Markthalle Vegesack abreißen?

BREMEN-NORD Neben der Jacobs-Uni und dem Wollkämmerei-Gelände gibt es auch kleinere Baustellen: Die „Markthalle“ und das „Schaufenster Bootsbau“

Die SPD-Ortsvereins-Vorsitzende betrachtet die Markthalle als Sinnbild der Bewegungslosigkeit

Am Montag tagt der Beirat Vegesack mit einem brisanten Punkt auf der Tagesordnung: Die Markthalle auf dem Sedanplatz, 2007 mit 1,7 Millionen Euro bremischer Wirtschaftsförderung gebaut, soll abgerissen werden. Das fordert nicht nur die FDP, sondern auch der SPD-Ortsverein Vegesack. Die Halle steht leer, seit Jahren ist keine angemessene Nutzung gefunden worden.

Dabei sollte alles so schön werden. Die Albrecht-Vermögens-Verwaltung (AVW) durfte auf dem zentralen Marktplatz in Vegesack eine schicke Glashalle bauen – gegen den erbitterten Protest der Ständebetreiber, die ihre Verdrängung oder zumindest Konkurrenz fürchteten. Der Konsum-Glaspalast sollte mit Delikatessen-Ständen gefüllt werden und Kaufkraft in das alte Zentrum von Vegesack ziehen – als „Kompensation“ für die, die das Einkaufszentrum Haven Höövt – ebenfalls von AVW gebaut – abgezogen hatte. Bremens Wirtschaftsförderer spendierten Albrecht dafür 1,9 Millionen Euro.

Aber die schöne Markthalle floppte. Neue „Konzepte“ wurden ausgelobt, zeitweise nutzte ein Edeka-Markt die Glashalle, zeitweise die Kinderzirkus-Schule aus dem Bürgerhauses – und nun steht sie wieder leer.

Rainer W. Buchholz, ein FDP-Mann mit dickem Aktenordner voller Protestnoten gegen den Bau, begründet die Forderung nach Abriss damit, dass Vegesack sonst ein „weiterer Imageverlust“ drohe. Er erinnert daran, dass er schon 2007 vor dem Bau gewarnt habe – stattdessen schlug die FDP damals vor, mit einer Überdachung den Sedanplatz noch interessanter zu machen. In Bremen-Nord gibt es die weltweit operierende Firma Foiltec, die spezialisiert ist auf Überdachungen; in China hat sie das Olympia-Stadion „eingepackt“. Nur an ihrem Stamm-Sitz hat sie bisher kein Referenz-Projekt bauen dürfen. „Nach dem Vorbild des recyclingfähigen Abrisses des Palasts der Republik in Berlin“, so Buchholz, könnte man die Bauelemente für eine Weiterverwertung retten. Der SPD-Ortsverein Hammersbeck hat sich auch für den Abriss ausgesprochen. Die Vorsitzende Insa Peters-Rehwinkel meint, die Markthalle erscheine in der jetzigen Form als Sinnbild der Bewegungslosigkeit.

Und noch ein Problemkind steht auf der Tagesordnung des Beirates: Ein Gelände an der Schulkenstraße mit Weser-Blick liegt brach. Mit Geldern der Bremer Wirtschaftsförderung war versucht worden, hier die touristische Attraktion „Schaufenster Bootsbau“ entstehen zu lassen – auch dieses Projekt scheiterte.

Vom 17. April an sollen nun die Bürger Vegesacks per Internet Vorschläge für die Stadtentwicklung unterbreiten – zwei Wochen lang werden Ideen gesammelt. Ende Mai wollen das Bauamt und der Stadtentwicklungsausschuss des Beirates die Ergebnisse in einer Bürgerversammlung präsentieren.  KAWE