DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Rotzopfverbot

WAS SAGT UNS DAS? Demonstranten dürfen sich nicht als Pippi Langstrumpf verkleiden

Für Generationen von Kindern war Pippi Langstrumpf ein Vorbild: stark, anarchisch, unabhängig. „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“, lautet ihr berühmtester Spruch. Lange bevor sich das traditionelle Rollenbild der Frau zu wandeln begann, schuf die Autorin Astrid Lindgren mit der Kinderbuchfigur Pippi ein Symbol für weibliche Emanzipation.

Als solche ist Pippi Langstrumpf auch 70 Jahre nach dem ersten Erscheinen ihrer Roman-Abenteuer noch immer präsent. Sie aber einfach so in den Dienst der Gleichberechtigung zu stellen, das geht nicht, wie nun der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) feststellen musste: Zum heutigen Equal Pay Day rief er zu einer Demo für Lohngleichheit auf. Motto: „Wie Pippi Langstrumpf wollen wir unabhängig sein“, kommen sollten alle „frech und bunt“ als Pippi verkleidet. Das jedoch passte Lindgrens Erbengemeinschaft nicht: Deren in Hamburg ansässiger Anwalt wies den DGB darauf hin, dass eine nichtlizensierte kommerzielle oder politische Nutzung der Figur Pippi Langstrumpf untersagt ist. Woraufhin der DGB die Aktion aus Sorge vor rechtlichen Konsequenzen absagte.

Schon mehrfach hatte die Erbengemeinschaft in der Vergangenheit erfolgreich gegen die lizenzfreie Verwendung der Figur Pippi Langstrumpf geklagt. In Hamburg aber ging es nicht um die kommerzielle Vermarktung von Leberwurst oder Spielzeug mit Hilfe der beliebten Kinderbuchfigur, sondern um ein politisches Anliegen. Darum, ein Zeichen dafür zu setzen, wofür die Figur Pippi Langstrumpf immer stand: Gleichberechtigung.

Die Erbengemeinschaft sieht das anders: Pippi solle von keiner politischen Richtung vereinnahmt werden können, sagte der Anwalt der Erbengemeinschaft. Die Welt aus eigener Kraft besser machen, das wollte Pipi Langstrumpf. Die Erben von Astrid Lindgren wollen sich einfach nur heraushalten. DOMINIK BRÜCK