Besser auf die grüne Bank schieben

INVESTMENT Das Interesse an Geldanlagen bei nachhaltigen Banken steigt. Im März tagt zum fünften Mal der Weltverband der führenden sozial-ökologischen Finanzinstitute

■ Am 14. März 2013 fand der 5. Kongress des Weltverbands der Nachhaltigkeitsbanken in Berlin statt. Gastgeber und Organisator war die GLS Bank. Eingeladen waren Entscheidungsträger aus Unternehmen, Politik und Banken sowie Finanz- und Wirtschaftsexperten, um visionäre Finanzkonzepte und nachhaltige Ansätze für eine menschenwürdige Zukunft des Bankwesens zu entwickeln und praktische Beispiele zu diskutieren. (vm) www.gls.de/gabv13

VON VERENA MÖRATH

Das klingt fast sozialromantisch: Geld ist für die Menschen da und nicht umgekehrt! Geldinstitute bieten ihren Kunden und Kundinnen nur einen Veranlagungs- und Investitionshorizont, der aus nachhaltigen und gesellschaftlich vertretbaren Werten und Unternehmen besteht. Finanztitel beispielsweise aus der Atom- und Waffenlobby, Rohstoff- und Nahrungsmittelspekulationen sind tabu.

„Green Banks“ setzen diese Strategien tatsächlich bereits um und fristen längst kein Nischendasein mehr. Die erste sozial-ökologische Universalbank in Deutschland, die GLS Bank, wurde 1974 gegründet. Die anderen Player hierzulande sind die Ethikbank, die Umweltbank und die Triodos Bank, mit Hauptsitz in den Niederlanden. Was ist nun der feine Unterschied zwischen „Green Banks“ und den sogenannten „systemrelevanten“ Banken? „Bei uns zählt nicht die Rendite als oberstes Kriterium, sondern was mit dem Geld passiert? Welche Auswirkungen hat eine Geldanlage womöglich?“, erklärt Thomas Jorberg, Vorstandsprecher der GLS Bank. „Wir finanzieren vor allem Projekte in den Bereichen regenerative Energie, biologische Landwirtschaft, ökologisches Bauen oder Gemeinschaftswohnen, Sozialwirtschaft und Bildung.“

Diese Werteorientierung überzeugt immer mehr Menschen. Die GLS Bank beispielsweise gewinnt zwischen 2.000 und 2.500 Neukunden monatlich dazu. „Heute wollen viele Kunden mehr Verantwortung für ihre Geldanlage übernehmen“, ist für Thomas Jorberg eine Erklärung für diese Zuwächse. Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), bestätigt, dass ein Wertewandel stattfindet: „Die Menschen wollen heute mitbestimmen, sie wollen transparente Entscheidungen, Beständigkeit, Identität, eine Orientierung an Werten.“ Er will aber systemrelevanten Banken nicht per se absprechen, „dass sie nicht auch nachhaltig wirtschaften können“.

2009 haben sich die weltweit führenden „Green Banks“ zur Global Alliance for Banking on Values (GABV), dem Weltverband der Nachhaltigkeitsbanken, zusammengeschlossen. Dieser Allianz gehören 22 „Green Banks“ aus allen Kontinenten an. Die GLS Bank gehört zu den Gründungsmitgliedern. Für mediale Resonanz sorgte die im November 2012 veröffentlichte Studie der GABV, in der die finanzielle Performance von 22 Nachhaltigkeitsbanken mit 28 „klassischen“ Banken im Zeitraum von 2001 bis 2011 verglichen wurde. Die darin enthaltenen Zahlen belegen: Institute mit alternativer und nachhaltiger Ausrichtung sind um 18 Prozent gewachsen, traditionellen Systembanken hatten mit 10,4 Prozent eine geringere Zuwachsrate.

„Nachhaltige Banken konnten ihre Aktivitäten während der gegenwärtigen Rezession sogar steigern“, freut sich Thomas Jorberg und wichtig ist ihm zudem, „dass von der Bilanzsumme der Nachhaltigkeitsbanken 70 Prozent der Kredite an kleine sowie wachstumsstarke Unternehmen vergeben wurden und so der Realwirtschaft gedient haben. Bei den systemrelevanten Banken entsprechen dem nur 40 Prozent.“

Der Finanzexperte Sven Giegold, Mitglied der Grünen Fraktion im Europaparlament und Mitgründer des Aktionsnetzwerks Attac in Deutschland, äußert sich für Finanzlaien gut verständlich: „Wer zu einer nachhaltigen Bank wechselt, schläft besser, weil er etwas Gutes tut und trotzdem nicht auf Rendite verzichten muss.“

Es reicht nicht, eine ethische Banknische zu schaffen

SVEN GIEGOLD, FÜR DIE GRÜNEN IM EUROPAPARLAMENT

Giegold bleibt dennoch skeptisch, ob sich das Finanzsystem wirklich wandelt: „Wo es viel Geld zu verdienen gibt, wird es in der Regel immer Banken und Kunden geben, die Gewinnmaximierung an erster Stelle sehen und nicht davon abkommen.“ Er gibt zu bedenken, dass der nachhaltige Finanzsektor nicht schneller wachsen könne als die Produktion und die Nachfrage von nachhaltigen und ethischen Produkten. „Man muss den nachhaltigen Finanzsektor preisen, aber auch nicht in den Himmel loben. Es reicht nicht, eine ethische Banknische zu schaffen.“ Er würde es begrüßen, wenn die GABV mehr Lobbying betreiben und sich in Brüssel, Basel und Madrid mit ihrer Stimme stärker einmischen würde. „Hier spielt die Musik“, so der EU-Politiker.

Indes wirbt die Commerzbank aktuell mit Slogans wie: „Weil wir Schluss machen mit neuen Spekulationen auf Grundnahrungsmittel … Weil Deutschland eine Bank braucht, die nicht einfach so weitermacht … Weil wir erneuerbare Energien für die Zukunft finanzieren …“ Wächst hier eine neue „Green Bank“ heran?

„Es werden heute tatsächlich mehr nachhaltige, grüne Fonds aufgelegt, aber nicht das Kerngeschäft angetastet“, kommentiert Thomas Jorberg solche Initiativen. Aber er ist gespannt, „wie sich das weiter entwickelt.“