Chemie in Lebensmitteln: Schilddrüsen-Medikament im Obst
Das Bundesinstitut für Risikobewertung kritisiert zu hohe EU-Grenzwerte für Perchlorat in Nahrungsmitteln. Eine Untersuchung soll nun die Risiken klären.
BERLIN taz | Die EU-Grenzwerte für die Chemikalie Perchlorat in Lebensmitteln sind einem Bundesamt zufolge so hoch, dass die Gesundheit gefährdet sein kann. Die Limits würden Verbraucher beim „Verzehr großer Portionen von Obst- und Gemüseerzeugnissen mit Perchloratrückständen“ nicht ausreichend schützen, //:erklärte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Die Menge Perchlorat, die man täglich ohne Gesundheitsschäden zu sich nehmen kann, könne überschritten werden.
Noch ist nicht abschließend geklärt, wie der Stoff in Nahrungsmittel gelangt. Experten haben Dünger in Verdacht. Perchlorate kommen zwar natürlich in der Atmosphäre vor. Sie werden aber auch industriell hergestellt und als Oxidationsmittel etwa für Feuerwerkskörper oder als Medikament zur Regulierung der Schilddrüsenfunktion eingesetzt.
Perchlorat hat also in Lebensmitteln nichts zu suchen. Dennoch wurde die Chemikalie in der jüngsten Zeit in diversen Lebensmitteln aus mehr als 15 Herkunftsländern gefunden. Vor allem exotische und Zitrusfrüchte, Wurzel-, Frucht-, Kohl- und Blattgemüse wiesen laut BfR Rückstände auf, „die bei einmaligem Verzehr großer Portionen gesundheitlich unerwünschte Wirkungen verursachen können“.
Eine zu hohe Perchlorat-Konzentration kann den Schilddrüsenstoffwechsel angreifen, weil Perchlorat die Aufnahme von Jodid hemmt. Bei Risikogruppen, etwa Neugeborenen und Kindern sowie Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen, vor allem wenn sie schwanger sind, könne das sogar den Schilddrüsenhormonspiegel verändern.
Zitrusfrüchte besonders belastet
Bisher darf ein Kilogramm Lebensmittel laut EU-Beschluss bis zu einem Milligramm Perchlorat enthalten. Bei besonders belasteten Sorten, etwa Zitrusfrüchten, ist bei 0,2 Milligramm Schluss. Doch die Grenzwerte stützen sich laut BfR auf die Analyse von Mischproben, die die individuellen Konzentrationen der einzelnen Sorten vernachlässige. Perchloratrückstände seien aber sehr ungleich verteilt. Deshalb urteilt das BfR: Um alle Verbraucher ausreichend zu schützen, müsste die zulässige Perchloratmenge auf 0,05 Milligramm pro Kilogramm Obst und Gemüse gesenkt werden.
Derzeit arbeitet die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit an einer Studie zu den Risiken von Perchlorat. Sie wird für den Dezember erwartet – dann könnte die EU neue Grenzwerte festlegen.
Leser*innenkommentare
Chemiker
Gast
Ach Du lieber Himmel, schon wieder eine Tartarenmeldung. Perchlorat reichert sich im Körper nicht an, es wird auch nicht metabolisiert und der Effekt auf die Jodaufnahme verschwindet sofort, wenn das Perchlorat abgesetzt wird. Das hat man nämlich mal als Medikament benutzt. Aber man müsste schon mehrere Säcke Orangen pro Tag verzehren, um auf solche Dosen zu kommen. Stellt euch mal vor, da ist Salz in eurem Essen! Das ist in hohen Dosen sogar tödlich und trotzdem fresst ihr diese Sodiumchlorid-Chemikalie täglich in euch hinein. Kein Wunder, wenn wir alle sterben.
Manni
Es ist völlig wurscht, ob etwas angeblich unschädlich ist. Es hat da nichts zu suchen, sofern es nicht für den Anbau und Verarbeitung von Lebensmitteln zugelassen ist.
By the way, wer weiss das schon, ob es keinem schadet? Auch Sulphonylharnstoffe sind lange als Diabetis-Medikamente bekannt. Ist das ein Grund sie flächendeckend als Herbizide einzusetzen und Teile unserer Bevölkerung zu Diabetikern zu machen?
der verloren geglaubte souverän
Gast
Ach ja;
schöne, neue welt...
seismic
Gast
Zitrusfrüchte machen die Bluthirnschranke auch durchlässiger für
Quecksilber und andere Schwermetalle.
Deshalb ist es besonders wichtig Zitrusfrüchte auf Schwermetalle
und toxische organische Substanzen zu untersuchen.
Biotomaten aus Palomares( Wasserbombenunfälle, Biotomaten
neben Atommüllgebieten), Getreide oberhalb von Giftmüllbergwerken
in Deutschland(in NRW), Lebensmittel aus verstrahlten Regionen
der Ukraine und Weißrussland, Lebensmittel auf Giftmüll Bauernhöfen
der Ndrangheta (in Italien), eventuell Giftmüllrückstände
auf Feldern von Seveso, Muscheln in der Atommüllaufbereitungsanlage
von Le Hague(mit radioaktiver Abwasserentsorgung über
ein Kanalrohr in den Atlantik)- das alles müßte VERBOTEN werden,
ebenso wie Glyphosat und genmanipulierte Pflanzen von Monsanto, die resistent
gegen Roundup des gleichnamigen Konzerns sind!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Lebensmittelproduktion ist keine Sondermüllverwertung und
kein Resistenzenfreilandversuch! Es ist ein ehrenvoller Dienst
an Menschheit und der Flora und Fauna. Wenn wir den Tieren die Lebensmittelreservoirs rauben, müssen wir auch deren artgerechte
und abwechselungsreiche Ernährung sicherstellen!!!!!
Das ist eine Frage der Verantwortung, der Kultur und der Gerechtigkeit!