piwik no script img

Die Knigge-FrageDarf der Klodeckel offen bleiben?

In Foren wird über den Klodeckel gestritten: Letzte Barriere gegen Ratten oder zeitraubendes Hindernis beim Toilettengang – darf er oben bleiben oder nicht?

Deckel oben! Sonst wächst ja kein Grünzeug. Bild: dpa

Seit der Erfindung des Internets wird nicht mehr nur zu Hause gestritten, sondern auch im Forum: Forumsname Hygienefragen, Unterkategorie Toilette & Bad, Unterkategorie Klodeckel. Diskutiert wird in Lagern. In Geschlechterlagern. Wer hat ihn offen gelassen? Natürlich der Typ! Frauen auf Umerziehungskurs sind auf der Suche nach Tipps, wie sie ihren Kerl dazu bringen, sich an ihre Regeln (Klodeckel zu!) zu halten.

Daneben gibt es auf Gute-Frage.net und Co. auch Einträge reumütiger Männer, welche Rat und Hilfe bei anonymen UserInnen suchen. In bestürzender Ernsthaftigkeit wird über die genetische Prädisposition der Klodeckelthematik gestritten.

Allerdings: Es gibt keine einleuchtende Erklärung für das Schließen des Klodeckels. Es gehört sich so. Es sieht schöner aus. Es ist hygienischer. Man fällt nicht so leicht hinein. Das sich im Klo befindliche Wasser kann so nicht verdunsten und Schimmel ausbilden. Gerüche verbreiten sich nicht.

Man kann sich beim Zähneputzen hinsetzen. Ratten können nur unter erschwerten Bedingungen in die Wohnung gelangen. Zaghafte Gegenstimmen argumentieren mit wertvollen Sekunden, die durch den offenen Klodeckel eingespart werden, wenn es schnell gehen muss. Das ist aber auch alles.

Was ist hier los? Es gehört sich nicht, den Klodeckel offen zu lassen? Es gehört sich nicht, den Klodeckel zu schließen! Dazu muss man ihn ja anfassen. Zwei Mal. Und das ist eklig. Auch für die nachfolgenden Toilettengänger, die einen zugeklappten Deckel vorfinden und erst ihre Hand mit Klopapier umwickeln müssen, bevor sie nach dem Deckel greifen können. Jeder Körperkontakt mit Deckeln, Brillen, Türgriffen und anderem Kloinventar ist schließlich zu vermeiden. Der Klodeckel, er bleibe offen!

Sie haben eine Benimm-Frage? Mailen Sie an knigge@taz.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen