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KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Samplings sind allgegenwärtig. Ob in Musik, Bild oder Literatur, nicht selten ist nicht abzusehen, wer durch die Nutzung von Zitaten als lächerlich entlarvt wird. Bereits Ende der 80er Jahre veröffentlichte eine englische Gruppe von Kulturproduzenten mit „The KLF – Das Handbuch – Der schnelle Weg zum Nummer-1-Hit“ einen ironischen Leitfaden, wie man aus wenigen Samples einen Megahit konstruiert. Und auch wenn The KLF einige Welterfolge durch auf Samples basierende Titel vorweisen konnten, wurde in dem Buch vor allem mit der Musikbranche abgerechnet. Gründungsmitglied Bill Drummond verließ die Band 1992, um zunächst mit Jimmy Cauty die K-Foundation zu gründen, die unter anderem 1993 erstmalig den Preis für den schlechtesten Künstler mit einem Preisgeld von 40.000 Pfund honorierte und vor der Londoner Tate auslobte. Die damalige Preisträgerin Rachel Whiteread nahm zur selben Zeit in dem Gebäude den Turnerpreis im Wert von 20.000 Pfund entgegen. Es gäbe von vielen Aktionen zu berichten, die Drummond seither realisiert hat. Nicht von ungefähr genießt „The KLF’s Art Terrorism“ und was Drummond daraus resultieren ließ, weit über die britischen Grenzen hinaus Kultstatus. Am 23. März findet in Berlin im Rahmen des „The 17“-Projekts und einer Dokumentation über Bill Drummond eine Chorperformance in Berlin statt. Ziel ist die Auseinandersetzung mit der massenhaften Verfügbarkeit und Beliebigkeit digitaler Musik. Im Mittelpunkt stehen neben der Partitur „Surround“ vor allem 100 Personen, die im öffentlichen Raum eine mehrstündige Performance mit Drummond durchführen. Wenige können noch mitmachen: an der Gesangsstimme sollte es nicht scheitern. (23. 3., 13 Uhr, Anmeldung: the17@flyingmoon.com) Eine weitere lebende Person mit Kultstatus ist Genesis Breyer P-Orridge, die die Kuratorin Marie Losier in einer ihrer eigenwilligen Dokumentationen porträtiert. Wer die Filme „der Fellini des Dokumentarischen“, wie P-Orridge sie bezeichnet, auf der diesjährigen Berlinale verpasst hat, hat heute und morgen noch mal die Möglichkeit. (21. 3., 20 Uhr: the ballad of genesis and lady jaye; 22. 3., 20 Uhr: kurzfilme von und mit Marie Losier, Kino Arsenal, Potsdamer Str. 2) Zu guter Letzt sei an dieser Stelle auf die Buchpräsentation vonViktoria Binschtok hingewiesen (siehe Seite 15), die am Sonntag ihre Buchveröffentlichung „World of Details“ präsentiert. In einer sehr eigenen Mischung aus vermeintlichen wahren Zuständen, wie etwa bei Google Maps, und recherchierten Realitäten dokumentiert Binschtok eine seltsame, aber immerhin unsere Welt. (So., 24. 3, 14–17 Uhr, Klemm’s, Prinzessinnenstr. 29)

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