Wahlergebnis: Mehr Grün für alle
Wer sagt die Gunst der WählerInnen als wetterwendisch erklärt, hat Politik aufgegeben.
H alb leer oder halb voll, das ist immer die Frage des eigenen Standpunktes. Wer sagt, dass die Gunst der WählerInnen wechselt wie das Wetter, erklärt die Wähler für unzurechnungsfähig, dagegen kann auch Politik nichts machen.
Nachdem die Grünen es vor einem Jahr geschafft hatten, die Zielsetzung einer „Energiewende“ selbst bei der CDU durchzusetzen und bei Meinungsumfragen zweimal so viel Zustimmung hatten wie jetzt bei der Bundestagswahl, kam die Hoffnung auf, man könne politische Prozesse mehr mitgestalten als das in der Schröder-Fischer-Regierung gelungen ist. Es ist diese „Machtoption“, die eine Partei zu „mehr“ macht als zu einer großen Bürgerinitiative.
Immerhin sind die Grünen bundesweit stolz auf ihren Winfried Kretschmann – dann müssen sie aber auch etwas dafür tun, dass er bei der nächsten Wahl nicht mit Schande vom Hof gejagt wird. Wenn eine Million WählerInnen zu SPD und CDU abgewandert sind, dann haben die Grünen politisches Vertrauen verspielt. Wollen sie mehr als darauf zu warten, dass die SPD sie wieder einmal als Steigbügelhalter brauchen kann?
Das Feld der Steuer- und Finanzpolitik ist nicht für eine grüne Profilierung geeignet. Auch auf dem Feld der Sozialpolitik können die Grünen angesichts der finanziellen Zwänge nur zweitbeste Lösungen verkünden und Abstriche von früheren wohlfeilen Wahlkampf-Parolen erklären. Wirklich Vertrauen gewinnen können die Grünen unter solchen Umständen nur, wenn sie deutlich machen können, dass etwas mehr „Grün“ der gesamten Gesellschaft gut tun würde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!