadeusz“ zusammen mit Bestseller-Autorin Ildikó von Kürthy ausgewählte Stiefel begutachten?

Es muss ja nicht immer konfliktträchtig sein. Wir wollen mit der Sendung einfach auf etwas anderes hinaus. Normalerweise heißt Talkshow ja, dass nur geredet wird. Bei „3 nach 9“ fragt Giovanni di Lorenzo zum Beispiel Ildikó von Kürthy nur, warum in ihren Büchern keine Liebesszenen vorkommen. In unserer Sendung setze ich mich mit ihr zusammen und versuche, gemeinsam eine Sexszene zu schreiben. Dieses kleine Stückchen gehen wir hoffentlich weiter als andere.