Tödlicher Absturz im Süden Teherans

Iranisches Militärflugzeug stürzt auf ein zehnstöckiges Wohnhaus. Dabei werden alle 106 Insassen getötet. Wie viele Menschen in dem Hochhaus ums Leben kamen, ist unklar. Das Unglück ist ein weiterer Indikator für die Krise der iranischen Luftfahrt

VON BAHMAN NIRUMAND

Ein iranisches Militärtransportflugzeug mit 106 Menschen an Bord ist gestern gegen 14 Uhr Ortszeit in Teheran in ein zehnstöckiges Wohnhaus gestürzt. Nach Angaben des Teheraner Bürgermeisters und der Polizei hat keiner der Insassen den Absturz überlebt. Wie die studentische Nachrichtenagentur ISNA berichtete, handelt es sich bei dem Flugzeug um eine Maschine des Typs C-130.

Das Unglück ereignete sich beim Landeanflug auf den internationalen Flughafen Mehrabad. Offenbar wollte der Pilot wegen eines technischen Defekts notlanden. Die Maschine war kurz davon in Richtung Bandar Abbas, am Persischen Golf gelegen, gestartet, musste jedoch nach wenigen Minuten umkehren. Welcher Teil der Maschine defekt war, konnte vorerst nicht festgestellt werden.

Die Absturzstelle befindet sich im Stadtbezirk Tohid im Südwesten der Hauptstadt. Wie ISNA berichtete, gingen nach dem Aufprall das Flugzeug und das zehnstöckige Hochhaus in Flammen auf. Augenzeugen berichteten von einer großen Rauchwolke über dem Unglücksort. Kurz darauf eilten Polizei und Rettungsdienst herbei und versuchten, das Feuer einzudämmen und mögliche Überlebende zu retten. Das Viertel am Dreieck Azari wurde weiträumig gesperrt.

Unter den Passagieren sollen sich einige Journalisten und Fotoreporter, die über eine Militärübung berichten wollten, befunden haben. Über die Zahl von Toten und Verletzten in dem Hochhaus wurden bislang keine genauen Angaben gemacht. Die Rede war von mindestens zehn Toten. Der Leiter des Teheraner Rettungsdienstes, Dawood Fesahat, sprach eine Stunde nach dem Absturz von dutzenden von Verletzten, die in die nächsten Krankenhäuser gebracht worden seien. Die meisten von ihnen hätten eine schwerer Rauchvergiftung erlitten, sagte er. Einige schwebten in Lebensgefahr.

Der Leiter der Teheraner Bezirkspolizei, Eskandar Momeni, sagte auf einer Pressekonferenz, die Identität der Toten sei bislang unbekannt. Tausende Neugierige hatten sich an der Unfallstelle versammelt. Die Polizei hatte große Mühe, den Weg für Rettungsfahrzeuge frei zu machen.

Die viermotorige C-130 „Hercules“ gilt als robustes und zuverlässiges Frachtflugzeug für den Transport ziviler oder militärischer Nutzlasten. Seit Beginn der Produktion vor fast 40 Jahren hat der US-Hersteller Lockheed rund 2.000 Maschinen weltweit ausgeliefert. Der Schulterdecker mit den vier Turboprop-Motoren kann in Katastrophen- und Kriegsgebieten eingesetzt werden. Die C-130 braucht zum Starten und Landen nur relativ kurze Pisten. Die bei rund 60 Luftwaffen im Dienst stehende militärische Version C-130 sowie deren zivile Variante L-100 haben bei maximaler Nutzlast (über 23 Tonnen) eine Reichweite von 2.500 Kilometern. Sie erreichen eine Reisegeschwindigkeit von 645 Kilometern pro Stunde.

Im Iran nehmen seit einigen Jahren Flugzeugabstürze bei Inlandsflügen zu. Grund dafür sind oft fehlende Ersatzteile. Der Wirtschaftsboykott, den die USA vor 26 Jahren wegen der Geiselnahme an der US-Botschaft in Teheran verhängt haben, verbietet unter anderem Flugzeugherstellern, Maschinen und Ersatzteile an Iran zu liefern. Die meisten Flugzeuge der iranischen Luftfahrt sind mehr als 25 Jahre alt. In letzter Zeit versucht Teheran gebrauchte Maschinen zu kaufen.

Die iranische Luftfahrt befindet sich in einer großen Krise. Sollte Iran nicht die Möglichkeit erhalten, Ersatzteile und neue Maschinen zu kaufen, müssten zahlreiche Inlandsflüge gestrichen werden.