Der Wochenendkrimi: Retrospektive Ruhrgebiet
Im Dortmunder „Tatort“ wird Hauptkommissar Peter Faber von seiner Vergangenheit heimgesucht. Das macht die murmelnde Tätersuche nicht einfacher.
Das kommt Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) bekannt vor: eine Leiche, ein Mädchen, eingepackt in einen blauen Müllsack, vergraben im Wald. Er fährt wie immer seinen Film ab, versetzt sich in die Lage des Täters: „Ich hab dich benutzt und dann weggeworfen. Ich weiß, was ich tue“, murmelt er am offenen Waldgrab vor sich hin: „Ich habe alles richtig gemacht. Und dann so ein Fehler. Dann vergrab ich dich nicht tief genug. Warum? Weil ich will, dass man dich findet.“
So scheint es zumindest. Denn das Muster hat Faber bereits zu seiner Zeit in Lübeck gesehen – an einem 15. Juli vor 15 Jahren. Der Täter hat sich umgebracht – an einem 15. Juli. Die jetzige Leiche findet Faber – an einem 15. Juli. Der neue Hauptverdächtige ist Markus Graf (Florian Bartholomäi), Sohn des damaligen Mörders. Er hat seinen Vater bis zu dessen Tod Jahr für Jahr im Gefängnis besucht – immer am 15. Juli. Faber erinnert sich an die eigene Frau und die Tochter. Beide tot, gestorben – genau – am 15. Juli. Das Datum ist Fabers persönlicher 9. November.
Nun sitzt die Vergangenheit vor ihm: Markus Graf war 14 Jahre alt, als sein Vater in den Knast kam, er war 26, als sich der Senior umbrachte. Dann zog er nach Dortmund. Faber hinterher? Wollte er wirklich, dass die Leiche gefunden wird? Und warum holt die Vergangenheit auch alle anderen KripobeamtInnen ein?
Kriminalhauptkommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) hat Stress, weil ein Callboy, der mit Kokain gedealt hat, aufgeflogen ist. Leider hatte sie auch mal was mit ihm. Kriminaloberkommissarin Nora Dalay (Aylin Tezel) und Kriminaloberkommissar Daniel Kossik (Stefan Konarske) hatten auch schon mal Sex. Miteinander. Jetzt werden auch sie mit den Folgen dieser schlimmen Tat konfrontiert: Dalay ist schwanger.
Viele Probleme. Da wird der 15. Juli allein zur Aufklärung nicht reichen. Beruhigend zu wissen, dass es auch noch den 16. und 17. und 18. gibt.
Leser*innenkommentare
SPK
Da schau ich mal einen Tatort aus meiner Heimatstadt (allein aus diesem Grund), und er ist komplett ununterhaltsam und derart blechern konstruiert, dass die Retina Falten schlägt.
Wie ein Vorschreiber bereits geschrieben hat: Warum muss der Hauptkommissar so ein volltraumatisierter "Das-Leben-hat-mir-alle-Scheiße-der-Welt-ins-Gesicht-geklatscht"-Vollnerd sein, der ansonsten im wirklichen Leben kein Bewerbungsgespräch länger als 5 Minuten überstünde?
Warum ist der Mörder ein überzogener Dandy, der Felix Krull als dummen Proll weit hinter sich lässt?
Warum wirkt die Gesamtkonstruktion wie von den üblichen Thrillerautoren (Jilianne Hofmann, Mo Hayder, Cody McFadyen,...) plump abgeschrieben?
Und warum dann zum Schluss der (sicherlich ironische gemeinte) Verweis auf Lethal Weapon mit der hochnotpeinlichen Handschellennummer.
Fragen über Fragen; die eine oder andere Antwort durch die Drehbuchverbrecher und Regiestolperer wäre sehr nett.
themanwhostolehisownhorsetwice
Was haben sich die Verantwortlichen bei dem Casting zu diesen Folgen wohl gedacht - ich sehe nur milchgesichtige Girlies und Bubis, das Drehbuch ist so authentisch wie das beliebiger Soaps der Privaten - ich denke, der Dortmunder Tatort ist 'ne Soap. Unerträglich!
AchimBrain
Gast
9. November -> Super Satire :-))
Dr. Wolf Wingenfeld
Diese ganzen Privatgeschichten und -verstricktheiten der Kommissare in heutigen Krimis gegen mir auf die Nerven. Ich ziehe das klassische analytische (ödipale) Drama vor: die Aufdeckung eines Verbrechens.