Airbusse für China

Im Gegenzug für einen milliardenschweren Auftrag stellt Europas Flugzeugbauer China neue Fabrik in Aussicht

BERLIN taz ■ Die chinesische Regierung will 150 Mittelstreckenmaschinen des europäischen Flugzeugbauers Airbus kaufen. Eine entsprechende Vereinbarung haben gestern der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao und der französische Premierminister Dominique de Villepin in Paris unterzeichnet. Laut Katalog wären dafür fast zehn Milliarden Dollar fällig, allerdings gibt es bei Geschäften dieser Größenordnung in der Regel einen kräftigen Rabatt. Und Airbus kommt dem Großkunden nicht nur finanziell entgegen: Das Unternehmen stellte den Bau einer Flugzeugfabrik in China in Aussicht.

Damit würden zum ersten Mal Maschinen des hochsubventionierten Airbus-Konsortiums in einem Niedriglohnland außerhalb Europas gebaut. Ob die zweite Montagelinie in China wirklich kommt, soll in den kommenden sechs Monaten entschieden werden. Fest vereinbart wurde allerdings, dass Airbus zukünftig deutlich mehr Einzelteile für seine Flugzeuge in China einkauft. Bis 2010 sollen die chinesischen Lieferungen einen Wert von 120 Millionen Dollar haben – viermal mehr als heute.

Airbus hofft durch das weitreichende Entgegenkommen einen großes Stück vom Kuchen in China abzubekommen. In den kommenden 20 Jahren würde das Land etwa 1.600 neue Flugzeuge benötigen, erwarten die Unternehmensstrategen. Bereits im kommenden Jahr gehe jedes fünfte verkaufte Flugzeug nach China.

Noch liegt aber Airbus im Dauerwettkampf mit dem Konkurrenten Boeing hinten. Von Airbus kommt bisher nur jede dritte Maschine der chinesischen Flotte, Boeing hält 50 Prozent Marktanteil. Und auch in den USA hat China kürzlich eingekauft. 70 Mittelstreckenflugzeuge zum Listenpreis von vier Milliarden Dollar. Weitere 80 Maschinen sind im Gespräch.

STEPHAN KOSCH