Infoladen zu verkaufen, gegen Höchstgebot

GBI will Immobilie nach 25 Jahren los werden. Beirat spricht sich für den Erhalt aus. BBA protestiert: „Wir bleiben“

Bremen taz ■ Ende des Jahres soll ein Stück Viertelgeschichte zu Ende gehen: Der Mietvertrag des von der Bremer BürgerInneninitiative gegen Atomanlagen (BBA) betriebenen Infoladens in der St.-Pauli-Straße läuft nach 25 Jahren aus. Die Gesellschaft für Bremer Immobilien (GBI) will das Gebäude gegen Höchstgebot ausschreiben.

Silja Freudenberger von der BBA will das nicht hinnehmen: „Wir bleiben – auch nach Ablauf der Frist.“ Auf einen geeigneten Ersatz würden sich die BBA-Leute jedoch einlassen. Geeignet heißt für sie: im Viertel, bezahlbar und fähig, auch das Archiv der sozialen Bewegungen aufzunehmen, das derzeit im feuchten Keller lagert.

„Die Stadt will keine Anstrengungen unternehmen, ein Ersatzobjekt zu stellen“, sagt Ortsamtsleiter Robert Bücking. Auf dem freien Mietmarkt sehen die BBA-Leute keine Chance für sich. Vor einem Jahr hatte die GBI schon mal verkaufen wollen. Der Beirat legte damals ein Veto ein. Daraufhin wurde bei einem Schlichtungsgespräch ein Kompromiss ausgehandelt. GBI-Sprecher Matthias Cramer nennt es ein „großzügiges Entgegenkommen“, dass dem Infoladen eine Frist von einem Jahr eingeräumt wurde. „Mehr war nicht zu machen“, sagt Bücking. Seine Analyse: „Der Infoladen soll bleiben, weil wir die Vielfalt im Viertel erhalten wollen. Aber eine handlungsfähige Initiative würde auch Ersatzräume finden.“ Mit knapper Mehrheit hat sich auch der Beirat jetzt für den Erhalt des Infoladens ausgesprochen.

Zwar hat die BBA nach eigenen Angaben mittlerweile einen Investor gewonnen, der bereit sei, das Gebäude zu sanieren und an sie zu vermieten. Doch den will die GBI nicht akzeptieren: Das Gebot sei viel zu niedrig gewesen. „Dem Investor steht es frei, bei der Ausschreibung mitzubieten“, sagt Cramer. Sowohl Freudenberger als auch Bücking sind jedoch überzeugt, dass die GBI den Wert des Grundstückes überschätzt, das nur einstöckig bebaut werden darf.

Am Donnerstag wollen die BBA-Leute mit Unterstützern bei der GBI „vorbeigehen“. Überraschend kommt für sie ein Gesprächsangebot der GBI. „An unserem Ziel ändert sich nichts“, so Matthias Cramer. „Wir verkaufen frei von Mietern.“ abe