Raumfahrer werden reicher

Die neue Bundesregierung will die europäische Weltraumorganisation stärker fördern. Unternehmen wie EADS dürfen deshalb auf neue Aufträge und satte Gewinnne hoffen

BERLIN taz ■ www.deutschland-braucht-raumfahrt.de: Hinter dieser Internetseite steckt die deutsche Raumfahrtindustrie. „Wer oben nicht dabei ist, hat unten nichts zu melden“, werben EADS und Co um Unterstützung. Mit Erfolg: Heute kommen die zuständigen Minister aus den 17 Mitgliedsländern der europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Berlin zusammen. Und die neue Bundesregierung wird mehr Geld anbieten.

Ursrprünglich wollte die deutsche Bundesregierung der ESA nächstes Jahr 500 Millionen Euro zur Verfügung stellen, nun sollen es aber 540 Millionen sein. Die Manager und Ingenieure hierzulande profitieren davon direkt. Denn die ESA, deren Budget rund drei Milliarden Euro umfasst, vergibt ihre Aufträge nach dem „ geografischen Mittelrückfluss“: Die Industrie aus Mitgliedstaaten, die besonders hohe Beiträge zahlen, baut auch die meisten Satelliten oder Raketen.

Bis morgen beraten die Minister nun, welche Raumfahrtprojekte genau in den nächsten fünf Jahren vergeben werden sollen. Dabei gehe es um die „Unabhängigkeit Europas“, sagt Mathias Spude von EADS, beim „Zugang und der Erkundung des Alls“.

Zunächst der Zugang: Die Transporte ins Weltall sind zum lukrativen Geschäft für die Raumfahrtkonzerne geworden. Immer mehr Telekommunikations- und Wettersatelliten werden ins All geschickt. So hat die Arianespace, an der EADS ein Viertel besitzt, für die nächsten vier Jahre schon gut 40 Aufträge. Die neueste Version, „die Ariane 5 ECA“, kann bereits bis zu zehn Tonnen Gepäck mitnehmen. Die Technik soll nun noch mal verbessert werden – mit Staatsgeld. Denn es gibt Konkurrenz: die Raketen Proton aus Russland sowie die Atlas und Delta aus den USA.

Bleibt die Erkundung. 2011 soll ein europäisches Raumschiff zum Mars fliegen, einen Roboter absetzen und nach Spuren des Lebens bohren. Die deutsche Industrie will das Landegerät bauen. Darüber hinaus wird ein bemannter Shuttle gesucht. Die Europäer wollen dabei mit Russland kooperieren – und Klipper bauen. Er ist ein Nachfolger der 40 Jahre alten russischen Sojus-Rakete. Die deutsche EADS verspricht sich ihren Anteil.

Genau wie bei GMES, einem Projekt zur globalen satellitengestützen Umwelt-und Sicherheitsüberwachung. Es gibt zwar schon Beobachtungssatelliten wie etwa Envisat; aber nun sollen alle Daten zusammengefasst und noch mehr Satelliten ins All geschossen werden. EADS-Sprecher Spude: „Militärpanzer können dann eher entdeckt, Hilfaktionen in Katastrophengebieten besser koordiniert werden.“

So viel Geld für die Raumfahrtindustrie? „Der Weltraum ist nun mal nicht kommerziell“, sagt Jens Krüger vom Bundesverband der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie. Allerdings: Das Projekt Galileo wird auf dem Boden durchaus Gewinn abwerfen. Die Europäer wollen damit dem vom US-Militär betriebenen Navigationssystem GPS Konkurrenz machen – und investieren vier Milliarden Euro. Zwar trägt die Hälfte davon die Privatwirtschaft. Doch das ist verschwindend gering zum erwarteten Gewinn. Experten schätzen, dass der Markt für Navigationssysteme ab 2010 jährlich 300 Milliarden Euro ausmachen wird. HANNA GERSMANN