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Klammer Verein entlässt SpielerDer HSV sitzt auf einem Schuldenberg

Das ältestes Bundesliga-Mitglied muss seinen Spieler-Kader verkleinern, um Geld in die Kasse zu kriegen. Auch das Geschäft mit den Sponsoren läuft nicht gut. Einen hat der Verein unbedacht vergrault.

Der Namensgeber möchte so schnell wie möglich aussteigen: Imtech-Arena. Bild: dpa

Vermutlich ist für so manchen HSV-Fan derzeit das Erfreulichste am Verein, dass die Uhr tickt – immer noch. Am 24.August um 17 Uhr wird die Digitaluhr in der Arena des Hamburger SV das Jubiläum ausweisen: 50 Jahre Fußball-Bundesliga – das kann kein anderer Klub bieten. Dass der HSV seit mehr als einem Vierteljahrhundert am Gewinn von großen Titeln – der letzte war der Sieg im DFB-Pokal 1987 – vorbei kickt, damit haben die leidgeprüften Anhänger irgendwie zu leben gelernt. Mehr Pein bereitet der Status quo. Es gibt so viele Baustellen im Verein, dass dem gemeinen Rautenträger Angst und Bange werden kann.

Als Erstes ist da natürlich die Schuldenlast zu nennen, unter welcher der Traditionsklub seit Jahren ächzt. Rund 20 Millionen Euro Miese sollen es in den vergangenen drei Spielzeiten gewesen sein. Und nun droht bis zum Transfer-Ende am 31.August ein weiteres Minus im höheren einstelligen Millionenbereich.

Der neue Sportchef Oliver Kreuzer, der für den Dänen Frank Arnesen (Abfindung: zwei Millionen Euro) kam, hat die schwierige Aufgabe, die „Ladenhüter“ unter den Spielern loszuwerden. Beim HSV lässt es sich gut leben. Da erscheint so manchem Profi das Reservistendasein lukrativer als ein Engagement woanders.

Immerhin ist der Anfang gemacht worden. Der schwedische Stürmer Marcus Berg wechselt zum griechischen Klub Panathinaikos Athen. Eine Ablöse erhält der HSV zwar nicht, spart aber ein Jahresgehalt von zwei Millionen Euro. Im Idealfall sollen fünf weitere Profis Bergs Beispiel folgen: Gojko Kacar, Robert Tesche, Michael Mancienne, Paul Scharner und Slobodan Rajkovic verdienen alle zwischen einer und zwei Millionen Euro per anno. Zusammen stehen sie für ein Sparpotenzial von weiteren sieben Millionen Euro.

Gelingt es Kreuzer nicht, den einen oder anderen aus diesem Kreis zu transferieren, sind Neuverpflichtungen kaum zu finanzieren. Zuletzt orakelte ein Boulevardblatt, dass der HSV seinen Star Rafael van der Vaart verkaufen müsse, um das Minus auszugleichen.

Dem widerspricht HSV-Klubchef Carl-Edgar Jarchow. „Wir müssen definitiv keinen Leistungsträger verkaufen“, sagte er. Im Mai habe der Vorstand mit dem Aufsichtsrat ein Budget verabschiedet und dabei vereinbart, die Personalkosten zu senken. Aber das Geschäftsjahr habe erst am 1. Juli begonnen. „Dass wir unser Ziel noch nicht erreicht haben, ist klar“, räumt er ein.

Erschwerend kommt hinzu, dass im Aufsichtsrat Ränkespiele aufgeführt werden. Ex-Präsident Jürgen Hunke strebt es nach dem Vorsitz. Er hat es sich anscheinend zum Ziel gesetzt, den angeschlagenen Vorsitzenden Manfred Ertel zu Fall zu bringen. Hunke regte Ertel kürzlich in einer Sitzung des Kontrollgremiums dazu an, die Vertrauensfrage zu stellen. Ertel lehnte das ab.

Und als wäre dies nicht alles schon schlimm genug, gibt es auch beim Sponsoring viel Unerfreuliches. Die in Schieflage geratene niederländische Firma Imtech möchte beim HSV am liebsten sofort als Namenspartner der Arena aussteigen. Der Vertrag läuft bis 2016 und soll dem HSV über sechs Jahre 25 Millionen Euro in die Kasse spülen.

„Wir gehen davon aus, dass der Vertrag von Imtech erfüllt wird“, sagte HSV-Marketingvorstand Joachim Hilke. Die vierte Neubenennung des ehemaligen Volksparkstadions ist aber so oder so nur noch eine Frage der Zeit. Nach AOL, HSH Nordbank und Imtech wird der nächste Partner gesucht. Damit setzt der HSV weltweit Maßstäbe.

Auch der Verkauf des südkoreanischen Angreifers Heung-Min Son an Bayer Leverkusen hat negative Folgen. Die südkoreanischen Sponsoren Hanwha Solar und Kumho Tyres haben kein Interesse mehr an einem weiteren Engagement beim HSV. Sie hätten zusammen rund 1,5 Millionen Euro gebracht.

Und auch die Partnerschaft mit dem Zillertal Tourismus, die dem HSV 750.000 Euro für drei Jahre garantierte, wird nicht verlängert. Das Unternehmen war darüber verstimmt, dass der HSV beim direkten Konkurrenten in Klagenfurt ein Trainingscamp abhält.

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Themen #HSV

2 Kommentare

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  • Z
    Zitronen-Jette

    Der Artikel wurde erst gestern veröffentlicht und ist heute schon nicht nur aus der Artikelliste raus, sondern auch nicht mal mehr über die seiteninterne Suchmaschine im Archiv auffindbar ("Kein Atikel auf taz.de enthält [HSV Schuldenberg]") - zwei Stunden nach meinem kritischen Kommentar?

     

    Um hierher zu kommen, musste ich über eine externe Suchmaschine gehen, die die url noch "gecasht" hatte.

     

    Erklärt das bitte mal.

  • Z
    Zitronen-Jette

    Schon die Überschrift "klammer Verein entlässt Spieler" ist falsch und zeugt offen von Inkompetenz. Dass ein Verein am Saisonende aus verschiedenen Motiven - dazu zählen neben Kostenreduktion auch Verjüngung/Umbruch des Kaders, Unzufriedenheit mit der sportlichen Entwicklung oder ein Trainerwechsel - den Kader neu aufstellt und dabei Spielern, die keine sportliche Zukunft mehr haben, gebeten werden, sich nach einem neuen Club umzusehen ist Teil des "Tagesgeschäftes" im Profi-Vereinssport. Der Titel hingegen suggeriert eine gewisse "Exklusivität" des Geschehens, etwa dass der HSV bestehende Verträge einseitig gekündigt hätte (was bei Zeitverträgen - im Gegensatz zu unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen - ohne finanzielle Einigung praktisch unmöglich ist), ist also wenigstens grobe Irreführung.

     

    Ebenso mindestens "irreführend" geht es weiter. Das "höhere einstellige Minus" resultiert aus der abgelaufenen Saison ohne internationalen Wettbewerb, nicht aus der jetzigen Transferperiode, in welcher der Schuldenstand nur reduziert werden soll (im Besten Fall gegen Null). "Ladenhüter" wie Berg oder Kacar wurden nicht von Hernn Arnesen, sondern in der Spätphase des "Sonnenkönigs" Bernd Hoffmann verpflichtet, dem der HSV neben der Zerstörung der unter Beiersdorfer aufgebauten vorbildlichen Jugendarbeit auch die hohe Verschuldung verdankt. Und die Spieler ihre überhöhten Gehälter. Hoffmann war nämlich nach dem erfolgreichen Mobbing gegen Beiersdorfer unter hohen Erwartungsdruck geraten und entkernte den HSV für den kurzfristigen Erfolg, der sich dann aber doch nicht einstellte. Ze Roberto, Elia, Berg wurden in einem Sommer für rund 25 Mio Euro geholt. Dazu en halbes Jahr später in der Winterpause ablösefrei van Nistelrooy, der ein hübsches Sümmchen an Gehalt und Handgeld eingestrichen haben dürfte.

     

    Dass die koreanischen Sponsoren nicht dem HSV sondern einem koreanischen Spieler in der Bundesliga folgen, ist nicht verwunderlich. Fakt ist, der Spieler wollte den Wechsel und die Möglichkeit in der ChampionsLeague zu spielen und der HSV hat diesen Wunsch selbstverständlich akzeptiert.

     

    Der HSV war der erste Verein in der Bundesliga, der die Namensrechte am Stadion veräußerte. Egal wie kritisch man diese Praxis sieht, sie hat sich im letzten Jahrzehnt mehr und mehr durchgesetzt. Der erste Namensgeber der neuen Arena, der Internetdienstleister America Online ("AOL"), hat sich 2006 aus dem europäischen Geschäft zurückgezogen, die HSH Nordbank geriet 2008/09 in den Strudel der Bankenkrise, nun hat der Gebäudeausstatter Imtech wirtschaftliche Schwierigkeiten gemeldet. Wo bitte, ist da etwas dem HSV anzulasten? Zumal vom aktuellen Rückzug von Imtech aus dem Bundesliga-Sponsoring auch der FC Bayern und der VfB Stuttgart betroffen sind.

     

    Immerhin hat man an der Elbe in den letzten 10 Jahren lediglich zweimal den Trikotsponsor gewechselt: von einer angesehenen Fernsehzeitschrift zu einem ebenso angesehenen Vermögens- und Anlageberater zu einer der Top-Five Airlines weltweit. Andere haben im gleichen Zeitraum mit ihrem Namen illegale Sportwettanbieter, Ramschketten auf der Basis von ausbeuterischer Kinderarbeit in Asien, skrupellose Zockerbanken und zuletzt dubiose Massentierhalter und Steuerhinterzieher aufgewertet. Aber darüber wird lieber nicht geredet - schon gar nicht in der taz.