„Hauptsächlich Klischees“

Diskussion „Medien und Demokratie in Osteuropa“

■ ist seit 2000 Professor für Medienökonomie und Management an der HAW und war viele Jahre lang freier Journalist.Foto: privat

taz: Herr Ludwig, gibt es ein Problem in der westlichen Berichterstattung über Osteuropa?

Johannes Ludwig: Es kommen hauptsächlich Klischees ins Blatt, da sich die Journalisten auf Agenturmeldungen verlassen, statt vor Ort zu sein – das ist eben bequemer und günstiger. Und auch die Redakteure haben Klischeevorstellungen, was in diesen Ländern passiert. Was wir im Westen über Osteuropa erfahren, ist stark Russland-zentriert. Und was wir über Russland erfahren, ist stark Moskau-zentriert.

Welche Themen werden vernachlässigt?

Das sind hauptsächlich politische Veränderungen: Wenn zum Beispiel die Duma wieder einen Versuch startet, das Internet zu reglementieren. Da müsste ein Aufschrei durch die westlichen Medien gehen!

Welche Rolle spielen dabei Twitter und Blogs?

Das Internet ist zum politisch bedeutsamsten Medium geworden. Hier herrschen die größten Freiräume, auch wenn die russische Regierung ständig versucht, Kontrolle zu bekommen. Allerdings haben viele Bürger Osteuropas nicht die technischen Möglichkeiten und ein weiteres Problem sind die Sprachbarrieren: Ohne Englisch – keine internationale Reichweite! INTERVIEW: UTE BRADE

Johannes Ludwig moderiert eine Diskussion zwischen Klaus-Helge Donath (taz), Uwe Klußmann (Der Spiegel), Otto Luchterhand, (Uni Hamburg) und Gisbert Mrozek (Moskau): 19 Uhr, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Berliner Tor 5, Hörsaal 01.11