Wahlen im Iran: Rafsandschani darf nicht mitmachen
Ein Sieg für die religiösen Kräfte noch vor der Wahl: Der iranische Wächterrat hat Rafsandschani abgelehnt. Nun treten sieben Konservative und nur ein Reformer an.
TEHERAN ap | Der ehemalige iranische Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani darf laut Medienberichten nicht bei den Wahlen am 14. Juni kandidieren. Der mächtige Wächterrat, der alle Bewerber bestätigen muss, nahm ihn nicht in seine Kandidatenliste auf, wie das Staatsfernsehen am Dienstag berichtete. Auch ein enger Gefolgsmann von Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad, Esfandiar Rahim Maschaei, wurde demnach abgelehnt.
Zuvor hatten die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur Mehr und die Webseite Tasnimnews übereinstimmend berichtet, dass Rafsandschani und Maschaei nicht auf der Liste der Präsidentschaftskandidaten stünden. Hintergrund in Bezug auf Maschaei könnte Beobachtern zufolge der Konflikt zwischen Ahmadinedschad und der geistlichen Führung des Landes sein. Weder Rafsandschani noch Maschaei gaben zunächst eine Stellungnahme ab.
Den Berichten zufolge wurden acht Anwärter zugelassen, die meisten von ihnen Hardliner, die dem Obersten Führer des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, treu ergeben sind. Unter den zugelassenen Kandidaten sind den Angaben zufolge der iranische Atomunterhändler Said Dschalili, der ehemalige Außenminister Ali Akbar Welajati und der Teheraner Bürgermeister Mohammed Bagher Kalibaf. Nur zwei der demnach vom Wächterrat gebilligten Kandidaten gelten als reformorientiert: der ehemalige Atomunterhändler Hassan Ruhani und der ehemalige erste Vizepräsident Mohammed Resa Aref.
Doch es war vor allem Rafsandschanis unerwartete Bewerbung, die die Reformbewegung nach der Niederschlagung der Proteste bei der umstrittenen Wiederwahl Ahmadinedschads im Jahr 2009 neu beflügelt hatte. Durch seine Popularität hätte Rafsandschani auch konservative Kandidaten Wählerstimmen kosten können.
Zu alt, zu schwach
Die iranischen Medien nannten keine Begründung für die Ablehnung Rafsandschanis, seine Gegner hatten aber erklärt, er sei mit 78 Jahren zu alt, um das Land zu regieren. Bereits am Montag hatte der Sprecher des Wächterrats, Abbas Ali Kadchodaei, mitgeteilt, körperlich schwache Kandidaten von der Wahl auszuschließen – eine Aussage, die von vielen als direkte Anspielung auf den Ex-Präsidenten gewertet wurde.
Rafsandschani war einer der Gründerväter der Islamischen Republik im Jahr 1979 und ein enger Vertrauter des spirituellen Führers der Revolution im Iran, Ajatollah Ruhollah Khomeini. Doch er war nicht immer einverstanden mit der Führung des Landes und kritisierte unter anderem die Niederschlagung der Proteste 2009.
Leser*innenkommentare
bull
Gast
Dass dieser Gottesstaat noch existiert ist für mich das grösste Paradoxon der Weltgeschichte.Hätten sich die blöden Amis bloss nie in den Nahen Osten eingemischt.Diese Satansbrut wäre den Menschen der Region erspart geblieben.