Kellnerballett

Sie lassen Teller wie Kastagnetten klappern, hopsen kühn über Stoffservietten und wienern blank, was sie in die Finger kriegen. Jeden Tag demonstriert die Besatzung des „Ristorante Immortale“ eilfertige Dienstbarkeit. Wie die Verfluchten auf einem Geisterschiff oder Hamster im Laufrad. Aber es kommt einfach kein Gast.

Mehr passiert fast nicht in der schon legendären Produktion des Berliner Maskentheaters „Familie Flöz“ (Regie: Michael Vogel). Hinreißend komisch wird das dank klassischer Mittel der Clownsnummer: Prügel mit Tablett und Servietten, schlagende Türen und Köpfe, die im Weg sind. Der selbstgefällige Chef dressiert seine Leute, und je nach Temperament löken sie hintenrum oder mit gezücktem Kochlöffel gegen den Stachel. Wer demnächst in Ungnade fällt oder per Handschlag geadelt wird, weiß man nie. Details wie das Muskelspiel unter der Anzugjacke, der spuckefeuchte Griff in die Frisur charakterisieren die stoischen Hamstergesichter gestochen scharf. Jede Figur hat ihre Dämonen: Hängebackige Doppelgänger lugen aus den Schwingtüren, reißen Traumata auf und wehmütige Erinnerungen. Testbohrungen in seelische Untiefen.

Annedore Beelte

Weitere Termine: 9. und 10.12. um 19.30 Uhr in der Shakespeare-Company