Neues Kinderschutz-Konzept: Sicherheitsnetz für Kinder

Familien mit Problemen will der Senat mit einem neuen Konzept früher helfen.

Falls es nicht immer so harmonisch zugeht: Mit den Frühen Hilfen will die Stadt schneller helfen. Bild: dpa

In Zukunft will Hamburg bereits in den Geburtshäusern und kliniken verstärkt mithilfe sogenannter Babylotsen „den Zugang zu jungen Familien zu einem frühen Zeitpunkt“ suchen, wie Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) am Mittwoch erklärte. Das Ziel: Rechtzeitig zu erkennen, welche werdenden Eltern staatliche Unterstützung nötig haben. Das seien, so Prüfer-Storcks, „rund 15 Prozent“ der Mütter und Väter.

Mit einer engen Verzahnung von Schwangerenberatung, Gesundheitswesen, Frühförderung sowie Kinder- und Jugendhilfe sollen Familien dann passgenaue Hilfsangebote gemacht werden. „Intervention in problematische familiäre Verhältnisse kann gar nicht früh genug beginnen“, betont Sozialsenator Detlev Scheele (SPD).

Scheeles Hoffnung: Wird früher unterstützt, gibt es später nicht so viele vernachlässigte Kinder und Jugendliche ohne Schulabschluss, mit einer kriminellen Karriere oder Drogenproblemen. „Die Fallzahlen von besonders prekären Fällen“ würden „drastisch sinken“, hofft Scheele, der Staat würde letztendlich sogar sparen.

Damit das Konzept „Frühe Hilfen“ für den guten Start ins Leben selbst schwungvoll startet, diskutieren seit dem gestrigen Mittwoch knapp 300 Personen aus dem Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsystem auf einer zweitägigen Veranstaltung im Emporio am Dammtorwall die konkrete Umsetzung. Denn damit die Familien wirklich „Unterstützung aus einer Hand“ erfahren, müssen die Akteure des Gesundheits- und des Sozialsystems in Zukunft viel enger als bislang zusammenarbeiten. ErzieherInnen und ÄrztInnen, Hebammen und Kinderkrankenschwestern, TherapeutInnen und Kita-Bedienstete müssen sich stärker vernetzen.

Die Frühen Hilfen sind ein Bundesprojekt. Insgesamt 1,14 Millionen Euro bekommt Hamburg im laufenden Jahr vom Bund, von denen 640.000 Euro direkt in die Bezirke gehen und dem Aufbau von Familienteams dienen sollen. Größter Zuwendungsempfänger ist Hamburg-Mitte mit 133.500 Euro vor Wandsbek und Nord mit rund 120.000 und 100.000 Euro.

Doch aus den Bezirken kommen nicht nur positive Reaktionen. So bereitet es der Altonaer Sozialdezernentin Imogen Buchholz „Sorge, dass wir immer mehr verschiedene Förderprogramme haben, immer mehr Zuwendungsbescheide erteilen und das Controlling leisten müssen“. Um eine aufgeblasene Bürokratie zu verhindern, wünscht sich die Dezernentin „einen großen Topf statt viele kleine Programme“.

Ihre Eimsbüttler Kollegin Brigitte Samtleben hingegen klagt, die Mütterberatung sei „seit 20 Jahren personell stark ausgedünnt worden“, das hätte der Bezirk „nicht mehr ausgleichen können“. Doch genau solche Beratungsangebote seien nun gefragt.

Mehrheitlich aber sind die Jugend- und SozialdezernentInnen, wie die Bergedorferin Angela Braasch-Eggert, „ein großer Fan des Programms“. Sein Dienstag erfolgter „Startschuss“ sei, so Samtleben, „schon seit Jahren erwartet“ worden.

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