Ein Preis macht Schule

Linker Bilz-Preis geht an Schulprojekt für Rom-Kinder

Als Fritz Bilz den Nachlass seiner Mutter ordnete, fand er Sparbücher und Goldmünzen im Gesamtwert von einer halben Million Mark. „Unser Häuschen war bezahlt, meine Frau und ich verdienten gut – was also sollten wir mit dem Geld tun? Essen konnten wir es nicht“, sagt der Kölner. Und so lag es für ihn und Ehefrau Brigitte – beide überzeugte Gewerkschafter – nah, mit der Erbschaft Projekte gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Sexismus zu unterstützen.

1998 gründete das Ehepaar die Bilz-Stiftung, die seitdem den Bilz-Preis an – zumeist Kölner – Initiativen verleiht. In der Regel ist er mit 5.000 Euro dotiert. Unterstützt wurden damit ein Jugendclub, eine Frauenhilfsorganisation und ein Antidiskriminierungsbüro. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an den Rom e.V., der seit 1988 Roma-Flüchtlinge betreut.

Der Rom e.V. kümmert sich um Integration und Bleiberecht, besorgt Wohnungen, führt Familien zusammen, hilft bei Arbeitsuche, Sozialhilfe und Aufenthaltsproblemen. Gleichzeitig muss er immer wieder gegen rassistische Berichterstattung sowie gegen Polizeiübergriffe vorgehen. Der Bilz-Preis ist dem Verein „hochwillkommen“ für den Ausbau des Schul- und Kulturzentrums „Amaro Kher“. Kurt Holl beschreibt die Lage wenig erfreulich: „Alles ist eine Baustelle, wir müssen in einer baufälligen Barracke arbeiten.“ Zwar wurde das Gelände schon vor anderthalb Jahren bezogen, doch erst jetzt wird der Vormieter ausziehen. Arbeitsschwerpunkt ist eine Schule für bislang „schulferne“ Romakinder, langfristig soll Amaro Kher zu einem Roma-Kulturzentrum ausgebaut werden. Zur Zeit werden in drei Gruppen 39 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren unterrichtet. „Sie sind wissbegierig, neugierig und stolz auf ihre Fortschritte“, bilanziert Holl; ein Kind konnte schon an eine reguläre Schule wechseln. Außerdem werde durch die Arbeit von Amaro Kher die Jugendkriminalität reduziert.

Das überzeugt auch den NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU). „Hier sieht man, dass die Kinder Bildungskompetenzen bekommen“, sagte er bei einem Besuch am gestrigen Montag. Das Land finanziert zwei Lehrerstellen von „Amaro Kher“, die in anderthalb Jahren auslaufen. Ob die Finanzierung dann fortgesetzt wird, darauf wollte Laschet sich gestern noch nicht festlegen.

Überschattet wird die Preisvergabe an den Rom e.V. von der Abschiebung eines langjährigen ehrenamtlichen Mitarbeiters. Der Rom S. war vor 17 Jahren aus Mazedonien nach Deutschland geflüchtet. Seine Duldung wurde jährlich verlängert, doch als er am 16. November beim Ausländeramt vorsprach, wurde der 43-Jährige verhaftet, sofort nach Düsseldorf verbracht und von dort nach Skopje ausgeflogen. Zwar konnte S., so Holl, bislang nachweisen, dass er kein mazedonischer Staatsbürger war. Doch nun habe das Ausländeramt eine Bescheinigung des mazedonischen Innenministeriums vorgelegt, die das Gegenteil behauptet. Laut Holl sei das Rückübernahmeabkommen dafür verantwortlich, dass Deutschland 2002 mit Mazedonien geschlossen hat und wofür „sicher auch viel deutsches Geld geflossen ist“. Ein Rechtsanwalt hat Widerspruch gegen die Abschiebung eingelegt, weil S. nicht fristgemäß von der Abschiebung informiert worden sei. JÜRGEN SCHÖN