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Debatte AkzelerationismusAus der Kapitalismus-Falle befreien!

Eine neue Theorieströmung sucht die Beschleunigung im Kapitalismus. Der Akzelerationismus will eine linke Politik der Zukunft.

Kapitalismuskritik auf einer Demo in Bochum. Bild: dpa

I n den letzten 40 Jahren wurde die Vision eines ständigen Fortschritts unserer Gesellschaft bitter enttäuscht. Der seit den 1970ern und 1980ern immer aggressiver auftretende Kapitalismus, der in den 1990ern endgültig gesiegt zu haben schien, steht seit den späten 2000er Jahren vor massiven Problemen.

Heute ist es Common Sense, dass der Kapitalismus unsere Umwelt weiter zerstört, die Einkommen stagnieren, die Situation am Arbeitsmarkt prekärer wird, Pensionen immer unsicherer werden und Ungleichheit und Ausbeutung die Schwächsten unserer Gesellschaft immer stärker treffen werden. Ungefähr so sieht unsere „Zukunft“ in einer von der neoliberalen Ökonomie gesteuerten Politik aus.

Diese Auslöschung von Zukunft beobachten wir auch im Konservativismus großer Teile der politischen Linken, die sich verzweifelt darauf beschränkt, Überbleibsel des sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaats zu bewahren. „Gegen Austerität!“ lautet der beschauliche Schlachtruf des linken Mainstreams heute.

Die etablierte Linke in den führenden europäischen Nationen stützt sich fast ausschließlich auf eine ängstliche Politik, statt ein positives Projekt einer tatsächlich gerechten Gesellschaft zu verfolgen. Parallel dazu werden die an und für sich lobenswerten sozialdemokratischen Langzeitziele beständig durch den Einsatz innovativer Finanzinstrumente und einen stark flexibilisierten Arbeitsmarkt unterwandert. Gegen die nach der Finanzkrise von 2008 nur noch gewachsene Gier des Neoliberalismus kann die gute alte sozialdemokratische Politik höchstens kleine Teilerfolge verzeichnen.

Gleichzeitig zeigt sich an zahlreichen Erhebungen weltweit – von Griechenland bis Spanien, von den USA bis Großbritannien, von Brasilien bis in die Türkei, von Sudan bis Ägypten –, dass es doch noch einen Sinn für Zukunft gibt, eine Zukunft, die aber erst – und zwar nach ganz neuen Maßstäben – konstruiert werden muss. Für dieses offensive Begehren scheint uns „Akzelerationismus“ eine passende Antwort. Akzelerationismus ist der Name für ein neues (und gewiss in vielem noch unausgefeiltes) Projekt für eine linke Politik der Zukunft.

Mehr Leidenschaft

„Akzeleration“

ist im Merve Verlag erschienen (96 Seiten, zehn Euro). Das von Armen Avanessian herausgegebene Buch enthält u. a. das Manifest des Akzelerationismus von Nick Srnicek und Alex Williams. Mehr auf www.accelerationism.wordpress.com.

Zukunft wieder als zentrales Thema zu reklamieren bedeutet zugleich, gegen die Zukunftsvergessenheit in den von pessimistischen Kräften bestimmten politischen Parteien anzugehen; und gegen die Missverständnisse der bürgerlichen Presse, die Akzelerationismus mit althergebrachten Kategorien kritisiert und dabei untauglich gewordene Oppositionen bemüht: entweder die Horizontalität von Netzwerken oder die Vertikalität der alten Gewerkschaften, entweder die vorhandene parlamentarische Demokratie oder die Gefahr eines autoritären Staates, entweder praxisferner technologischer Utopismus oder letztlich apolitischer Primitivismus. Dazwischen soll es dem politischen Mainstream zufolge keine Optionen geben; alles andere sollen naive Träumereien oder frivole Hipster-Attitüden sein.

Einige Kommentatoren haben sich sofort bemüßigt gefühlt, Akzelerationismus als realitätsfernen Intellektualismus oder modischen Unsinn zu diffamieren. Aber ist es nicht ziemlich elitär, neue politische Ideen, nur weil sie von einer jüngeren Generation und etwas leidenschaftlicher als üblich vorgetragen werden, als Zeichen mangelnder Seriosität zu verstehen und – in Zeiten ständig abnehmender Parteimitgliedschaften und zunehmender Apathie der Wähler – stattdessen stur an den alten Konzepten festzuhalten?

Die von akzelerationistischem politischem Denken angefachte Leidenschaft ist eine Erinnerung daran, dass eine Zukunft, die ihren Namen verdient, durchaus denkbar und realisierbar ist. Auf ganz unterschiedlichen Feldern (Politik, Kunst, Biologie, Kunst etc.) arbeiten heute unzählige Menschen an einer Welt, die sich von den Motivationen des Kapitalismus löst. Und warum sollte das eigentlich nicht möglich sein?

Freiräume außerhalb des Zwangs

Ein konkretes Beispiel ist die Rückkehr des alten, schon von Karl Marx und John Maynard Keynes gehegten Traums einer massiven Reduktion der Arbeitszeit. Das und ein allgemeines Mindesteinkommen könnte ungeahnte politische Folgen haben: neue Freiräume außerhalb des Zwangs, immer mehr und immer länger zu arbeiten, und nicht mehr in der ständigen Sorge um sein Einkommen zu leben. Es wäre ein Triumph akzelerationistischen Realitätssinns, wenn die Medien endlich aufhören würden, Rationalisierung und Automatisierung nur als tragischen Verlust von Arbeitsmöglichkeiten darzustellen.

Wir haben einen Punkt in der Menschheitsgeschichte erreicht, an dem eine immense Zahl an Tätigkeiten automatisiert werden kann. Arbeit um der Arbeit willen ist eine (regressive) Perversion und nichts anderes als eine (rückwärtsgewandte) Ideologie, die den Menschen durch die kapitalistische Arbeitsethik aufgezwungen wird.

Akzelerationismus bedeutet dagegen die Suche nach Auswegen: Das Potenzial der Menschen muss sich aus der Falle des gegenwärtigen Kapitalismus befreien!

In einem entwickelten Land wie den USA könnten, einer jüngst veröffentlichten Studie der Universität Oxford zufolge, automatisierte Systeme in den nächsten zwanzig Jahren 47 % aller Tätigkeiten übernehmen, für die heute noch menschliche Arbeitskraft benötigt wird. Wir wissen noch nicht, was die genauen Konsequenzen daraus sind, aber so viel ist klar: Dem uns bekannten Konsumkapitalismus steht eine schwere Krise bevor, die er nicht so leicht überleben wird.

Fast forward

Der Ausgang dieser Krise hängt ganz davon ab, wie wir uns politisch zu den neuen Technologien verhalten, z. B. ob die linken politischen Parteien ihren tendenziellen Analphabetismus in Sachen Wissenschaft und Technologie überwinden und zu progressiven Antworten auf aktuelle Fragen finden werden. Wenn wir wirklich in einer anderen Welt leben wollen, dann müssen wir alles technologische Potenzial nutzen, um über den real existierenden Kapitalismus hinauszugelangen: Die Fragen lauten, was denn eigentlich heute Arbeit bedeutet, was eine Gesellschaft als Gewinn oder Wert berechnet und welchen Teilen der Bevölkerung die Vorteile der technologischen Entwicklung zugutekommen sollen.

Ein akzelerationistisches politisches Denken plädiert für eine Abkehr von defensiven Strategien einer notdürftigen Sicherung des (ohnedies nur für einige wenige in der westlichen Welt gültigen) Status quo – eine Haltung, die sich sowohl an den immer konservativeren parteipolitischen Ausrichtungen als auch an der lokalistischen Nischensuche radikalerer linker oder ökologischer Gruppierungen ablesen lässt. Stattdessen sollte eine durch akzelerationistischen Optimismus angefeuerte linke Politik an ihre Wurzeln in der Aufklärung und an deren rationalistische und universalistische Utopien anschließen.

Die Idee einer kollektiven Arbeit der Menschheit an sich selbst bedeutet eine positive Vision der Zukunft anstelle des gegenwärtigen ökonomischen Systems und seiner politischen Instandhaltung. An die Adresse all jener, die sich der letztlich esoterischen Fantasie hingeben, unsere zahlreichen Krisen würden sich durch lokale Teilmaßnahmen wieder in Luft auflösen, gilt es darauf hinzuweisen: Eine Lösung der gegenwärtigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Probleme ist nur als Umgestaltung einer in ihrer ganzen Komplexität verstandenen Welt möglich.

Anstelle eines folkloristischen Lokalismus sollten wir eine Politik vorantreiben, die auf Automatisierung der Arbeit, radikale Arbeitszeitverkürzung und ein garantiertes Mindesteinkommen für alle setzt. Diese Vorschläge bilden eine Alternative zu der gegenwärtig dominanten, letztlich konservativen Antiausteritätspolitik.

Nur wenn Modernisierung wieder synonym mit linker Politik wird, nur wenn wir die Zukunft wieder für uns reklamieren (statt nach Nischen zu suchen, die Schutz bieten sollen), nur wenn wir die Welt anders verstehen, nur dann können wir sie auch ändern.

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37 Kommentare

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  • Teil 2:

     

    Es ist Fakt das wir (siehe Zirkelschluss) im Trüben fischen. Dann kommt noch dazu das wirklich jeder gefordert ist ganz Konkret seine Wünsche mitzuteilen, für ihn unabdingbare Notwendigkeiten zu benennen und diese ebenfalls zu analysieren und aus allen diesen Informationen Organisationsformen zu entwickeln. Oder um es sich einfacher zu machen, hier wirklich eine durch Geld finanzierte Lebensbasis i.e. Bedingungsloses Grundeinkommen zu schaffen, wobei dies aber nur innerhalb organisatorischer Abgrenzungen (s.o.) funktioniert und die im Regen stehen lässt, die nicht zum erlauchten Kreis derer gehören die sich schon so weit bereichert haben, dass sie es sich leisten können. Zur zeit schwimmen die Staaten auf ihrer Bevölkerung und ich denke es wäre eine gute Idee, wenn dieses Schwimmen, was letztendlich nicht zu ändern sein wird, global synchronisiert und etwas schlauer und angepasster von Statten gehen würde, nur können wir es uns dafür nicht erlauben eifersüchtig auf unseren Daten, Wünschen und Informationen sitzen zu bleiben und sie für uns zu behalten, das macht absolut keinen Sinn und erhält nur Willkür, Mutmaßung und die Möglichkeit der Ausbeutung für abgegrenzte Bedürfnisse.

    • @Stefan Blanke:

      Mist, hab die Kette verbockt. Teil 1 und Zusammenhang gibt's unten.

  • M
    Mario

    Ich ghlaube die meinen mit Akzententuralismus eigentlich Wachstum ...

  • V
    Verwirrung

    Wieso wird keine Demokratisierung der Wirtschaft gefordert? Komplizierte neue Begriffe verwirren nur.

  • Also nicht mehr verlangsamen und S-Bahn still legen, sondern Schneller als 10.000 Sonnen!

  • D
    D.J.

    @Apokalyptiker,

     

    "Werktäglich "rutschen" per Autobahnen ca 100.000 Pendler aus der Gegend Duisburg-Essen-Dortmund rüber in die Region Düsseldorf-Köln und umgekehrt. Muß wohl das reine Vergnügen sein , aber irgendwie doch Schwachsinn , oder ?"

     

    Als Nichtautobesitzer hatte ich das Vergnügen, mit ÖPNV diese Pendelei von der Ruhr an den Rhein zu machen, als ich zeitweise in Köln arbeitete. Zu bestimmten Zeiten mindestens ebenso unerträglich. Damit beim Thema: Etwas mehr Kapitalismus würde dem Staatsunternehmen Bahn sicherlich gut tun.

    • @D.J.:

      Kleines Mißverständnis : I c h schreibe das a u c h dem bescheuerten zukunftsunfähigen System zu , dass überhaupt so viele Menschen (sich selbst und umweltgefährdend/zerstörend) über solche Strecken (in Ballungsräumen !!) pendeln ("müssen") . Warum ? Weil es für 95 von 100 von ihnen auch gleichartige/gleichwertige Arbeit in der näheren Wohnregion gibt .

  • L
    Leben

    Apokalyptiker, was ist mit der hiesigen Lebenserwartung, die von 1871 37 Jahre (Männer 36, Frauen 38) auf 2009 gut 80 Jahre (Männer 78, Frauen 83) gestiegen ist?

     

    Kleinere Zeitabschnitte zum Selbernachgucken aus meiner Quelle (Pdf):

    https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Sterbefaelle/Tabellen/Lebenserwartung.pdf?__blob=publicationFile

    • @Leben:

      Mal abgesehen von den Millionen Menschen vor uns , die bis zum Schmieden-Können der Krupp'schen "Dicken Berta" (für Beschießung von Paris 1872) für die Herausbildung des Kapitalismus unfreiwillig durch die Hölle gegangen sind (ubiquitäre Kinderarbeit , zB auch in Gruben - nur als Beispiel) -- ist der Verweis auf den erreichten aktuellen Lebensstandard kein Grund , intellektuell die Augen davor zu verschließen , dass das kapialistische Wirtschaftssystem auf dem Weg Rückwärts ist : ihm geht der unabdingbare Lebenssaft aus - das Wachstum . A propos : in griechischen Kliniken fehlt es teilweise schon am Nötigsten , "nur" mangels "Finanzierbarkeit" ...

      • L
        Leben
        @APOKALYPTIKER:

        Apokalyptiker, tut mir leid, ich habe keine Lust mehr, mit Ihnen zu diskutieren. Das Geschichtsdatum ist falsch, Totschlagargumente (Folter, Armut) und Emotionalität - wir kennen uns nicht, sie können kaum wissen, wo ich hinschaue, ich bin außerdem nicht intellektuell - machen mir das Diskutieren zu umständlich. Unter anderen Artikeln auf taz.de über den Umgang mit Kapitalismus erlebte ich mehr Diskussionsfreundlichkeit.

         

        taz.de: klasse, dass Web-Links inzwischen angenehm in den Fließtext eingefügt werden können. Danke. Fehlt nur noch eine schöne Druckfunktion! Dann könnte ich mir Artikel zum Nachdenken für unterwegs leichter ausdrucken ohne Rücksicht auf teuere Elektronikgeräte und mit Markieren in echter Farbe, Durchstreichen, Bekritzeln, Aufbewahren, Anknautschen, Falten, Zerschneiden, Zerknüllen, Entknüllen, Zerreißen und von Hand zu Hand reichen.

        • @Leben:

          Teil 1:

           

          Schade, dass das Leben schon gegangen ist.

          Die Steigerung der Lebenserwartung ist natürlich dem "Wohlstand" und der wissenschaftlichen/technischen Entwicklung geschuldet. Gibt nichts daran zu drehen, dass es in der jetzigen Ausprägung aber eher ein Glückspiel ist, auf Ausnutzung aufbaut etc. Und der Kapitalismus kennt eine Richtung, ist dem wirklich so?

           

          Für mich (auch wenn ich vielleicht ein paar historische Informationen gebrauchen könnte) sieht es eher so aus, dass hier eher etwas gewachsen ist und sich dabei nicht um eine stabile Basis gekümmert hat, einfach weil ein weitergehender Wunsch nach Zusammenhang fehlt. Es wird auf die Toleranz dieses Planeten und die Toleranz eines Systems gesetzt, was dazu führt, dass diese Toleranz nicht oder nur extrem schwer fassbar wird. Diesem dem System eigenen Zirkelschluss, den man auch einfach Verantworungslosigkeit oder Kurzsichtigkeit nennen könnte, stehen wir gegenüber. Zusammenhänge werden nur genutzt wenn sie "Gewinn" versprechen, ansonsten ist Geheimhaltung und Ignoranz an der Tagesordnung. Das dies Mechanismen der Kriegsführung sind, Motivation durch Fokussierung auf natonalistische oder anderweitig abgrenzende Konstruktionen erzeugt wird, dürfte niemandem, der einigermaßen klar im Kopf ist, entgangen sein. Für mich ist der einzige Ausweg aus dieser kapitalistischen Pseudo Evolution ganz klar die Schaffung von echtem Zusammenhang, was notwendiger Weise bedingungslose Kommunikation bedeutet, bedingungslose Erhebung von Daten und deren Verarbeitung. Und dies nicht zum Zweck der Unterdrückung, sondern um ganz klar zu wissen wo man steht, was Sache ist.

          • @Stefan Blanke:

            Teil 2:

             

            Es ist Fakt das wir (siehe Zirkelschluss) im Trüben fischen. Dann kommt noch dazu das wirklich jeder gefordert ist ganz Konkret seine Wünsche mitzuteilen, für ihn unabdingbare Notwendigkeiten zu benennen und diese ebenfalls zu analysieren und aus allen diesen Informationen Organisationsformen zu entwickeln. Oder um es sich einfacher zu machen, hier wirklich eine durch Geld finanzierte Lebensbasis i.e. Bedingungsloses Grundeinkommen zu schaffen, wobei dies aber nur innerhalb organisatorischer Abgrenzungen (s.o.) funktioniert und die im Regen stehen lässt, die nicht zum erlauchten Kreis derer gehören die sich schon so weit bereichert haben, dass sie es sich leisten können. Zur zeit schwimmen die Staaten auf ihrer Bevölkerung und ich denke es wäre eine gute Idee, wenn dieses Schwimmen, was letztendlich nicht zu ändern sein wird, global synchronisiert und etwas schlauer und angepasster von Statten gehen würde, nur können wir es uns dafür nicht erlauben eifersüchtig auf unseren Daten, Wünschen und Informationen sitzen zu bleiben und sie für uns zu behalten, das macht absolut keinen Sinn und erhält nur Willkür, Mutmaßung und die Möglichkeit der Ausbeutung für abgegrenzte Bedürfnisse.

  • D
    D.J.

    "Heute ist es Common Sense, dass ... die Einkommen stagnieren, ..."

     

    Das mag für viele entwickelte Industrieländer zutreffen, doch keinesfalls für einen Großteil der Schwellenländer, wo die Einkommen in den letzten 20 Jahren rapide gestiegen sind. Und auch in den meisten der ärmsten Länder ist der Hunger zurückgegangen (Ausnahmen freilich vom Krieg gebeutelte Länder). Auch wenn es die Apokalyptiker nicht gern hören wollen.

  • L
    Luftblasen

    Der Texz liest sich wie eine Übung, wie viele Luftblasen und bedeutungsleere -ismen man in einem Text unterbrinegn kann. Ich habe mal wieder den Eindruck, daß sich da jemand gewaltig amüsiert, daß sein Text überhaupt ernst genommen wird.

     

    Also Arbeitszeitverkürzung und bedingungsloses Grundeinkommen, schön, aber das haben auch schon andere Leute vorgeschlagen, soo avantgardistisch ist das kaum...

  • T
    Teresa

    Was sagt es über die TAZ, dass dieses Bändchen schon vor Wochen in der FAZ besprochen wurde?

    Neu ist der Akzeleration jedoch wahrlich nicht: es ist der alte Zopf davon dass die Entfaltung der Produktivkräfte uns ins Paradies führt - nun in der Deleuze variante.

  • > In den letzten 40 Jahren

    > wurde die Vision eines

    > ständigen Fortschritts

    > unserer Gesellschaft bitter

    > enttäuscht.

     

    Vor 40 Jahren, ach was, vor 20, gingen Klassenreisen in Landschulheime im Teutoburger Wald, gewagte Hochzeitsreisen vielleicht mal nach Norditalien, Röntgengeräte waren dicke, bedenklich strahlende Bomber, Kernspintomographie und Endoskopie Fremdworte. Auf Bücher und Musik hatte man zu sparen, jedenfalls waren sie keine hinterhergeworfenen "Commodities". Autos waren weit weniger Sicher, die Anzahl der Verkehrstoten bei 13.000, nicht bei 3000 (bei erheblich mehr Verkehr). Fahrräder hatten -mit Glück- 3 Gänge.

     

    So. Und jetzt einfach mal nachgucken, was heute, auch für Normalverdiener, Kassenpatienten, Schüler/Studenten/Rentner so erschwinglich, normal oder zumindest machbar ist...

    • @FranKee 【Ƿ】:

      Jaaa , Wahnsinn ! Dieser Fortschritt ! In nur 20 bis 40 Jahren ! Und das ,wollen Sie damit sagen , wäre ohne Kapitalismus nicht möglich . Dazu bräuchten Sie aber in Ihrer Metaphysik noch den Lehrsatz : "Ohne Kapitalismus hätte der menschliche Geist breit und faul in der Hängematte gelegen , aber sicher nicht Wissenschaft und HighTech weiter betrieben ."

       

      Übrigens . Der automobile Individualverkehr war damals schon der reine , n i c h t zukunftsfähige größte Idiotismus der Menschheit . Dazu kleiner Ausschnitt zum Genießen : Werktäglich "rutschen" per Autobahnen ca 100.000 Pendler aus der Gegend Duisburg-Essen-Dortmund rüber in die Region Düsseldorf-Köln und umgekehrt. Muß wohl das reine Vergnügen sein , aber irgendwie doch Schwachsinn , oder ?

    • C
      cosmopol
      @FranKee 【Ƿ】:

      Mmh, wärst du über den ersten Satz hinausgekommen, würde dir klar sein, dass diese Aussagen am Thema vorbeigehen...

       

      Es geht hier um sozialen Fortschritt. Oder anders:

       

      Since 1936 I have fought for wage increases.

      My father before me fought for wage increases.

      Now I have a TV, a fridge, a Volkswagen.

      Yet my whole life has been a drag.

      Don’t negotiate with the bosses. Abolish them.

  • G
    Gast

    Puh, Das passiert gerade bei mir beim lesen:

    1. HURZ (Hape Kerkeling)

    2. Was haben die genommen? Das will ich auch.(Harry u. Sally)

    3. Was kann ich tun um den Text zu verstehen? (ich)

    4.Wenn ich es nicht schaffe den Text zu verstehen, welchen Grad der Behinderung kann ich dann wo beantragen? (auch ich)

    5. "Man muss es nicht verstehen. Es gibt ein richtiges Leben im falschen. Komm jetzt ins Bett. Aber akzelerativ! Wir müssen morgen früh aufstehen." (mein Betthasi)

    Gute Nacht

  • RD
    Rainbow Dash

    Hey ein Tipp. Lest erstmal ein paar Bücher, richtig gute, kluge Bücher (Marx, Adorno, Federici, Kurz, Postone etc.) und dann reden wir weiter über euren Unsinn? Da sind derart viele theoretische, methodische, didaktische und philosophiegeschichtliche Fehler aneinandergerreiht und zusammen braut sich dann natürlich nichts brauchbares, sondern nur post-moderne Todessehnsucht und Untergangsromantik.

  • S
    smukster

    Wenn die gesellschaftliche Debatte dadurch angeheizt wird: Wunderbar! Neu ist daran aber nur das Etikett - oft genuegt das aber bekanntlich fuer eine nachhaltige Belebung alter Ideen, siehe Kapitalismus/ Soziale Marktwirtschaft.

     

    Frage: "alles technologische Potenzial" - bezieht sich das auch auf Gentechnik, Fracking, CCS, VDS, Atomfusion usw.? Vermutlich nicht, aber...

  • C
    cosmopol

    Liebe Leute, ihr seid doch garnicht mal so sehr die "Junge Generation" (sondern so in eurer Lebensmitte bis darüber hinaus) ... und trotzdem schwenkt mensch bei euren Texten so beharrlich zwischen (selten) "ja, das ist es" und (oft) "ach nee, doch nur der olle Leninismus in neuen Schläuchen". Der sich zudem an der Sozialdemokratie und an der Strohpuppe Primitivismus abarbeitet, trollig.

     

    Also erstmal liest sich das hier wie jedes andere bekloppte Avantgarde-Theorie-Flugblatt für die Tonne. Ihr werft mit zentralen Begriffen um euch und der*die geneigte Leser*in soll das dann recherchieren – und eure Definition derselben aus der Kristallkugel lesen.

     

    Dann: den Kapitalismus auf der Höhe der Produktionsmittel überwinden zu wollen ist nichts neues, das wollte schon der olle Marx und Lenin, Stalin, Mao etc stehen auch nicht gerade für Fortschrittsfeindlichkeit. Dummerweise kommen seitdem noch ein paar herrschaftskritische, ökologische und technikkritische Erwägungen hinzu, die auch bzgl Automatisierung ein Wörtchen wert wären und ihr mal eben unter den Tisch kehrt. Solange wie das passiert doch lieber Walter Benjamin. ;)

    • LK
      Lukas K
      @cosmopol:

      Erst über die textinheränte beliebigkeit meckern und dann selbst Kritik formulieren, die man bestenfalls per Kaffesatz entschlüssen kann, nicht sehr konsequent.

      • C
        cosmopol
        @Lukas K:

        Möglich. Bei Fragen, fragen. ;)

    • C
      cosmopol
      @cosmopol:

      Es gibt da so ein paar Sachen aus eurem Manifest ( http://syntheticedifice.files.wordpress.com/2013/06/beschleunigungsmanifest.pdf )... Medien alle unter öffentliche Kontrolle (ist das mit Absage an die Horizontalität, dem Wunsch nach einer neuen Autorität dann der Staat?), neues Proletariat konstituieren (und ich dachte der Klassengedanke hätte ich geöffnet), Überwindung einer "Fetischisierung von Offenheit, Horizontalität und Inklusion" (nö, mehr davon) lesen sich erstmal ziemlich bescheuert. Ihr wollte das die Linke wieder die "Welle der Zukunft" wird, und werft schüttet dann dasselbe Kind mit dem Bad aus wie die ollen Realsozialist*innen. Die primär zu verschulden habe, das Antikapitalismus heute mehr denn je einen schweren Stand hat.

       

      Bei anderen Punkten: kritischer Universalismus, kosmopolitische Perspektive, Technikfreundlichkeit, Weggang vom Bilderverbot, weg vom Arbeitsfetisch etc. kann mensch euch ja zustimmen. Aber nicht wenn ihr gleichzeitig alle Fortschritte, die die europäische Linke (jaja, wer sich als die radikale, neue Welle präsentiert muss auf all dem alten rumtrampeln) seit 1960 gemacht habt wieder loswerden wollt. Das ist nunmal nicht "neu" sondern abgefckt konservativ. Kann sein, das ich mich irre, aber das ist nunmal mein Eindruck.

       

      Interessant das ihr trotzdem so eine Medienpräsenz entwickelt. Gut vernetzt und Kohle? Naja, werdet doch mal 'n Tick reflektierter und konkreter, und macht dann was draus. ;)

      • @cosmopol:

        Sofern ich das richtig verstehe, geht es eigentlich um Machbarkeit, um die Möglichkeit von Modifikation zu einem Zweck. Also nicht rumbasteln an "Einzelheiten-Siegen" mit Geschmacksrichtung Links, sondern an der Überlegung wie die technischen Lösungen die jetzt im kapitalistischen Rahmen entwickelt werden, genutzt werden können und sie mit linken Ansprüchen zu fusionieren um nicht ein Gemisch zu erhalten, sondern sie wirklich auf die Linke seite zu ziehen, bzw. die prinzipiellen Makel aufzuheben. Dieses Denken stammt übrigens, soweit ich das als Programmierer beurteilen kann, aus der Tatsache das kein Programmierer wagen würde, "neo-liberal" zu denken, wenn er ein komplexeres Programm plant und erstellt, das wäre schlichtweg Wahnsinn. Die Zauberworte für Programmierer heißen möglichst hohe Flexibilität, Wartbarkeit und möglichst Fehlerfreiheit. Das dadurch entstehende Wissen, Training etc. Die Einsicht in auch komplexere Vorgänge und die Findung von Lösungen führt einen immer wieder zu dem Punkt, an dem man sich fragt wie blöd die Menschheit eigentlich ist, das was vorhanden ist nicht konsequent zu nutzen. Die Änderungen dafür, sind aus Sicht eines Programmierers, der logischer Weise die Notwendigkeiten nur nach Gesichtspunkten der Machbarkeit optimiert und dies auf der wirklichen, konkret vorhandenen Ebene was dieses Wort bedeutet, ohne wenn und aber, tut, eher minimal bzw. tägliches Brot.

        • @Stefan Blanke:

          Eine Einschränkung noch, die Computertunterstützung z.B. Im Bereich Börse, Daytrading etc. ist natürlich immer noch der lange Arm des Wahnsinns (so sehe ich das zumindest), das steht außer Frage. Aber es handelt sich hierbei um Kommunikationssoftware und statistische "Spielereien", sind also nur Verlängerungen und Kriegsmittel kapitalistischen Denkens, des Glückspiels, hier zu retten sehe ich persönlich als aussichtslos an, solange dort nicht echter Bedarf involviert ist und sich an den virtuellen Eigenschaften von Geld orientiert wird. Führt dann im Endeffekt wieder zu dem klassischen Problem das der Akzelerationismus mit dem Primitivismua teilt. Was machen wir mit den Strukturen die eigentlich sinnlos, künstlich dem Selbsterhalt des Kapitalismus dienen, zur virtuellen Gewinnschöpfung geschaffen sind. Das eine derartige Welt sich kulturell neu orientieren muss, erst einmal neu lernen muss auf Basis der Sicherheit der eigenen Existenz und der Selbstverantwortung für Freiheit zu leben, dürfte klar sein und wohin das alles führen kann diese Basis zu haben, kann auch ich mir nur erträumen.

          • C
            cosmopol
            @Stefan Blanke:

            Hey Stefan, den in deinem ersten Teil beschriebenen Aspekt kann ich so unterschreiben. Ich würde aber unterstellen, dass die bisherige Linke das auch zumindest teilweise so auf dem Schirm hat. Spannend ist hier zB der Keimform-Blog.

             

            Zum zweiten bliebe vielleicht zu sagen, das wir uns die Welt nicht aus der Perspektive einer befreiten Gesellschaft einrichten können, sondern das es umgekehrt läuft. Also Konzepte einer solchen mit der Realität konfrontieren und immer wieder modifizieren bis es passt.

             

            Orientierung an "Geld" in welcher Form auch immer sehe ich hier nicht so sehr als Problem, wie die angedeutete Rücknahme eines radikaldemokratischen Turns einer (neuen, eurokommunistischen, emanzipatorischen) Linken.

            Computereinsatz für eine bedürfnisgerechte Ökonomie (wird sich ja zB auf Cybersyn in Chile berufen) etc. ist ja super. Aber wenn jemand "Horizontalitätsfetische" kritisiert, lässt das Übles ahnen.

              • C
                cosmopol
                @Stefan Blanke:

                Gut, dass da eine kleine Notbremse/verzögerte Beschleunigung im Spiel war. Sonst wären sie wohl, wie alle anderen, draufgegangen. ;)

  • "...sollten wir eine Politik vorantreiben, die auf Automatisierung der Arbeit, radikale Arbeitszeitverkürzung und ein garantiertes Mindesteinkommen für alle setzt."

     

    Nur paar gaaanz dumme Fragen : Wer sollte dieses "wir" sein ? "Wir"

    a l l e ? Quatsch . "Wir" , eine übersichtliche , weit verstreute Anzahl von sich (noch) nicht kennenden "Wissenden" der Massenbewegung "Akzelerationismus" ? mmh . Müßten die erst mal im Bundestag sitzen , um die kapitalistisch fungierenden Unternehmen dazu zu bewegen , die Automatisierung der Arbeit schneller als bisher voranzutreiben ? (zweifach utopisch) . Und das garantierte Mindesteinkommen , in der Zwischenzeit (vor der Abschaffung des Kapitalismus...) - Wer sollte das wie aufbringen ? Methode "Perpetuum mobile" ? Gelddrucken ?

    Der 'akzelerationistische Optimismus' ist nur eine weitere Variante von apolitischer Wolkenkuckucksheimerei .

  • Pföööööhn. Aber nicht neu, oder? Im übrigen ist es wurscht wie viel Arbeit automatisiert ist, finde ich. Bedingungslosen Grundeinkommen ist natürlich die Basis für echte Freiheit, echtes Arbeiten im Kontext des Mensch-Seins mit der rückgewonnen Ehre etwas für alle tun zu können. Magengeschwüre gibts dann nicht mehr. Was ich noch vorschlagen würde, bzw. was eh dann irgendwann logischer Weise geschehen würde, ist der Ersatz von Geld durch Daten, Daten die wieder objektgebunden sind und kein abstrakter Joker, Daten und die dadurch repräsentierten Dinge, die durch Computeruntertützung im Transport, Herstellung usw. dezentral organisiert werden könnten und zwar in einem Netzwerk das auch die "Bestellung" von echtem, konkret vorhanden Bedarf dezentral erlaubt.

    Nennen wir dieses Netzwerk doch mal vorausschauend "Das Internet". Es ist klar, dass Ansätze für diese Software schon existieren, fehlt nur noch, dass nach den Dingen wirklich gefragt wird, was natürlich die einzige Möglichkeit sein wird die Ressourcen dieses Planeten zu schonen, wenn es nicht zu Inseln des Wohlstands kommen soll, die rücksichtslos die Dinge verbraten die eigentlich allen gehören und (Wahl)freiheit durch Überangebot und Ungeduld definieren, somit ist es nur logisch, dass es um globales Bewusstsein geht. Amen.

    • S
      Spottdrossel
      @Stefan Blanke:

      Also äääehrlich , Stefan Blanke , ... Sie sollten erst mal was gegen Ihre Logorrhoe unternehmen , bevor Sie sich an solchen Menschheitsfragen versuchen . So wie jetzt sind Sie wirklich keine Zierde für das taz-Forum , ja .

      :-)

      • @Spottdrossel:

        Also ehrlich, das hätten Sie mir nicht auch früher sagen können?

        Ich mein ich racker mich hier ab und wofür? Für ne Vase mit Blümchen... echt... so was blödes...

  • B
    Banause

    schön wäre, wenn der Begriff Akzelerationismus wenigstens mal erklärt, mindestens aber übersetzt worden wäre.

    • @Banause:

      Der Begriff meint wohl wie das englische "accelerate" sowas wie Beschleunigung.

      Ich dachte zuerst, dass diese Bewegung den unausweichlichen Kollaps des Kapitalismus einfach nur schneller herbeiführen will :-D

      • @vøid:

        >>Ich dachte zuerst, dass diese Bewegung den unausweichlichen Kollaps des Kapitalismus einfach nur schneller herbeiführen will