London Calling
: Knecht Rupert

taz-Medienredakteur Steffen Grimberg arbeitet im Rahmen eines Journalistenaustausches zurzeit bei der britischen Tageszeitung „The Independent“ in London. In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt er über die lieben britischen Kollegen

Das Tauziehen um die geplante Fusion von Axel Springer Verlag und der ProSiebenSat.1-Senderfamilie nimmt sich von Großbritannien gesehen höchst seltsam aus. Denn auch wenn die Konservativen unter Margaret Thatcher & Co. seit Anfang der 1980er-Jahre alle Wirtschaftsbereiche inklusive der Medien umfänglich liberalisiert haben – und Tony Blairs New-Labour-Regierung diesen Kurs konsequent fortsetzt: Ein derartiger Zusammenschluss wäre hier nicht möglich. Klugerweise hält auch das ach so unternehmerfreundliche Vereinigte Königreich an einer eher simplen Weisheit fest: Wenn eine in einem Medienbereich – zum Beispiel Print – marktführende Firma einen Laden schluckt, der in einem anderen Medienbereich stark ist, geht das stets zu Lasten der Meinungsvielfalt.

Und so halten diese so genannten Cross-Media Ownership Rules seit Jahrzehnten einen gewissen Rupert Murdoch in Schach, der mit seiner Zeitungsgruppe News International (Times, Sunday Times, Sun, News of the World) ungefähr die Rolle spielt, die Springer in Deutschland inne hat. Zwar ist seit einiger Zeit ein neues Mediengesetz in Kraft. Und nach diversen Liberalisierungsschritten dürfte sich Murdoch nun immerhin an einem frei empfangbaren privaten TV-Sender beteiligen. Gleich eine ganze Senderfamilie aus drei Vollprogrammen (Sat.1, ProSieben, Kabel 1) plus Spartenkanälen (N24, 9live) nebst angeschlossener Zentrale zur Vermarktung der Werbezeiten (SevenOneMedia) kaufen dürfte er aber ganz klar nicht. Selbst die britischen Privatsender untereinander könnten sich nach dem heute geltenden Recht nicht einfach gegenseitig übernehmen.

Das größte werbefinanzierte TV-Programm ITV kommt mit einem Marktanteil von rund 20 Prozent zwar ungefähr in die Größenordnung von ProSiebenSat.1. Doch dafür gehört der Kanal nicht einmal einem Unternehmen allein: Neben dem dominierenden Medienkonzern Granada sind noch einige kleinere Unternehmen wie die Scottish Media Group an ITV beteiligt.

Auch in den USA gelten ähnliche Rgeeln: Als Murdoch hier das Fox-Sendernetz aufbaute, musste er sich zwischenzeitlich von seinem Boulevardblatt New York Post trennen. Vielleicht könnte sich die deutsche Medienkonzentrationskommisson KEK, die letzte Woche ihre grundsätzlichen Bauchschmerzen zu Protokoll gegeben hat, ja hieran ein Beispiel nehmen. Springer könnte doch einfach mal – Bild verkaufen. Aber bitte nicht an Rupert Murdoch.