Handy-Strahlen schützen Mäuse vor Alzheimer

BERLIN taz/dpa | Mobilfunkbetreiber werden jubeln, wenn sie die neuesten Forschungsergebnisse über Elektrosmog von der University of South Florida in Tampa auf den Tisch bekommen. „Handystrahlen verhindern Alzheimer“, so lautet die Schlagzeile, mit der Forscher von der Universität in Tampa derzeit Furore machen. Die Mediziner dort haben zwar nur „handy-bestrahlte“ Mäuse untersucht, doch sie halten ihre Ergebnisse auch für den Menschen für relevant.

Doch wer jetzt schon an eine Handy-Therapie für Alzheimer-Patienten denkt, der ist zu voreilig. Denn ob die Studienergebnisse aus Florida tatsächlich auf den Menschen übertragbar sind, ist fraglich. Konkret untersucht haben die Wissenschaftler am Alzheimer-Forschungszentrum der Tampa-Universität in ihren Strahlen-Tests sogenannte Alzheimer-Mäuse. Dabei handelt es sich um genetisch veränderte Tiere, in deren Gehirn sich die typischen Ablagerungen des Peptids Beta-Amyloid bilden.

Die Mäuse saßen in Käfigen, die um eine Antenne gruppiert waren. Sie sandte eine für Mobiltelefone übliche elektromagnetische Strahlung mit einer Frequenz von 918 Megahertz aus – jeweils für zweimal eine Stunde täglich, bis zu neun Monate lang. Die Dosis habe jener entsprochen, die bei ans Ohr gehaltenem Handy auf das menschliche Gehirn einwirke, berichten die Mediziner.

Bei jungen, noch nicht erkrankten Tieren bildeten sich – anders als normalerweise – während des Versuchs keine Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn. Verhaltenstests machten deutlich, dass ihre kognitiven Fähigkeiten vollständig erhalten blieben. Bei älteren Tieren mit Alzheimer stellten die Mediziner fest, dass sie bei Leistungstests nach der mehrmonatigen Bestrahlung ebenso gut abschnitten wie völlig gesunde Mäuse. Im Hirn fanden sich weniger Ablagerungen. Und das war noch nicht alles: Setzten die Mediziner gesunde, genetisch nicht veränderte Mäuse den elektromagnetischen Wellen aus, schnitten diese anschließend besser bei den Gedächtnis- Tests ab als zuvor.

Die Ursache der Effekte müsse allerdings noch erforscht werden, hieß es. Nachgewiesen sei bisher nur, dass sich die Temperatur des Gehirns von Alzheimer-Mäusen im Versuchsverlauf leicht erhöhte. Der Temperaturanstieg unterstütze möglicherweise die Ablösung der schädlichen Ablagerungen, nehmen die Forscher an.